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Das Phonak EduLink-System bei Schulkindern mit auditiven Selektionsstörungen
The Phonak EduLink-system in school-aged children with specific performance deficits in speech-in-noise intelligibility
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Published: | September 15, 2005 |
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Zusammenfassung
Als therapeutische Interventionen bei Störungen der auditiven Selektionsfähigkeit werden u.a. kompensatorische Ansätze zur Verbesserung der Signalqualität diskutiert. Kontrollierte Therapiestudien liegen hierzu nicht vor.
Dargestellt werden eine über drei Jahre angelegte kontrollierte prospektive Interventionsstudie zur Überprüfung der Effektivität des seit Mitte 2004 verfügbaren Phonak EduLink-Systems sowie die ersten Ergebnisse von drei Probanden mit prominenter auditiver Selektionsstörung nach sechs Monaten Tragedauer.
Die Akzeptanz der FM-Anlage wurde von den Kindern und ihren Eltern als sehr gut (Schulnote 1,3) bewertet. Die schulische Situation hatte sich bei allen entspannt, die Schulnoten in den Hauptfächern waren leicht verbessert. Leistungssteigerungen lassen sich in der Konzentration und Aufmerksamkeit (Diagnosecheckliste zum hyperkinetischen Syndrom, Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung) und in der verbalen Lern- und Merkfähigkeit(Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest) nachweisen. Nicht einheitlich sind die Veränderungen in den audiologischen Tests (Sprache im Störschall, B.I.L.D.-Test, OLKI im Störgeräusch in der Regensburger Variante). Die logopädischen Untersuchungsergebnisse zur Lautanalyse, -synthese und -differenzierung sowie der Hör-Merkspanne sind wie die Skalenwerte im Frankfurter Kinder-Selbstkonzept-Inventar und in der deutschen Fassung der Child Behavior Checklist unverändert.
Text
Einleitung
Als therapeutische Interventionen bei Störungen der auditiven Selektionsfähigkeit werden vor allem kompensatorische Ansätze zur Verbesserung der Signalqualität diskutiert [Ref. 1]. Kontrollierte Therapiestudien liegen hierzu nicht vor. Seit Mitte 2004 steht mit dem Phonak EduLink eine FM-Übertragungstechnik zur Verfügung, die speziell für die Behandlung von Kindern mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) konzipiert wurde. Das System soll ungünstige Eigenschaften der Raumakustik und Hintergrundgeräusche für eine bessere Sprachdiskrimination reduzieren.
Ziel der hier vorgestellten kontrollierten prospektiven Interventionsstudie ist die Überprüfung der Effektivität des Phonak EduLink-Systems im Hinblick auf subjektive und objektive audiologische, logopädische und psychologische Erfolgskriterien.
Speziell soll an einer Subgruppe von Patienten mit AVWS, den Patienten mit auditiven Selektionsstörungen, geprüft werden, ob sich
• die Höranstrengung und/oder deren sekundäre Folgen verringert,
• sich die Leistungen in der auditiven Selektion verbessern,
• sich Veränderungen in spezifischen phoniatrisch-logopädischen und psychologischen Variablen ergeben.
Methodik
In einem Zeitraum von 36 Monaten werden bis zu 20 Probanden der 1. bis 4 Schulklasse mit bei uns diagnostizierter prominenter auditiver Selektionsstörung unter Berücksichtigung strenger Ein- und Ausschlusskriterien über sechs Monate mit dem Phonak EduLink-System versorgt und dann einem Retest audiologischer, phoniatrisch-logopädischer und psychologischer Funktionen unterzogen. Neben diesen Variablen werden die Tragedauer des Systems sowie Eigen- und Fremdbeurteilungen (Eltern und Lehrer) zur Akzeptanz und Höranstrengung und damit einhergehenden sekundären Faktoren (Selbstkonzept, Verhalten) durch standardisierte und nicht standardisierte Fragebögen erhoben. Eine Kontrollgruppe mit gleicher klinischer Auffälligkeit wird nach 6 Monaten ohne Trageversuch mit dem gleichen Inventar nachuntersucht.
Tabelle 1 [Tab. 1] gibt eine Übersicht über die eingesetzten Verfahren zum Zeitpunkt der Anpassung der Hörhilfe und nach sechs Monaten Tragedauer.
Ergebnisse
Zum Zeitpunkt der Drucklegung haben 3 Probanden das Untersuchungsregime vollständig durchlaufen.
Die Akzeptanz der FM-Anlage nach durchschnittlich 93 Tragetagen mit im Schnitt 4,6 Schulstunden täglicher Tragedauer wurde von den Kindern und ihren Eltern als sehr gut (Schulnote 1,3) bewertet. Die schulische Situation hatte sich bei allen drei Jungen deutlich entspannt, die Schulnoten in den Hauptfächern waren leicht verbessert. Leistungssteigerungen lassen sich in der Konzentration und Aufmerksamkeit (Diagnosecheckliste zum hyperkinetischen Syndrom, Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung) und in der verbalen Lern- und Merkfähigkeit nachweisen (Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest). Nicht einheitlich sind die Veränderungen in den audiologischen Tests zur auditiven Selektionsfähigkeit (Sprache im Störschall, B.I.L.D.-Test, OLKI im Störgeräusch in der Regensburger Variante). Die Untersuchungsergebnisse zur Lautanalyse, -synthese und -differenzierung sowie der Hör-Merkspanne sind wie die Skalenwerte im Frankfurter Kinder-Selbstkonzept-Inventar und in der deutschen Fassung der Child Behavior Checklist sind nahezu unverändert.
Diskussion
Für die drei bisher untersuchten Kinder hatte das Tragen des EduLink-Systems im Schulunterricht über sechs Monate nachweisbare positive Effekte für die Bewältigung ihres schulischen Alltags.
Unklar bleibt, ob der Nutzen einer solchen Maßnahme ausschließlich in einer Ergänzung der klassischen übenden und/oder metakognitiven Behandlungsansätze liegt (mit der Zielsetzung einer Verminderung der Höranstrengung im engeren Sinn) oder ob ihr ein eigenständiger therapeutischer Wert zugeschrieben werden kann (Veränderung der audiologischen Basisfunktionen der auditiven Selektion). Dazu werden erst die die Daten einer weitaus größeren Kohorte Hinweise liefern können. Den drei Kindern wurde die weitere Benutzung der Hörhilfe im Unterricht empfohlen.
Die Studie wird durch die Phonak AG (Schweiz) gefördert.