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9. Symposium Health Technology Assessment

Deutsche Agentur für HTA des DIMDI – DAHTA@DIMDI

17. - 18.10.2008, Köln

HTA: Rückblick und Ausblick

Meeting Abstract

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  • Britta Göhlen - DIMDI, Köln

9. Symposium Health Technology Assessment. Köln, 17.-18.10.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08hta01

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/hta2008/08hta01.shtml

Veröffentlicht: 14. Oktober 2008

© 2008 Göhlen.
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Gliederung

Abstract

Die Anfänge von Health Technology Assessment (HTA) führen zurück in die 70er Jahre. Damals führte das Office of Technology Assessment (OTA) in den USA den Begriff HTA ein als „Prozess der systematischen Bewertung medizinischer Verfahren und Technologien mit Bezug zur gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung“. Wachsende Kosten bei eingeschränkten Finanzen führten zu jener Zeit im Gesundheitssystem zur Einbindung von externem Sachverstand, zur Auswertung bestverfügbarer Evidenz und zum wissenschaftlichen Austausch.

Rasch verbreitete sich dieser Gedanke in Europa in Form von HTA-Programmen (Schweden 1987, Niederlande 1988, Frankreich 1990, Großbritannien 1991) und hielt in den 90er-Jahren auch in Deutschland Einzug. Zunächst mit der Gründung des Büros zur Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (1994). Kurze Zeit später etablierte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ein HTA-Programm, das im Sozialgesetzbuch V verankert wurde. Seit Beginn dieses Jahrtausends ist das Deutsche Institut für Dokumentation und Information (DIMDI) auf dem HTA-Gebiet aktiv. Hierzu wurde die Deutsche Agentur für Health Technology Assessment des DIMDI (DAHTA@DIMDI) gegründet. Ergänzt wird das deutsche HTA-Programm seit 2004 durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Der Begriff HTA ist als solcher nicht geschützt. In der Regel werden jedoch folgende Aspekte darunter vereint:

  • efficacy = experimentelle Wirksamkeit
  • effectiveness = Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen
  • safety = Sicherheit
  • cost-effectiveness = gesundheitsökonomischer Stellenwert
  • ethische, soziale und juristische Aspekte.

Interessant ist die jüngste Entwicklung. Es kommen vermehrt „neue“ HTA-Produkte auf den Markt, z.B. prospektive HTA-Berichte, Kurz-HTA bzw. Rapid-HTA. Außerdem ist eine Verlagerung von Themenschwerpunkten zu beobachten. Standen früher vor allem Diagnostik und Therapie im Vordergrund, konkurrieren diese Themen heute mit Prävention und Pflege. Zudem entsteht ein Trend hin zum Patienten. So spielt die Lebensqualität bei einem HTA eine immer entscheidendere Rolle. Und HTA-Berichte leisten zunehmend Aufklärungsarbeit auf Ebene der Patienten.

Ein gutes Beispiel dafür ist der vom DIMDI herausgegebene HTA-Bericht zum Thema Compliance bzw. Adherence: Er zeigt, dass das Zusammenspiel von Arzt und Patient sowie das Verhalten des Patienten selbst entscheidend sind, um einen gewünschten Behandlungserfolg zu erreichen. Der Patient ist ernst zu nehmen. Denn wem nützt die Verschreibung von Medikamenten, wenn der Behandelte nicht gewillt ist, sie auch einzunehmen? Die stärkere Ausrichtung auf den Patienten hat auch gesundheitsökonomische Konsequenzen. Erfolgreiche Prävention lässt den potentiellen erst gar nicht zum wirklichen Patienten werden. Auch hier kann HTA einen entscheidenden Beitrag leisten und z.B. beitragen, mehr Menschen für die Vorbeugung zu gewinnen. Damit stellt sich die Frage: Sind Patienten in Deutschland tatsächlich im Niemandsland?