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20. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGPP Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

12. bis 14.09.2003, Rostock

Power For Kids - Follow Up Studie: Bieten digitale Power-Hörysteme einen zusätzlichen Nutzen?

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  • corresponding author Horst Warncke - Oticon GmbH, Hellgrundweg 101, 22525 Hamburg, Tel.: 040 / 84 88 84 30; Fax.: 040 / 84 88 84 44

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 20. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGPP. Rostock, 12.-14.09.2003. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2003. DocP14

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgpp2003/03dgpp055.shtml

Published: September 12, 2003

© 2003 Warncke.
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Zusammenfassung

Mit der Follow Up Studie wird eine multizentrische, multinationale Studie, in der 48 Kinder neueste digitale Hörsysteme im Vergleich zu ihren eigenen Hörgeräten getestet haben, nach sechs Monaten weiterverfolgt. Die Studienmethode: Das Testdesign sah vor, die Testgeräte mit typischen Technologien zu vergleichen, die in der Kinderversorgung erfolgreich eingesetzt werden. Diese werden im Folgenden als "eigene Geräte" bezeichnet. Um die ganze Breite der verschiedenen Anpass-Strategien und der unterschiedlichen Vergleichsgeräte abzudecken, wurden 48 Kinder mit ihren eigenen Hörgeräten in 9 Kliniken aus 5 Ländern in den Test einbezogen. Nach Erfassung der Hörsituation mit den eigenen Hörgeräten wurden die Kinder mit den Testgeräten versorgt. Die Anpassung erfolgte mit dem ASA²p Algorithmus. Ergebnisse: Generell zeigen alle Test-Ergebnisse das gleiche Muster. In Ruhe steigt die Sprachverständlichkeit mit den Testgeräten moderat an, im Störgeräusch ist der Zugewinn substantiell. Dabei ist der Nutzen, speziell in den schwierigen Situationen, nachweisbar - zum Beispiel wenn im Lärm leise gesprochen wird. Gleichzeitig wurde signifikant nachgewiesen, dass die Kinder sich sehr gut an die nichtlineare Signalverarbeitungs-Strategie der Testgeräte gewöhnen konnten. Schlussfolgerungen: Für einige der sehr gut versorgten Kinder war die Umstellung auf den Klang der digitalen Signalverarbeitung gewöhnungsbedürftig. Diese benötigten die volle Testperiode, um den maximalen Nutzen aus der Neuversorgung ziehen zu können. Follow Up: Um den Lerneffekt mit den neuen Testgeräten weiter zu verfolgen, ist eine weitere Untersuchung nach 6 Monaten durchgeführt worden. Diese Daten werden in dieser Follow Up Studie gezeigt.


Text

Grundlage für das Follow Up ist eine multizentrische, multinationale Studie, in der 48 Kinder neueste digitale Hörsysteme im Vergleich zu ihren eigenen Hörgeräten getestet haben. Dabei ging es darum, zu untersuchen, ob die nach landestypischen Kriterien bestmöglich versorgten Kinder mit Digitalgeräten noch zusätzlichen Nutzen erzielen konnten. Diese Studie wird kurz vorgestellt.

Studienmethode

Das Testdesign sah vor, die Testgeräte mit typischen Technologien zu vergleichen, die in der Kinderversorgung erfolgreich eingesetzt werden. Diese werden im Folgenden als „eigene Geräte" bezeichnet. Um die ganze Breite der verschiedenen Anpass-Strategien und der unterschiedlichen Vergleichsgeräte abzudecken, wurden 48 Kinder mit ihren eigenen Hörgeräten in 9 Kliniken aus 5 Ländern in den Test einbezogen. Alle Kliniken sind in der Kinderversorgung mit Hörgeräten aktiv und erfahren. Die Kostenübername durch die Krankenkassen erfolgte nach den klinik/landestypischen Verfahren. Durch das strenge Testdesign, die dafür nötigen Untersuchungszeiten und die große Anzahl der beteiligten Probanden ist diese Studie eine der größten, die je mit stark schwerhörigen Kindern durchgeführt wurde.

Die Studie beinhaltete eine Serie von Untersuchungen:

- Eine Aufnahme des kompletten Hörstatus der unversorgten Probanden.

- Die Überprüfung der Funktionsfähigkeit und die Erfassung der technischen Daten

der bereits genutzten eigenen Hörgeräte.

- Eine Überprüfung der eigenen Hörgeräteversorgung hinsichtlich der Erfüllung

der gestellten audiologischen Anforderungen an die Anpassung (siehe unten).

- Die Messung der Aufblähkurven je versorgtem Ohr.

- Die Messung der Sprachverständlichkeit in Ruhe und bei Störgeräusch mit den

eigenen Hörgeräten.

