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125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

22. - 25.04.2008, Berlin

Medical Needling – eine alternative Behandlungsmethode zur Behandlung von hypertrophen Verbrennungsnarben

Meeting Abstract

  • M. Aust - Klinik und Poliklinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover
  • corresponding author A. Jokuszies - Klinik und Poliklinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover
  • D. Fernandes - Department of Plastic and Reconstructive Surgery, Groote Schuur Hospital, University of Capetown
  • P.M. Vogt - Klinik und Poliklinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 22.-25.04.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dgch9405

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2008/08dgch680.shtml

Published: April 16, 2008

© 2008 Aust et al.
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Text

Einleitung: Tief 2.-gradige Verbrennungen und die damit verbundene Narbenbildung können zu starken ästhetischen Beeinträchtigungen bis hin zur sozialen Isolation führen. Die Wiederherstellung der geschädigten Haut gelingt oft nur mit einem unbefriedigenden und stigmatisierenden Ergebnis. Die nötigen Korrekturen sind ebenso aufwendig wie enttäuschend.Es existierte bislang kein Verfahren zur chirurgischen Verbesserung der Hauttextur und -konsistenz.

Material und Methoden: In unserem Filmbeispiel zeigen wir die operative Behandlung von hypertrophen Verbrennungsnarben bei einer 19-jährigen jungen Frau. Sie zog sich oberflächlich bis tief 2. gradige Verbrennungen im Bereich des Gesichts, des Decolletés sowie des gesamten rechten Armes und der rechten Hand zu. Die tief 2. gradigen Areale wurden initial mittels Spalthauttransplantaten operativ versorgt.Im Bereich des rechten Handrückens wurde nach tangentialem Debridement ein Vollhauttransplantat appliziert. 2 Jahre postoperativ zeigten sich hypertrophe Narben im Bereich der Spalthautareale an Decolleté, rechtem Ober- und Unterarm. Das Vollhauttransplantat am rechten Handrücken zeigte sich im Randbereich leicht hypertroph sowie inhomogen pigmentiert. Bei dem von uns durchgeführten Operationsverfahren wird ein mit Nadeln versehener Roller mit möglichst viel Druck über das Narbengebiet gerollt. Die Nadeln dringen 3 mm tief in das Narbengwebe ein. Ohne eine Ablation der Epidermis kommt es zu einer Blutung in der papillären Dermis. Die durch die Nadelstiche bedingten Mikrotraumen regen die körpereigene Wundheilung an. In den drei Phasen der Wundheilung kommt es nach und nach zur Re-Epithelialisierung, Neoangiogenese und zur körpereigenen Kollagenproduktion.Klinische und experimentelle Forschungen haben gezeigt, dass sich das körpereigen bebildete Kollagen in einer strukturierten Matrixform in der Dermis ablagert und es postoperativ zur Produktion von verschiedenen Wachstumsfaktoren wie z.B. VEGF, FGF und EGF kommt, die in der Lage sind, die Haut zu regenerieren und damit die Narbenstruktur und –qualität zu verbessern. Das Operationsende ist erreicht, wenn die Narbe flächenhaft unterblutet ist.Man sollte über die Narbengrenze hinaus in gesunde Hautareale needeln, um hier eine Übergangszone der Inflammation bzw. Kollagensynthese zu schaffen.

Ergebnisse: Bereits 3 Wochen postoperativ sieht man eine deutlich verbesserte Narbensituation mit harmonischer Hauttextur und abgeblasstem Hautkolorit. Eine postoperativ eingeleitete und hochdosierte lokale Vitamin-A-Therapie maximiert die körpereigene Kollagenproduktion und unterstützt das postoperative Resultat.

Schlussfolgerung: Das Medical Needling stellt eine geeignete und schonende Alternative zu aufwendigen rekonstruktiven Behandlungsverfahren in der Therapie hypertropher Verbrennungsnarben dar. Dies erfolgt unter Ausnutzung der körpereigenen Regenerationspotenz mit Produktion körpereigener Wachstumsfaktoren und Maximierung der Kollagenproduktion.