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Spektrum, Morbidität und Indikationskriterien zur operativen Behandlung von tiefen Halsinfektionen im Kindes- und Erwachsenenalter
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Veröffentlicht: | 22. April 2008 |
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Tiefe Halsinfektionen und Halsabszesse zählen zu den schweren und unverändert häufigen Krankheitsbildern in der HNO-Heilkunde. Dank frühzeitiger chirurgischer und antibiotischer Behandlung konnte die Morbidität und Mortalität dieser Infektionen in den letzten fünf Jahrzehnten zwar deutlich gesenkt werden. Allerdings liegen nur wenige Daten über deren Komplikationen in heutiger Zeit sowie über die Therapiestrategien im Kindesalter und bei schwerer zugänglichen Abszesslokalisationen an der Schädelbasis vor.
Im Zeitraum vom 1997 bis 2007 behandelten wir 307 Patienten mit tiefen Halsinfektionen und Halsabszessen. Primär tonsillogene Halsabszesse oder Abszesse ausgehend von den großen Kopfspeicheldrüsen wurden nicht mit berücksichtigt. Das mittlere Alter lag bei 45 Jahren (Minimum 0,2; Maximum 90 Jahre). 182 Patienten waren männlich (59,3%) und 125 weiblich (40,7%). Tiefe Halsinfektionen bei Kindern unter 16 Jahren behandelten wir in 31 Fällen (10,1%). Para- und prävertebrale Abszessformationen fanden wir bei 16 und retropharyngeale bei 12 Patienten. 18 Patienten entwickelten eine deszendierende Mediastinitis. Die Letalitätsrate betrug 1,95% (6 von 307).
Frühzeitige radiologische Bestimmung der Abszessausdehnung, intravenöse antibiotische Behandlung, breite Abszessausräumung und -drainage zusammen mit mikrobiologischen und histopathologischen Untersuchungen, unter enger interdisziplinärer HNO-ärztlicher und intensivmedizinischer Betreuung bestimmen wesentlich die Prognose von Patienten mit tiefen Halsinfektionen. Dank der intraoperativen Neuronavigation können heute auch Infektionsherde an der Schädelbasis, paravertebral und medial der Halsgefäßscheide über enorale Zugänge sicher chirurgisch saniert werden.