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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Lebensqualität bei Colitis ulcerosa – Langzeitergebnisse nach Proktokolektomie und ileoanaler Pouch-Anlage

Meeting Abstract

  • C. Leowardi - Chirurgische Universitätsklinik, INF 110, 69120 Heidelberg
  • M. Tariverdian - Chirurgische Universitätsklinik, INF 110, 69120 Heidelberg
  • U. Hinz - Chirurgische Universitätsklinik, INF 110, 69120 Heidelberg
  • T. Welsch - Chirurgische Universitätsklinik, INF 110, 69120 Heidelberg
  • J. Schmidt - Chirurgische Universitätsklinik, INF 110, 69120 Heidelberg
  • corresponding author P. Kienle - Chirurgische Universitätsklinik, INF 110, 69120 Heidelberg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7687

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2007/07dgch493.shtml

Published: October 1, 2007

© 2007 Leowardi et al.
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Einleitung: Die restaurative Proktokolektomie mit ileoanaler Pouchanlage gilt heute als Standardverfahren in der chirurgischen Therapie der Colitis ulcerosa. Neben postoperativer Morbidität, Mortalität und Funktionsstörungen wird zur Beurteilung und Bewertung therapeutischer Konzepte in der Chirurgie immer häufiger die Lebensqualität als Erfolgsparameter eines Operationsverfahrens herangezogen. Ziel dieser Studie war die Analyse der Langzeitlebensqualität mindestens 10 Jahre nach ileoanaler Pouchanlage.

Material und Methoden: Auf der Basis einer prospektiv geführten Datenbank wurde eine Follow-up Untersuchung bei Patienten mit Colitis ulcerosa, die sich vor mindestens 10 Jahren einer Kolektomie und Anlage eines ileoanalen Pouches unterzogen hatten (n=294), durchgeführt. Als Meßinstrument diente der validierte Fragebogen zum Gastrointestinalen Lebensqualitäts-Index nach Eypasch (GLQI). Im Fragebogen wurden außerdem eine Vielzahl weiterer Faktoren, die potentiell die Lebensqualität beeinflussen können, erfasst (z.b. Pouchitis). Die postoperative Lebensqualität wurde mit den bekannten Einflußfaktoren (Geschlecht, Alter, Arbeitsfähigkeit, Medikamenteneinnahme, Stuhlkonsistenz, Stuhlfrequenz, perianale Entzündungen, Pouchitis) korreliert und statistisch analysiert (Spearmansche Korrelation, Kruskal-Wallis-Test, Wilcoxon-Test).

Ergebnisse: 14 Patienten waren inzwischen verstorben, 203 Patienten schickten den ausgefüllten Fragebogen zurück. 20 Patienten hatten ein endständiges Ileostoma erhalten, 13 dieser Patienten hatten ihren Pouch aus unterschiedlichen Gründen verloren. 184 Fragebögen waren somit in der vorläufigen Analyse auswertbar. Das Alter der Patienten lag im Median bei 46,1. 48,3% waren weiblich, 51,7% männlich. Im Vergleich zu einem gesunden Normalkollektiv der Gesamtbevölkerung von 120 Patienten mit einem Mittelwert von 120,8 erreichte unser Kollektiv einen annähernd hohen Wert von 107,8. In den verschiedenen Dimensionen des GLQI zeigten die CU-Patienten vergleichbare Werte mit dem Kontrollkollektiv in den Bereichen Symptome, Emotionen und psychische Funktionen, lediglich in der Dimension soziale Funktion lagen die Werte deutlich unter den Werten des Kontrollkollektivs. Eine positive hochsignifikante Korrelation bestand zwischen globaler Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit (p<0,0001). Negativ wirkten sich eine erhöhte Stuhlfrequenz (p<0,0001), flüssige Stuhlkonsistenz (p<0,0001), und perianale Entzündungen (p<0,0001) auf die Lebensqualität aus. Ungefähr 16% der Patienten litten unter einer chronischen rezidivierenden Pouchitis, dieses war ebenfalls mit einer signifikant schlechteren Lebensqualität vergesellschaftet (p<0,0001).

Schlussfolgerung: CU-Patienten haben 10 oder mehr Jahre nach restaurativer Proktokolektomie und ileoanaler Pouchanlage eine annähernd genauso hohe Lebensqualität wie die gesunde Bevölkerung. Zur Verbesserung der Lebensqualität könnten negative Einflussfaktoren durch regelmäßige Follow-up Untersuchungen identifiziert und spezifisch therapiert werden. So können Stuhlfrequenz und -konsistenz und rezidivierende Pouchentzündungen in der Regel medikamentös positiv beeinflusst werden.