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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Herpes simplex Virus Typ 1 Pneumonie bei Langzeitintubierten: ein unterschätztes Problem?

Vortrag

  • presenting/speaker Wolfram Lamadé - Allgemein-und Thoraxchirurgie, St. Bernward Krankenhaus, Hildesheim
  • P. Schnitzler - Inst. med. Virologie, Universität Heidelberg
  • S. Cox - Neurologische Universitätsklinik Heidelberg
  • J. Motsch - Anästhesiologische Klinik, Universität Heidelberg
  • F. Martinez - Neurologische Universitätsklinik Heidelberg
  • J. Haas - Neurologische Universitätsklinik Heidelberg
  • U. Meyding-Lamadé - Neurologische Universitätsklinik Heidelberg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch1379

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Published: October 7, 2004

© 2004 Lamadé et al.
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Text

Einleitung

Trotz antibiotischer und antimykotischer Therapie stellen Pneumonien noch immer eine häufige und vital bedrohliche Komplikation bei intubierten Patienten dar. Die Mortalität beträgt 20-50%. Ziel dieser Studie war es, die Häufigkeit und die Überlebensrate bei pulmonaler Manifestation einer Herpes simplex Virus Infektion von langzeitintubierten Patienten prospektiv zu bestimmen.

Material und Methoden

Von 81 Patienten der chirurgischen Intensivstation mit einer Beatmungsdauer von mehr als 12 Stunden wurden Bronchiallavage-Proben gewonnen. 15 kurzzeitbeatmete Patienten stellten die Kontrollgruppe dar. Der HSV Nachweis gelang über eine quantitative und qualitative PCR auf zwei Genloci. Virustiter wurden durch Zellkulturtechnik bestimmt. Der Einfluss des Bronchialsekrets auf den kulturellen Virusnachweis wurde in Verdünnungsexperimenten getestet. Serologische Untersuchungen wurden zur Charakterisierung von Virusreaktivierungen benutzt.

Ergebnisse

Bei 38% der langzeitintubierten Patienten fand sich eine positive HSV-PCR in der BAL. Die Häufigkeit des positiven PCR-Befundes stieg innerhalb der ersten 14 Tage dramatisch an um bei den Überlebenden danach kontinuierlich wieder abzufallen. In der Kontrollgruppe fand sich kein HSV-Genom Nachweis. Der HSV-Nachweis war assoziiert mit einer erhöhten Mortalität von über 50% (Odd´s Ratio>2). Die Todesursache war in überwiegender Zahl Lungenversagen mit dem Befund eines ARDS oder in Verbindung mit einem Multiorganversagen. Zellkulturtechniken zum Nachweis von HSV in Bronchialsekret erwiesen sich als ungeeignet, da ein bisher nicht identifizierter Faktor im Bronchialsekret den Virustiter über 10000-fach verminderte und damit zu falsch niedrigen oder negativen Resultaten führte. Die serologischen Untersuchungen bestätigten die These einer Virus-Reaktivierung.

Schlussfolgerung

Bei langzeitintubierten Patienten findet sich eine, bisher massiv unterschätzte, hohe Inzidenz von HSV Infektionen des Bronchialsystems. Dies ist mit einer deutlich erhöhten Mortalität verbunden. Ob die HSV Infektion ursächlich oder nur Indikator für eine erhöhte Mortalität anzusehen ist, muss durch eine Interventionsstudie geklärt werden.