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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Trends in der Versorgung III° offener Unterschenkelfrakturen

Meeting Abstract

  • corresponding author C. Czermak - Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie; Schwerbrandverletztenzentrum, BG Unfallklinik Ludwigshafen; Klinik für Hand- und Plastische Chirurgie der Universität Heidelberg, Ludwigshafen, Deutschland
  • E. Nalbantis - Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie; Schwerbrandverletztenzentrum, BG Unfallklinik Ludwigshafen; Klinik für Hand- und Plastische Chirurgie der Universität Heidelberg, Ludwigshafen, Deutschland
  • G. Germann - Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie; Schwerbrandverletztenzentrum, BG Unfallklinik Ludwigshafen; Klinik für Hand- und Plastische Chirurgie der Universität Heidelberg, Ludwigshafen, Deutschland
  • C. Heitmann - Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie; Schwerbrandverletztenzentrum, BG Unfallklinik Ludwigshafen; Klinik für Hand- und Plastische Chirurgie der Universität Heidelberg, Ludwigshafen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch6959

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2007/07dgch374.shtml

Published: October 1, 2007

© 2007 Czermak et al.
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Einleitung: Die drittgradig offene Unterschenkelfraktur ist eine Schnittstelle zwischen Unfallchirurgie und Plastischer Chirurgie. Diese interdisziplinäre Versorgung ist in unserer Klinik seit dem Jahr 2000 etabliert. Bei der Versorgung wird als Goldstandard „Fix und Flap“ innerhalb der ersten 72 Stunden postuliert. Retrospektiv wurden sämtliche Patienten unter folgenden Fragestellungen nachuntersucht: 1. Ist der Goldstandard praktikabel? 2. Ist die Einhaltung des Goldstandards entscheidend für den Extremitätenerhalt? 3. Wie verhält es sich mit der Patientenzufriedenheit hinsichtlich der operativen Versorgung in Abhängigkeit vom Lappentyp?

Material und Methoden: Von Januar 2000 bis Juli 2005 wurden 92 Patienten mit drittgradig offener Unterschenkelfraktur versorgt. In 25 Fällen erfolgte die Komplettversorgung in domo, in 67 Fällen eine Zuweisung der Patienten nach auswärtiger Frakturversorgung. Es handelt sich um 72 Männer und 20 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 46 (10-79) Jahren. Untersucht wurde die Zeitspanne zwischen Trauma und definitiver Defektdeckung, Art der Lappenplastik und Komplikationen. Im Rahmen der klinische Nachuntersuchung wurde der Funktionsfragebogen Hannover (FFbH) zur Erfassung des subjektiven Outcomes angewandt.

Ergebnisse: Folgende freie Lappenplastiken wurden durchgeführt: Latissimus dorsi (59), Gracilis (16), Rektus abdominis (2), ALT (11), Paraskapular (2), Radialis (1), Lateraler Oberarmlappenplastik (1). Es gab 8 Lappenverluste (8,6 %). 5 dieser Patienten erhielten eine zweite freie Lappenplastik, in 3 Fällen wurde eine Unterschenkelamputation durchgeführt. Die durchschnittliche Zeitspanne zwischen Trauma und freier Lappenplastik betrug 18,6 (4-59) Tage. 66 Patienten konnten nachuntersucht werden (71%). Der durchschnittliche Wert des FFbH betrug 72. Hinsichtlich des funktionellen Ergebnisses bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen muskulokutanen und fasziokutanen Lappenplastiken. In einer separaten Bewertung des ästhetischen Ergebnisses waren die fasziokutanen Lappenplastiken den muskulokutanen überlegen.

Schlussfolgerung: Der Goldstandard bei der Versorgung III° offener Unterschenkelfrakturen konnte im klinischen Alltag in keinem Fall eingehalten werden. Dies war jedoch für den Erfolg hinsichtlich des Extremitätenerhaltes auch nicht erforderlich. Im Bereich Patientenzufriedenheit wird das funktionelle Ergebnis maßgeblich von der Qualität der Frakturversorgung bestimmt und ist unabhängig von der Art der Lappenplastik. Dennoch geht der Trend bei der Extremitätenrekonstruktionen hin zu fasziokutanen Lappenplastiken, die bei gleichem funktionellen Ergebnis in Punkto Ästhetik deutliche Vorteile bieten.