- Das Ausfüllen von standardisierten Fragebögen über die Situation mit den eigenen

Hörgeräten durch die Eltern der Kinder (Grimshaw, 1996; Bamford, et. Al, 1996).

- Das Ausfüllen von standardisierten Fragebögen über die Situation mit den eigenen

Hörgeräten durch die Kinder selbst, teils mit Hilfe der Eltern oder der Audiologen.

Nach Erfassung der Hörsituation mit den eigenen Hörgeräten wurden die Kinder mit den Testgeräten versorgt. Die Anpassung erfolgte mit dem ASA²p Algorithmus. Wenn nötig, folgten Termine zur Feinanpassung. Nach zwei Wochen Tragedauer wurden Tests zur Sprachverständlichkeit in Ruhe und Störgeräusch durchgeführt. In der achten Testwoche wurden weitere Sprachtests durchgeführt. Fragebögen zur Überprüfung der Testgeräte wurden von den Kindern und Eltern ausgefüllt. Ebenfalls wurde das letztendlich bevorzugte Gerät abgefragt.

Ergebnisse

Generell zeigen die Test-Ergebnisse in allen Ländern das gleiche Muster. In Ruhe steigt die Sprachverständlichkeit mit den Testgeräten moderat an, im Störgeräusch ist der Zugewinn substantiell. Dabei ist der Nutzen, speziell in den schwierigen Situationen, nachweisbar - zum Beispiel wenn im Lärm leise gesprochen wird.

Gleichzeitig wurde signifikant nachgewiesen, dass die Kinder sich sehr gut an die nichtlineare Signalverarbeitungs-Strategie der Testgeräte gewöhnen konnten. Dies wird im Follow-Up-Test sechs Wochen nach dem ersten Sprachtest bewiesen, der jeweils eine weitere Verbesserung dokumentierte. Diese über acht Wochen ansteigende Verbesserung deutet darauf hin, dass das kindliche Gehirn in der Lage ist, sich auf neue Signalverarbeitungsstrategien einzustellen. Dabei wird schrittweise der volle Nutzen der Testgeräte erreicht. Wichtig ist, dass bei der Erstanpassung der Testgeräte noch nicht der volle Nutzen zum Tragen kommt, dieser wird erst nach einigen Wochen Tragedauer erreicht.

Eine deutliche Präferenz für die Testgeräte wurde bei der abschließenden Bewertung sowohl von den Eltern, wie auch von den Kindern gegeben. Bei dieser Bewertung stuften 46 (von 48) Kinder die Testgeräte als die besseren ein. Die zwei US-Kinder, die bei der Beantwortung der Fragebögen noch ihre eigenen Geräte besser eingestuft hatten, entschieden sich nach Testende und weiteren Feinanpassungen ebenfalls für die Testgeräte.

Da es kein Doppelblindtest gegeben hat, kann nicht ausgeschlossen werden, dass Kinder oder auch Eltern die Bewertung der Testgeräte zu positiv dargestellt haben. Davon unbeeinflusst sind die Ergebnisse der Aufblähkurven und Sprachtests.

Schlussfolgerungen

Die Resultate dieser Studie zeigen eindeutig, dass die digitalen Testgeräte für die Kinder einen zusätzlichen Nutzen bringen. Sowohl das Sprachverstehen in Ruhe wie auch in Störgeräusch konnte objektiv verbessert werden. Zusätzlich zeigten sich in 8 abgefragten Hörsituationen statistisch signifikante Verbesserungen. Bei Testende entschieden sich 96% der Kinder und 93% der Eltern für die Testgeräte. Nach offiziellem Ende des Testes entschieden sich 100% der Kinder für die Testgeräte.

Für einige der sehr gut versorgten Kinder war die Umstellung auf den Klang der digitalen Signalverarbeitung gewöhnungsbedürftig. Diese benötigten die volle Testperiode, um den maximalen Nutzen aus der Neuversorgung ziehen zu können. Im Durchschnitt wurde der Klang der Testgeräte allerdings sofort als besser eingestuft. Dies wird durch die Sprachtestresultate nach der Neuversorgung belegt. Gleichwohl ist bei allen Kindern eine Verbesserung der Werte nach weiteren 6 Wochen Tragedauer festzustellen.

Dies wird durch individuelle Aussagen der Kinder unterstützt, die von einer teilweise dramatischen Verbesserung ihrer Hörfähigkeit berichten. So konnten einige Kinder erstmals Musikstücke erkennen oder erstmals mit Hörgeräten telefonieren.

Follow Up

Um den Lerneffekt mit den neuen Testgeräten weiter zu verfolgen, ist eine weitere Untersuchung der Kinder aus den USA, Polen und Italien nach 6 Monaten durchgeführt worden. Diese Daten werden in dieser Follow Up Studie gezeigt.