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Erregerspektrum und Resistenzlage von Infektionen einer chirurgischen ITS im 10-Jahres-Vergleich (1996–2005) im Rahmen des mikrobiologischen Routinemonitorings
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Published: | April 16, 2008 |
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Einleitung: Infektionen stellen sowohl einen therapeutisch wesentlichen und komplikations- bzw. kostenträchtigen als auch einen brisanten Aspekt im Rahmen einer periinterventionellen intensivmedizinisch-chirurgischen Betreuung dar, insbesondere im Rahmen des Peritonitis-/SIRS-/Sepsis-Managements und da vor allem bei der kalkulierten Antibiotikatherapie.
Ziel: Prospektive Datenerfassung und retrospektive Auswertung aller konsekutiven mikrobiologischen Untersuchungen der chirurgischen ITS der Jahre 1996, 2002, 2004 und 2005 zur Charakterisierung i) des 10-Jahres-Verlaufs (1996 versus 2005) und ii) möglicher Alterationen bei abgeschafftem Pavillonsystem und neuer Zimmeraufteilung (2002 versus 2004) im Zuge eines Klinikneubaus.
Material und Methoden: Es wurde das Keimspektrum mit sowie Anzahl und Anteil einzelner Erregergruppen (grampositive/-negative Erreger, Pilze) sowie separat die Situation bei den 3 häufigsten Materialgruppen (Blut-/Urinkultur, Wundabstriche) bestimmt. Weiterhin wurden Resistenzbestimmungen selektierter Erreger ausgewertet. Die Primärdaten wurden in einem Register erfasst und nach Fragestellungen evaluiert.
Ergebnisse: Speziell bei den Blutkulturen zeigte sich eine kontinuierliche Verringerung des grampositiven Erregeranteils von 74,3 % auf 45,2 % und relativer Anstieg der Pilzgruppe von 4,8 % auf 19,3 % mit statistischer Signifikanz (1996-2005: P<0.,001; 2002-2004: P=0,037). Dagegen fiel bei Abstrichen der Pilzprozentsatz signifikant von 20,6 % auf 12,9 %, dafür wuchs der relative Anteil grampositiver Erreger von 43,2 % auf 57, 5 % (jeweils P<0,001). Spektakulär ist der Anstieg bei relevanten gramnegativen Erregern in Blutkulturen, insbesondere des E.- coli- Anteils von 6,5 % auf 45,4 % sowie bei Klebsiellen von 11,5 % auf 24,2% (1996-2005 P<0,001, 2002-2004 P=0,244), wobei eine ähnlich ausgeprägte statistisch signifikante Änderung (1996-2005: P=0,014; 2002-2004: P=0,007) bei Abstrichen beobachtet wurde
Schlussfolgerung: Ein systematisches mikrobiologisches Langzeitmonitoring erscheint nach wie vor unentbehrlich, da i) zügige Therapieentscheidungen im intensivmedizinischen Therapieregime, teils kalkuliert, nach vorliegender Erregerlage zu treffen sind, ii) mikrobielle Erregernachweise für Infektionsdiagnosen abrechnungstechnisch eine beträchtliche Rolle spielen, iii) erst längerfristig Alterationen des Keimspektrums erkennbar werden (MRSA, Pilze) und iv) simultan dabei Resistenzentwicklungen zu erkennen sind (MRSA, ESBL-Stämme bei Enterobakterien, Fluconazol-resistente Pilze). Das kann institutionell eine infektionsbiologisch- hygienische und kostenbestimmende sowie allgemein eine gesundheitspolitische Relevanz erlangen und insbesondere fatale Verläufe abwenden helfen, nicht zuletzt durch begründbaren Zusatzaufwand (z.B. Isolationsmaßnahmen, kostenträchtige Ersatz- bzw. Ausweichmedikation) mit zu erzielender Abdeckung bzw. Vergütung.