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79. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.

30.04. - 04.05.2008, Bonn

Das Neurovaskuläre Kompressionssyndrom des N. vestibulocochlearis: eine Modediagnose?

Meeting Abstract

  • corresponding author Sebastian Weikert - HNO-Klinik, Charite Campus Mitte, Berlin
  • Peggy Gabel - HNO-Klinik, Charite Campus Mitte, Berlin
  • Randolf Klingebiel - Abteilung für Neuroradiologie, Charite Campus Mitte, Berlin
  • Matthias Hölzl - HNO-Klinik, Charite Campus Mitte, Berlin
  • Hans Scherer - HNO-Klinik, Charite Campus Mitte, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 79. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Bonn, 30.04.-04.05.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08hnod412

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/hnod2008/08hnod412.shtml

Veröffentlicht: 22. April 2008

© 2008 Weikert et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das neurovaskuläre Kompressionssyndrom des achten Hirnnerven wurde 1984 erstmals von Jannetta beschrieben. Besonders in der Differentialdiagnose von fluktuierenden vestibulocochleären Symptomen ist dieses Syndrom ätiopathogenetisch zu berücksichtigen. Dieses Konzept wird von einigen Autoren jedoch kritisch diskutiert. In der vorliegenden Studie soll die Rolle des neurovaskulären Kompressionssyndroms als zugrundeliegender Pathomechanismus vestibulärer und cochleärer Symptome in dem Kollektiv unserer HNO-Schwindelambulanz evaluiert werden.

Material und Methoden: Es wurde eine retrospektive Studie mit 15 Patienten durchgeführt, welche sich zwischen 2004 und 2007 mit der Verdachtsdiagnose „neurovaskuläres Kompressionssyndrom“ vorstellten. Ausgewertet wurden anhand der Patientenakten anamnestische und klinische Befunde, sowie die Ergebnisse aus Funktionsdiagnostik und Bildgebung.

Ergebnisse: Die primär geäußerte Verdachtsdiagnose ließ sich in keinem der Fälle bestätigen. Anhand klinischer Diagnosekriterien und des initialen MRT-Befundes erschien ein Kompressionssyndrom zunächst bei allen Patienten evident. In der Nachbefundung der MRT-Bilder bzw. durch die Befunde einer erneuten Bildgebung musste die Diagnose bei allen 15 Patienten jedoch verworfen werden.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt, dass die Diagnose „Neurovaskuläres Kompressionssyndrom“ vielfach zu leichtfertig gestellt wird. Oftmals muss bildmorphologisch eher von einem neurovaskulären Kontakt ausgegangen werden, welcher für die Symptome jedoch nicht verantwortlich gemacht werden kann. Insbesondere durch adäquate Bildgebung mittels MRT und Befundung durch einen erfahrenen Neuroradiologen ist ein Kompressionssyndrom auszuschließen bzw. zu bestätigen.