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21. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGPP

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie

10. bis 12.09.2004, Freiburg/Breisgau

Prävention bakterieller Meningitis bei CI-Versorgung: das Frankfurter Modell

Vortrag

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  • author presenting/speaker Christiane Hey - Phoniatrie und Pädaudiologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
  • M. Rose - Zentrum für Kinderheilkunde, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
  • V. Gall - Phoniatrie und Pädaudiologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
  • S. Zielen - Zentrum für Kinderheilkunde, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 21. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGPP. Freiburg/Breisgau, 10.-12.09.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgppV14

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Published: September 9, 2004

© 2004 Hey et al.
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Zusammenfassung

Im Jahre 2002 wurde von der Food and Drug Administration (FDA) ein vermehrtes Auftreten von Meningitiden bei Cochlea-Implant (CI) -Trägern verzeichnet. Dies wurde durch eine retrospektive Studie des Centers for Disease Control (CDC) bestätigt: Unter 4264 Kindern musste ein mehr als 30fach erhöhtes Erkrankungsrisiko für Meningitis nach CI-Versorgung verzeichnet werden. Als häufigster Krankheitserreger ließ sich Streptococcus pneumoniae isolieren, dessen Pathogenität u.a. von speziellen Wirtsfaktoren - z.B. schlechte Abwehrlage, Z.n. Meningitis - abhängig ist. Zur Evaluierung bestehender Impfempfehlungen hinsichtlich Pneumokokkeninfektionen wurden in der Klinik für Pädaudiologie in Zusammenarbeit mit der Kinderimmunologie 174 CI-Träger untersucht hinsichtlich ihres Immunstatus und ihrer Ansprechbarkeit auf die Impfstoffe: Pneumokokken-Polysaccharid-Vakzine (PPV23) und Pneumokokken-Konjugat-Vakzine (PCV7). Es wurde eine Einteilung bezüglich Patientenalter sowie der Genese der Schwerhörigkeit vorgenommen. Es zeigte sich u.a. im Alter von 2 - 5 Jahren eine signifikant immunogenere Wirkung des PCV7 sowie eine schlechtere Immunsituation bei postmeningeal Ertaubten. Daher empfiehlt es sich, alle CI-Träger bis zum 5.Lebensjahr sowie Patienten mit zusätzlichen Risiken über das 5. Lebensjahr hinaus nach einem kombinierten Pneumokokken-Impf-Schema: PCV7 und PPV23 zu immunisieren.


Text

Einleitung

Im Jahre 2002 wurde von der Food and Drug Administration (FDA) ein vermehrtes Auftreten von unklaren Meningitisfällen bei Cochlea-Implant (CI) -Trägern verzeichnet. Dies wurde durch eine retrospektive Studie des Centers for Disease Control (CDC) bestätigt: Unter 4264 Kindern musste ein mehr als 30fach erhöhtes Erkrankungsrisiko für Meningitis nach CI-Versorgung verzeichnet werden.

Als Riskofaktoren wurden dabei vor allem herauskristallisiert: Innenohr - Malformationen, die Verwendung einer Zwei-Komponenten-Elektrode, bereits durchgemachte Meningitiden sowie ein Patientenalter unterhalb von 7 Jahren.

Als häufigster Krankheitserreger ließ sich Streptococcus pneumoniae isolieren, dessen Pathogenität u.a. von speziellen Wirtsfaktoren - z.B. Immundefizite - abhängig ist.

Material und Methodik

Zur Evaluierung bestehender Impfempfehlungen hinsichtlich Pneumokokkeninfektionen wurden in der Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie des Universitätsklinikums Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit der Kinderimmunologie 174 CI-Träger untersucht, die im Kindesalter versorgt worden waren. Untersucht wurden dabei der Immunstatus: Gesamt IgG, IgG-Subklassen, Tetanus- und Hämophilus-Titer sowie spezifische Antikörper gegen 7 verschiedene Pneumokokken-Serotypen. Nach erfolgter Impfung mit Pneumokokken-Polysaccharid-Vakzine (PPV23) und Pneumokokken-Konjugat-Vakzine (PCV7) - in Anlehnung an bestehende Impfempfehlungen der Stiko und des CDC - erfolgte 4-6 Wochen nach Abschluss der Impfung eine Überprüfung der Ansprechbarkeit mittels Bestimmung spezifischer Antikörper gegen 7 verschiedene Antikörper.

Eine Einteilung des Patientenguts erfolgte bezüglich Patientenalter (< 2 Jahre; 2 - 5 Jahre; > 5 Jahre) sowie der Genese der Schwerhörigkeit (Meningitis; Malformationen, idiopathisch) vorgenommen.

Ergebnisse

1. CI-Träger mit Z.n. Meningitis wiesen überproportional häufig einen Mangel an IgG-Subklassen auf.

2. Diese Gruppe imponierte durch niedrige Pneumokokken-Antikörper-Titer.

3. Die Altersgruppe 2 - 5 Jahre sowie die Patienten mit einer schlechteren Immunsituation / postmeningeale Ertaubung profitierten signifikant mehr von der Impfung mit PCV7 verglichen zur Impfung mit PPV23.

Diskussion und Schlussfolgerung

Es ist bekannt, dass das kindliche Immunsystem bis zum 5. Lebensjahr noch nicht der Leistung eines Adulten entspricht.

Dem noch nicht voll ausgereiften Immunsystem eines Kindes erleichtert man die Induktion einer optimalen Immunantwort durch Darbietung des Impfstoffes in konjugierter Form. Zudem evoziert das PCV7 (Prevenar®) eine effektive T-Zell-abhängige Immunantwort und ermöglicht so einen Langzeitschutz.

Daher empfiehlt es sich, alle CI-Träger bis zum 5.Lebensjahr sowie Patienten mit zusätzlichen Risiken über das 5. Lebensjahr hinaus nach einem kombinierten Pneumokokken-Impf-Schema: PCV7 und PPV23 zu immunisieren.