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9. Symposium Health Technology Assessment

Deutsche Agentur für HTA des DIMDI – DAHTA@DIMDI

17. - 18.10.2008, Köln

HTA-Bericht: Interferone und Natalizumab in der Behandlung der Multiplen Sklerose: Gesundheitsökonomische Aspekte einer chronischen Krankheit

Meeting Abstract

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  • Marcial Velasco Garrido - Department Health Care Management, Technische Universität Berlin, Berlin

9. Symposium Health Technology Assessment. Köln, 17.-18.10.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08hta20

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/hta2008/08hta20.shtml

Veröffentlicht: 14. Oktober 2008

© 2008 Velasco Garrido.
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Gliederung

Abstract

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die eine erhebliche Behinderung und hohe direkte und indirekte Krankheitskosten nach sich zieht. In dieser Präsentation wird ein Überblick über die Literatur zu Kosten der Erkrankung und den veröffentlichten gesundheitsökonomischen Evaluationen gegeben, die auf dem HTA-Bericht „Interferone und Natalizumab in der Behandlung der Multiplen Sklerose“ (http://www.egms.de/en/journals/hta/2008-4/hta000058.shtml) basieren.

Bei einer geschätzten MS-Prävalenz von ca. 120.000 Menschen in Deutschland wird die wirtschaftliche Belastung aufgrund dieser Erkrankung auf vier bis fünf Milliarden Euro im Jahr geschätzt. Aus einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive wird geschätzt, dass in Deutschland ca. die Hälfte der Gesamtkosten von den Betroffenen selbst und ihren Angehörigen (bzw. anderen informellen Helfern) getragen werden. Zwar werden die Kosten der medizinischen Versorgung von der Krankenversicherung abgedeckt, die informelle Pflege sowie die Produktivitätsverluste aufgrund der Erkrankung, die wichtige Kostenfaktoren darstellen, fallen überwiegend auf die Patienten bzw. ihre Angehörigen und Helfer zurück.

Die Kosten wachsen mit der Progression der Erkrankung, so sind die Krankheitskosten bei einer schweren Behinderung fast viermal höher als bei einer leichten Behinderung. Mit der Zunahme des Behinderungsgrades erhöhen sich vor allem die Kosten der informellen Pflege und der Produktivitätsverluste.

Inzwischen stellen in Deutschland verlaufsmodifizierende Medikamente (z.B. Interferone) den größten Teil der medizinischen Kosten dar und machen ca. 23% der Gesamtkosten aus. Das Verordnungsvolumen von Interferonen ist in Deutschland seit dem Jahr 2000 kontinuierlich gestiegen und zeigt im Jahr 2005 im Vergleich zu 2000 eine Zunahme von ca. 50%.

Die Kosteneffektivität der Interferone in der Behandlung der Multiplen Sklerose ist in den letzten zehn Jahren in verschiedenen gesundheitsökonomischen Evaluationen untersucht worden. Die Mehrheit der Analysen basiert auf Markov-Modellen. Die Ergebnisse sind heterogen und reichen von Kosten-Ersparnissen bis hin zu inkrementellen Kosten-Effektivitätsratios von über 1,5 Millionen Euro pro gewonnenem qualitäts-adjustiertem Lebensjahr. In allen Modellen wurden Effektivitätsdaten aus randomisierten kontrollierten Studien verwendet. Allerdings unterscheiden sich die Analysen in den Annahmen und in der Struktur der Modelle erheblich, so dass die Vergleichbarkeit der Studien deutlich eingeschränkt ist. Zu Natalizumab liegen keine gesundheitsökonomischen Analysen vor.

Die absoluten Kosten der Therapie sind hoch und die vorliegenden Kosten-Effektivitätsanalysen aus anderen Ländern deuten auf einen hohen Preis für einen moderaten Gewinn an Lebensqualität hin. Hier besteht Forschungsbedarf für Deutschland.