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Allel 2 des Interleukin-1 Rezeptorantagonisten-Gens (IL-1RN*2) als unabhängiger genetischer Faktor bei Patienten mit Magenfrühkarzinomen
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Published: | October 7, 2004 |
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Einleitung
Neben der Infektion mit Helicobacter pylori spielen genetische Faktoren bei der Entstehung des Magenkarzinoms eine entscheidende Rolle. Bei Patienten mit Magenkarzinomen und deren erstgradigen, mit Helicobacter pylori infizierten Angehörigen wurden deutliche Assoziationen mit Polymorphismen des Interleukin-1 Genclusters beschrieben. Dabei waren die Assoziationen mit den Allelen IL-1B-31C und IL-1RN*2, welche für das proinflammatorische Zytokin IL-1β bzw. dessen Antagonisten IL-1ra kodieren, sowie mit dem Haplotypen IL-1B-31C/IL-1B-511T besonders ausgeprägt. Nachfolgende Studien bestätigten die Assoziation mit den Allelen IL-1-511T und IL-1RN*2 und zeigten zusätzlich eine Assoziation mit dem Allel TNFA-308A des für TNF-α codierenden Gens. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Rolle dieser proinflammatorischen Polymorphismen beim auf die Mukosa beschränkten Magenfrühkarzinom zu untersuchen.
Material und Methoden
Die Studienpopulation bestand aus 88 Patienten mit Magenfrühkarzinomen (46 mit intestinalem Typ, 23 mit diffusem Typ, 19 mit Mischtyp, jeweils nach Laurén) sowie 145 gesunden Kontrollpersonen. Bei 77 (88 %) der Patienten wurde histologisch Helicobacter pylori in der Magenschleimhaut nachgewiesen. Es erfolgte mittels PCR und Agarosegelelektrophorese eine Genotypisierung der Polymorphismen IL-1B-31T/C, IL-1B-511C/T, IL-1B+3954C/T, IL-1RN VNTR in Intron 2, IL-1A-889C/T, TNFA-238G/A und TNF-308G/A. Für den Nachweis der Polymorphismen IL-1B-31, IL-1B-511, IL-1A-889, TNFA-238 und TNF-308 wurden die PCR-Produkte mit den geeigneten Restriktionsenzymen verdaut. Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe des χ²-Tests.
Ergebnisse
Es fand sich eine deutliche Häufung des Allels IL-1RN*2 (62 % vs. 29 %; p<0,0001) und des homozygoten Genotyps IL-1RN*2/2 (58 % vs. 8 %; p<0,0001) bei den Patienten mit Magenfrühkarzinomen. Beim diffusen Typ war die Frequenz von TNF-308A signifikant erhöht (30 % vs. 15 % in der Kontrollpopulation; p<0,02), beim intestinalen Typ war sie vermindert (7 % vs. 15 %; p<0,03). Die Frequenzen der Allele IL-1B-31C und IL-1-511T zeigten moderate, jedoch nicht signifikante Anstiege. Die Allelverteilungen der übrigen Polymorphismen zeigte keine signifikanten Unterschiede. Es wurde zusätzlich eine signifikant erhöhte Anzahl gleichzeitig vorliegender proinflammatorischer Polymorphismen(IL-1RN*2, IL-1B-31C oder IL-1B-511T, TNF-308A) beobachtet.
Schlussfolgerung
Die vorliegenden Ergebnisse sprechen für eine unabhängige Rolle von Polymorphismen des für den Interleukin-1 Rezeptorantagonisten (IL-1ra) kodierenden Gens im Bezug auf den genetischen Hintergrund von Magenfrühkarzinomen, da sich eine hochsignifikante Häufung des Allels IL-1RN*2 und insbesondere des homozygoten Genotyps IL-1RN*2/2 fand. Die in früheren Arbeiten beschriebenen Assoziationen der anderen proinflammatorischen Genotypen im IL-1B Gencluster mit dem fortgeschrittenen Magenkarzinom ließen sich in der untersuchten Studienpopulation dagegen nicht nachweisen. Möglicherweise erfolgt eine Selektion bezüglich dieser Genotypen im weiteren Verlauf der Karzinogenese. Ähnlich wie in der früheren Studie zeigte sich eine signifikante Assoziation zwischen dem Magenfrühkarzinom und einer erhöhten Zahl gleichzeitig vorkommender proinflammatorischer Genotypen. Insgesamt sprechen die Beobachtungen für einen unterschiedlichen genetischen Hintergrund zwischen dem Frühkarzinom und dem fortgeschrittenen Karzinom des Magens.