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Die gesellschaftliche Relevanz von Rückenschmerzen
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Veröffentlicht: | 12. Oktober 2007 |
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Abstract
Rückenschmerzen sind nach wie vor von höchster gesellschaftlicher Relevanz. Neben Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes, tragen chronische Rückenschmerzen maßgeblich zur Krankheitsbelastung der deutschen Bevölkerung bei. Trotz der rasanten medizinischen Fortschritte der vergangenen zwei Jahrzehnte, leidet jede fünfte Frau und jeder siebte Mann in Deutschland an chronischen Rückenschmerzen. Dabei ist seit Jahren unbestritten, dass der Rückenschmerz mit einer Lebenszeitprävalenz von ca. 85% zu den größten Gesundheitsproblemen Deutschlands gehört.
Neben der Krankheitslast verursacht das unspezifische Symptom Rückenschmerz erhebliche, das Gesundheitssystem belastende Kosten und sind somit auch von äußerst gesellschaftsökonomischer Relevanz. Mit 8,4 Milliarden Euro für die Behandlung von Erkrankungen der Wirbelsäule und des Rückens wurden in 2002 rund 4% der direkten Kosten für alle Krankheiten ausgegeben. Von weitaus höherer volkwirtschaftlicher Bedeutung sind die durch Rückenschmerz verursachten indirekten Kosten, die im selben Jahr hauptsächlich aufgrund von Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung auf 11,7 Milliarden Euro geschätzt wurden.
Ein zunehmendes soziales Gefälle bei der allgemeinen Erkrankungshäufigkeit wird sich auch zukünftig auf die Entwicklung des Rückenschmerzes auswirken. So ist nach Angaben des Bundes schon heute die Wahrscheinlichkeit an Rückenschmerzen zu erkranken bei sozial schwachen Personen um den Faktor 1,5 erhöht. Im Telefonischen Gesundheitssurvey des Robert Koch Instituts von 2003 waren Mitbürger ohne- oder mit Hauptschulabschluss doppelt so häufig an chronischen Rückenschmerzen erkrankt als Personen mit Abitur.
Dieser Entwicklung entgegenzuwirken ist die gesellschaftliche Herausforderung der Zukunft. Dabei gilt es vorrangig evidenz-basierte Leitlinien zur Behandlung von Rückenschmerzen konsequent weiterzuentwickeln und umzusetzen, die Präventionsarbeit koordiniert voran zu treiben und neue bildungspolitische Konzepte zu entwickeln.