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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Gastrointestinale Stromatumore - Stellenwert histomorphologischer und molekular-cytogenetischer Parameter für die Prognose und Therapie

Vortrag

  • presenting/speaker Claus Langer - Klinik für Allgemeinchirurgie, Georg-August-Universität Göttingen
  • P. Schüler - Klinik für Allgemeinchirurgie, Georg-August-Universität Göttingen
  • B. Gunawan - Pathologisches Institut, Georg-August-Universität Göttingen
  • A. von Heydebreck - Abteilung Molekularbiologie, Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik, Berlin
  • T. Schindler - Abteilung Gastroenterologie/Endokrinologie, Georg-August-Universität Göttingen
  • L. Füzesi - Pathologisches Institut, Georg-August-Universität Göttingen
  • H. Becker - Klinik für Allgemeinchirurgie, Georg-August-Universität Göttingen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch0586

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2004/04dgch481.shtml

Published: October 7, 2004

© 2004 Langer et al.
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Text

Einleitung

Durch den Nachweis von CD117 (KIT) wurden gastrointestinale Stromatumore (GIST) als eigenständige Tumorentität definiert. Sie zeichnen sich durch ein sehr heterogenes biologisches Verhalten und ein im Einzelfall nur schwer einschätzbares Malignitätspotential aus. Durch selektive Hemmung des KIT-Tyrosinkinase-Rezeptors besteht seit 2001 die Möglichkeit einer gezielten Systemtherapie. Derzeit ist die Imatinib- (Glivec®) Therapie nur für irresektable und metastasierte Tumorstadien etabliert. Vor dem Hintergrund laufender Multicenterstudien gilt es für die Zukunft Patientengruppen zu definieren, die aufgrund klinischer, histomorphologischer oder genetischer Risikofaktoren für einen Tumorprogress, von adjuvanten oder neoadjuvanten Therapiekonzepten profitieren könnten.

Material und Methoden

Retrospektive Analyse von 43 primären GIST und 11 Rezidiven bzw. Metastasen (18 Frauen, 25 Männer; Durchschnittsalter 62 Jahre). Hauptlokalisation der Primärtumoren war der Magen (51 %), gefolgt von Rektum (18 %), Dünndarm (15 %) und Duodenum (8 %). Histomorphologisch wurden nach der Klassifikation von Franquemont (Tumorgröße, Mitoserate und Proliferationsindex) 23 low-risk- (53 %) von 20 high-risk Primärtumoren (47 %) unterschieden. Zum Nachweis chromosomaler Veränderungen konnte bei 44 Tumoren eine comparative genomische Hybridisierung (CGH) durchgeführt werden. Die klinisch-pathologischen Parameter wurden auf eine Korrelation mit dem Gesamt- und dem Rezidiv-freien Überleben mit dem Mantel-Henszel-Test (log rank Test) überprüft. Mögliche Korrelationen mit den CGH-Veränderungen wurden mit dem Wilcoxon und Fisher’s exact Test analysiert.

Ergebnisse

Die Rezivrate betrug nach R0-Resektion 17 %, nach R1/2-Resektion 80 % und nach intraoperativer Tumorperforation 67 %. Nach R0-Resektion starben weniger Patienten (14,3 %) als nach inkompletter Resektion (75 %) (p=0,02). Die Faktoren Tumorgröße ≥ 5cm, Mitoserate > 2 und Proliferationsindex > 10 % waren eindeutig korreliert mit einem kürzeren Rezidiv-freien Überleben (p=0,02, p=0,01 und p=0,02). Die Rezidive traten mit einer Latenzzeit von durchschnittlich 25 (6-50) Monaten auf. Patienten mit low-risk Tumoren zeigten bessere Ergebnisse im Vergleich zu high-risk Tumoren, sowohl hinsichtlich der Gesamt- als auch der Rezidiv-freien Überlebenszeit (p< 0,01 bzw. p< 0,01).Allerdings traten auch in der low-risk Gruppe Rezidive auf (12,5 %). In nicht-progressiven GIST wurden signifikant weniger genetische Imbalancen detektiert, als in metastasierten oder rezidivierten Tumoren (p< 0,01). Nur solche GIST mit mehr als 5 genetischen Veränderungen führten zu einem Tumorprogress. Zugewinne auf Chromosom 5 (+5p) und 8 (+8p) sowie Verluste auf Chromosom 15 (-15q) und 9 (-9p) wurden ausschließlich bei Tumoren mit Progress gefunden. Von den ersten 11 Patienten, die mit Imatinib in einer Dosierung von 400 mg/Tag therapiert wurden, sprachen initial 77 % auf die Behandlung an.

Schlussfolgerung

Eine primäre R0-Resektion stellt die entscheidende Therapieoption bei GIST dar. In Ergänzung zur histomorphologischen Risikoeinschätzung der Tumore korreliert der Nachweis chromosomaler Veränderungen mit dem biologischen Tumorverhalten und kann als prognostischer Parameter dienen. Patientengruppen, die zukünftig zusätzlich von einer Systemtherapie mit Imatinib profitieren könnten sind solche mit 1) einem high-risk Tumor, 2) einem distalen (colorektalen) Tumor, 3) einer R1/2-Resektion und 4) mit einem genetisch besonders instabilen GIST. Grundsätzlich ist für alle GIST eine langfristige, risikoadaptierte Nachsorge zu empfehlen.