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29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

21.09. - 23.09.2012, Bonn

Vorwort

Die Tagung steht unter dem Motto "Technische Entwicklungen in der Phoniatrie und Pädaudiologie". Das Motto mag provozieren, denn steht nicht die vermeintlich "seelenlose Apparatemedizin" als Gegenstück zur einfühlsamen "sprechenden Medizin" in der Kritik? Und erwartet man von Phoniatern und Pädaudiologen nicht eher zuhörende und sprechende Qualitäten statt ein "Verkabeln" mit Mikrophonen, Elektroden und Drucksensoren, um beispielsweise Ausmaße und Auswirkungen einer Heiserkeit einzuschätzen?

Die Begründung für die Notwendigkeit einer zunehmenden "Technisierung" schlägt die Brücke zum Motto der Tagung 2013 "Evidenzbasierte Medizin in der Phoniatrie und Pädaudiologie". Von allen Gebieten und eben auch von der Phoniatrie und Pädaudiologie wird erwartet, dass ihre Behandlungen – Diagnosen, Therapien, Prophylaxe und bevölkerungsmedizinische Relevanzen – präziser, besser nachvollziehbar und wiederholbar gestaltet werden, und dazu ist eben auch der Einsatz von Technik notwendig. Solche Technik im Dienste der Objektivierung, Präzisierung und Dokumentation entwickelte sich bei uns zuerst für audiologische und hörakustische Fragestellungen (und ist dort am besten etabliert); inzwischen ist die Technisierung bei stimmphysiologischen, sprachphysiologischen, sprach(entwicklungs)psychologischen, genetischen und sogar endoskopische Aufgaben angekommen. Wir Fachärzte müssen uns diese Entwicklungen akzeptieren und in unsere tägliche Arbeit integrieren, um die neuen Anforderungen der evidenzbasierten Medizin zu erfüllen. Dies bedeutet ja nicht, dass wir statt die Augen unserer Patienten nur noch die Bildschirme der Rechner im Blick haben!

Das Dilemma "Fluch oder Segen technischer Entwicklungen" kennen andere Fachgebiete auch, wie die Hauptvorträge "Roboter in der Medizin" (Prof. Dr. med. Dr. h.c. Friedrich Bootz, Bonn) und "Entwicklungen in der Hör-Genetik" (Priv.-Doz. Dr. med. Hanno Bolz, Köln) verdeutlichen. Weitere Vorträge zum Thema „Technisierung“ sind die „Endoskopie in Hochgeschwindigkeit“ (Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Ulrich Eysholdt), „Technische Entwicklungen in der Pädaudiologie – neues aus aller Welt“ (Dr. med. Thomas Wiesner, Facharzt und Hörgeräteakustiker), „Endoskopie und Bildverarbeitung“ (Prof: Dr. med. Christoph Arens, Magdeburg), "Multispectral Imaging" (Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Gerstner, Bonn) und "Mit Technik das Denken entschlüsseln – neue Erkenntnisse im Dienste der Sprache" (Prof. Dr. med. Christian Elger, Bonn).

Den Gegenpol zur "Technisierung” bildet ein medizinisches Thema mit künstlerischem Hintergrund, das in der Sprechstunde zunehmend häufiger auftaucht, besonders bei Sängern im Pop-Gesang: "Die heisere Singstimme – grausig oder großartig?" (Prof. Dr. med. Wolfram Seidner, Berlin). Und beim Hauptvortrag "Phonochirurgische Techniken – Bewährtes und Innovatives" (Prof. Dr. med. Markus Hess, Hamburg) geht es bei mikrochirurgischen Stimmlippenoperationen um Fingerspitzengefühl, das trotz der "Roboter" in der Chirurgie (siehe oben) noch stark gefordert ist.

Weitere "klassische Themen" der Phoniatrie und Pädaudiologie – auch mit Bezügen zur Technisierung- dürfen in dieser Tagung natürlich nicht fehlen: Neugeborenenhörscreening, Diagnostik und Therapie von Schluckstörungen, Sprache und Sprachentwicklung, audiometrische Verfahren, Hörimplantate, auditive Verarbeitungs-und Wahrnehmungsstörungen. Von Einseitigkeit oder Eintönigkeit kann auf der Tagung also keine Rede sein!

Den Mitarbeitern der Redaktion "German Medical Science" (Köln) - ganz besonders aber Frau Simone Haas - danke ich für ihr großes Engagement beim Management der Abstracts und erweiterten Kurzfassungen, für die Kommunikation mit den Autoren und für die Zusammenstellung dieser Online-Publikation!

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim "Klicken und Lesen"!


Ihr
Prof. Dr. med. R. Schönweiler

Scientific Program