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Das Polytrauma beim adipösen Patienten – eine besondere Herausforderung
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Published: | October 1, 2007 |
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Einleitung: Die Versorgung des adipösen, polytraumatisierten Patienten stellt in vielerlei Hinsicht besondere Herausforderungen an alle Beteiligten dar. Es sollen anhand von Fallbeispielen die durch Adipositas bedingten Probleme vor dem Hintergrund einer zunehmenden Inzidenz der morbiden Adipositas herausgearbeitet und Lösungsansätze vorgestellt werden.
Material und Methoden: Es wurden retrospektiv 15 Fälle aus den letzten 3 Jahren, welche in unserer Klinik behandelt wurden, betrachtet. Eingeschlossen wurden Verunfallte mit einem Körpergewicht über 140 kg. Das mittlere Alter betrug 43,5 Jahre (27-71 Jahre). Knapp die Hälfte der Patienten gelang innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Trauma in unsere Behandlung, die übrigen wurden verzögert zur weiteren Versorgung zuverlegt. Bei fast allen waren Verletzungen des Beckens und mindestens eines großen Extremitätenknochens vorhanden. Der ISS betrug über 21. Der durchschnittliche Klinikaufenthalt dauerte 4,8 Monate an. Während der Dauer des Behandlunb verloren die Patienten bis zu 12% ihres Körpergewichts. Dargestellt werden folgende adipositasspezifische Behandlungsprobleme:
- Probleme in der Großgerätediagnostik aufgrund des Leibesumfangs
- Lagerung: im OP, auf Station, in der Therapie
- Operationsspezifische Probleme: Belastungslimit der Implantate, Grenzen des Instrumentariums
- Überschreiten des zulässigen Gewichts für Transporteinrichtungen
- erschwerte Mobilisation
- Problematik bei Spezialanfertigungen: zeitliche Verzögerung der Versorgung, Abnahme durch den TÜV, erhöhter Kostenaufwand
- erhöhter personeller Aufwand
- erhöhtes Komplikationsrisiko: Thrombose, Wundheilungsstörungen, Dekubitus
- Probleme beim Übergang in Einrichtungen zur Rehabilitation
Ergebnisse: In der Versorgung des adipösen, polytraumatisierten Patienten treten Komplikationen und Erschwernisse auf, welche in jeder Hinsicht noch stärker als sonst individuelle Therapiekonzepte und Mut zur Improvisation erfordern. Eine umfassende Ausstattung der behandelnden Klinik in personeller und materieller Hinsicht ist dabei Voraussetzung, doch selbst Häuser der Maximalversorgung stoßen hier leicht an ihre Grenzen.
Schlussfolgerung: Die steigende Zahl stark übergewichtiger Patienten erfordert eine rechtzeitige Anpassung der vorhandenen Resourcen, um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Der erhöhte Kostenaufwand der Behandlung wird bisher in den DRG keineswegs adäquat abgebildet.