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125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

22. - 25.04.2008, Berlin

Mikrochirurgie von Rückenmarksläsionen: Die Bedeutung der intramedullären Längenausdehnung

Meeting Abstract

  • corresponding author F.H. Ebner - Klinik für Neurochirurgie, Universität Tübingen
  • F. Roser - Klinik für Neurochirurgie, Universität Tübingen
  • J. Honegger - Klinik für Neurochirurgie, Universität Tübingen
  • G. Maier - Klinik für Neurochirurgie, Universität Tübingen
  • M.S. Tatagiba - Klinik für Neurochirurgie, Universität Tübingen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 22.-25.04.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dgch9634

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2008/08dgch204.shtml

Published: April 16, 2008

© 2008 Ebner et al.
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Einleitung: Intramedulläre Pathologien betreffen das Rückenmark in unterschiedlichem Ausmaβ. Ziel der vorliegenden Studie ist es, unter dem Gesichtspunkt der sagittalen Ausdehnung der pathologischen Rückenmarksprozesse, klinische und mikrochirurgische Aspekte, sowie das postoperative Outcome vergleichend auszuwerten.

Material und Methoden: Die zwischen Februar 2004 und Juni 2007 in unserer Klinik an intramedullären Raumforderungen operierten Patienten wurden retrospektiv untersucht. Anhand von Krankenakten, Operationsberichten, prä- und postoperativen Kernspintomographien wurden klinische, bildmorphologische sowie histologische Daten erhoben. Der Neurostatus wurde gemäβ der McCormick-(McC), sowie der Klekamp-Samii-(KS)Skala bewertet und präoperativ, postoperativ sowie drei Monate nach der Operation dokumentiert. Das Patientengut wurde entsprechend der intramedullären Längenausdehnung über weniger als 3 Segmente (A) oder über 3 und mehr Segmente (B) in zwei Gruppen aufgeteilt. Die statistischen Analysen erfolgten mittels SPSS13-Software.

Ergebnisse: Im angegebenen Zeitraum wurden 43 intramedulläre Läsionen operativ versorgt. 41 Patienten (22 Frauen, 19 Männer, Alter: 2-81 Jahre,Gruppe A 46.9±16.6, Gruppe B 40.9±25.8) wurden behandelt. 22 Eingriffe erfolgten bei intramedullären Laesionen der Gruppe A, 21 Eingriffe in der Gruppe B. Verglichen mit denen der Gruppe A, wiesen die Patienten der Gruppe B signifikat niedrigere Ausgangswerte nach McC (p<0.039) und KS (p<0.031) auf. Histologisch lagen in der Gruppe A 6 Miβbildungen, 6 gliale Tumoren und 10 vaskuläre Läsionen vor. In der Gruppe B fanden sich 15 gliale Tumoren, 3 vaskuläre Läsionen, 1 Neurozystizercose, 1 Metastase und 1 als PNET klassifizierter Befund. In der Gruppe A kam es initial zu einer diskreten postoperativen Verschlechterung und dann zu einer Besserung der Scores nach McC und KS im drei-Monats-Verlauf, die aber jeweils keine statistische Signifikanz erreichten. Als führendes postoperatives Defizit fiel hier die Motorik auf (p<0.058). Die Gruppe B wies dagegen im postoperativen Verlauf eine statistisch signifikante Verschlechterung sowohl des McC (p< 0.005) als auch des KS Scores (p<0.008) auf, die in erster Linie auf motorische Defizite (p<0.014), Gangataxie (p<0.024) und Blasenentleerungsstörungen (p<0.026) zurückzuführen waren. Nach drei Monaten erholten sich die Patienten klinisch, sodass statistisch kein Unterschied mehr zwischen prä- und postoperativem Neurostatus nachweisbar war. In beiden Gruppen bestand keine statistisch signifikante Differenz zwischen den präoperativen Werten und 3-Monat-follow-up Scores (p<0.184 bzw. p<0.848). Die mittlere postoperative Verweildauer in unserer Klinik betrug 6.1±2.1 Tage für Patienten der Gruppe A und 7.9±3.1 Tage für Patienten der Gruppe B. Die Komplikationsrate lag bei 4.7%.

Schlussfolgerung: Patienten mit Läsionen über weniger als 3 Segmente verschlechtern sich postoperativ vorallem motorisch, erholen sich aber rasch auf einen im Vergleich zu präoperativ gebesserten Neurostatus. Dehnt sich die Raumforderung über 3 oder mehr Segmente aus, kommt es postoperativ zunächst zu einer deutlichen Verschlechterung. Nach 3 Monaten erreichen die Patienten aber wieder ihr präoperatives neurologisches Niveau. Der neurologische Ausgangsstatus ist ein wichtiger Faktor, der das postoperative Outcome in beiden Gruppen entscheidend in dem Sinne mitbestimmt, als daβ der präoperative Score wieder erreicht, aber nicht signifikant überschritten wird.