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Die Entwicklung der auditiven Lokalisation bei gesunden sechs- bis zwölfjährigen Kindern: Untersuchungen zu Normwertbereichen des kleinsten wahrnehmbaren Winkelunterschiedes (Minimum Audible Angle)
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Veröffentlicht: | 22. April 2008 |
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Das räumliche Hören als zentrale auditive Leistung stellt ein wichtiges diagnostisches Kriterium z.B. für Kinder mit einer AVWS dar. Zur besseren Quantifizierung dieser Leistung war es das Ziel, bisher nicht verfügbare Normwerte für kleinste wahrnehmbare Winkelunterschiede (MAA) bei Kindern zu ermitteln.
64 hörgesunden Kindern (Alter 6–12 Jahre, Mittelwert 8 J., 9 Mon.) wurden in einem schall- und echogedämmten Raum aus sieben Referenzrichtungen im frontalen azimuthalen Hemifeld kurze, hoch- oder tieffrequente Breitband-Rauschsignale präsentiert. Aus je drei aufeinander folgenden Signalen (2x Referenzrichtung, 1x abweichende Position, minimaler Winkelunterschied 4°) musste dasjenige Hörereignis ausgewählt werden, das als abweichend wahrgenommen wurde. Mit einem adaptiven Verfahren wurde für sieben Referenzrichtungen (-90°, -60°, -30°, 0°, +30°, +60° +90°) für hoch- und tieffrequente Rauschsignale der MAA bestimmt.
Die MAA von Acht- bis Zwölfjährigen waren für alle sieben Richtungen signifikant kleiner als die der jüngeren Kinder (p<.05, robust rank order), für fünf davon hochsignifikant (p<.001). Der minimale Hörwinkel nahm in beiden Altersgruppen zur Peripherie hin ab (p<.001, Friedman RM ANOVA on ranks). Eine signifikante Frequenzabhängigkeit war bei älteren Kindern stärker ausgeprägt (p<.05, Wilcoxon matched pairs); deutlicher zeigte sie sich im rechten akustischen Hemifeld (p<.01 für +30°, +60° und +90°, Wilcoxon matched pairs).
Das räumliche Hören differenziert sich mit zunehmendem Alter, dabei ist das Winkelunterscheidungsvermögen zudem von der Lateralität abhängig. Die Signalfrequenz hat keinen systematischen Einfluss. Die Normwerte können als Grundlage für Untersuchungen von Kindern mit AVWS genutzt werden.