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1. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

8. ? 10.11.2007, Prien am Chiemsee

Evaluative Konditionierbarkeit der Präferenz fetthaltiger Nahrungsmittel bei adipösen Kindern

Meeting Abstract

  • corresponding author S. Munsch - Fakultät für Psychologie der Universität Basel, Klinische Psychologie und Psychotherapie
  • T. Michael - Basel
  • A. Hartmann - Basel
  • A. H. Meyer - Basel

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen. 1. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). Prien am Chiemsee, 08.-10.11.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgess32

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Published: October 24, 2007

© 2007 Munsch et al.
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Die Prävelenz der Adipositas im Kindesalter steigt fortwährend an; gleichzeitig sind die vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten mässig effektiv. Nebst dem sesshaften Lebensstil und dem Essverhalten, spielt ungünstiges Ernährungsverhalten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung der Adipositas. Adipöse Kinder weisen eine erhöhte Präferenz für fettreiche Nahrungsmittel auf. Als Ursachen dieser Fettpräferenz werden verschiedene Lernmechanismen wie z.B. das klassische Konditionieren oder das Modelllernen u.a.m. diskutiert. Die vorliegende Studie befasst sich mit dem Einfluss eines weiteren Lernmechanismus, dem evaluativen Konditionieren. Im Fokus der Studie steht die Untersuchung des Einflusses des Körpergewichts auf das evaluative Konditionieren von fetthaltigen Nahrungsmitteln. Zudem soll der Einfluss dieser Präferenz auf das Verhalten untersucht werden.

In Anlehnung an das experimentelle Paradigma von Field (2006) wurden einer Gruppe von bisher 20 Kindern (geplante Stichprobengrösse: N= 68) im Alter von 8-12 Jahren am Computer zwei Comicfiguren gezeigt. Diese wurden konsistent mit einem Bild eines gesunden (Pilze) oder eines stark fetthaltigen Nahrungsmittels (Pommes Frites) gepaart. Vor und nach diesen gepaarten Darbietungen wie auch nach der Extinktion wurden die relativen Präferenzen für die Comicfiguren erhoben. Der Einfluss dieser konditionierten Präferenz auf das Verhalten wurde in Form eines Verhaltenstests erfasst, in dem beobachtet wurde, welche Schokoladestücke, eingepackt in die Abbildung einer der Comicfiguren von den Kindern vermehrt ausgewählt wurden.

Vorläufige Resultate geben Hinweise darauf, dass das BMI Perzentil der Kinder das Beliebtheitsrating der Comicfiguren über die Zeit hinweg beeinflusst. Kinder mit höherem BMI Perzentil bewerten nach erfolgter evaluativer Konditionierung die Comicfiguren generell höher als Kinder mit tieferem BMI Perzentil (p=.049). Dieser Effekt bleibt auch nach der Extinktion bestehen, und ist tendentiell höher für die fettreichen Nahrungsmittel (p= .09). Die Korrelation zwischen der mit dem stark fetthaltigen Nahrungsmittel konditionerten Comicfigur und der im Verhaltenstest gewählten erwies sich bisher als nicht signifikant.

Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass ein erhöhtes BMI-Perzentil bei Kindern mit einer generellen Reaktivität bezüglich Präferenz für Comicfiguren assoziiert ist. Zudem konnte eine tendentiell erhöhte Konditionierbarkeit für fettreiche Nahrungsmittel festgestellt werden. Im Verhaltenstest liess sich bisher keine Übertragung der konditionierten Präferenz auf das tatsächliche Verhalten finden. Mit Field (2006) kann argumentiert werden, dass die konditionierten Präferenzen zu wenig intensive Valenzen aufweisen, um sich in einem Verhaltenstest zu äussern. Die Darbietung tatsächlicher Nahrungsmittel könnte anstelle einer visuellen Präsentation zu einer Steigerung der Intensität führen. Die vorläufigen Ergebnisse müssen an der geplanten, ausreichend grossen Stichprobe (N=68) weiter verfiziert werden.