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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Leberlebendspende, ein unkalkulierbares Risiko für den Spender? Oder einfach nur ein Informationsmissstand?

Meeting Abstract

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  • corresponding author C. Wilms - Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Deutschland
  • N. Heits - Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Deutschland
  • D. C. Broering - Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7615

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2007/07dgch601.shtml

Published: October 1, 2007

© 2007 Wilms et al.
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Einleitung: Nach Durchführung der ersten erfolgreichen Leberlebendspende-Transplantation (LRLD) 1989, entwickelte sich die LRLD in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem weltweit verbreiteten Verfahren zur Behandlung von kindlichen und erwachsenen Patienten mit terminaler Leberinsuffizienz. Die schwer nachvollziehbare Anzahl von Spendertodesfällen, sowie deutlich variierende Anzahl von Spenderkomplikationen mindert jedoch die Akzeptanz dieses Verfahrens und stellt eine fortwährende Quelle kontroverser Diskussionen in Hinblick auf Ethik und Optimierungsfähigkeit der LRLD dar. Eine Beurteilung des tatsächlichen Spenderrisikos fällt schwer. Unklar ist insbesondere ob institutionell abhängige medizinische Aspekte oder institutionell differierende Definitionen von Mortalität, Morbidität und Komplikationen zu der breiten Divergenz der publizierten Spendermortalität und –morbidität führen.

Material und Methoden: Anhand einer systematischen MEDLINE-Recherche (1989-2006, Limits: Englisch, Humans) der publizierten Literatur zum Themenbereich Spendermortalität und -morbidität bei LRLD wurden neben Spendermortalität und -morbidität, auch die Form der Berichterstattung analysiert: Verwendung von Definitionen für Morbidität, Komplikationen und Interventionen, Verwendung einer standardisierten Klassifikation zur Bewertung von Komplikationen. Eingeschlossen in die Analyse wurden alle englischsprachigen Orginalarbeiten, die mindesten über perioperative Spenderkomplikationen oder Krankenhausverweildauer oder krankheitsbedingte Wiedereinweisung oder Mortalität des Spenders berichteten. Ausschlusskriterien waren Review-Artikel, Kommentare und Case-Reports.

Ergebnisse: 61 von 305 Orginalarbeiten erfüllten die Einschlusskriterien der Studie. Die höchste Mortalitätsrate betrug 1.35%, die niedrigste 0.1% und variierte mit einem Faktor >10. In 26% der Arbeiten fanden sich keine Angaben zur Mortalitätsrate des Spenderkollektivs. Die Morbiditätsrate variierte zwischen 0% und 67%. Bei 23% der Studien war die Morbiditätsrate des Kollektivs nicht nachvollziehbar, da lediglich die Komplikationsrate angeben wurde. Eine umfassende Berichterstattung, welche entweder Evaluations-, Operationsabbruch- oder Langzeitmorbidität beinhaltete, lag nur in 15% der Arbeiten vor. Lediglich 18% der Autoren definierten den Begriff Spendermorbidität. Eine Definition für spezifische Komplikationen erfolgte nur in 11% der Studien. Eine standardisierte Klassifikation zur Erhebung der Spendermortalität und -morbidität wurde lediglich von 6,5% der Autoren verwendet.

Schlussfolgerung: Auch nach intensiver Literaturrecherche ist eine Abschätzung des tatsächlichen Mortalitäts- und Morbiditätsrisikos der Spenderoperation nicht möglich. Des weiteren zeigt die Analyse jedoch auch, dass bei weniger als einem Viertel der Studien Spendermorbidät oder –komplikationen definiert wurden, so dass zu vermuten ist, dass unerwünschte Ereignisse im Rahmen der Leberlebendspende in Abhängigkeit der jeweiligen Autoren in unterschiedlichem Maße gemessen werden, welches die interinstituionelle Vergleichbarkeit der Resultate deutlich einschränkt. Daher konstatieren wir das eine regional übergreifende Spenderregistratur zur Erfassung des tatsächlichen Morbiditäts- und Mortalitätsrisikos anhand einer standardisierten Spendermorbitätsklassifikation von großem Nutzen wäre.