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53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

15. bis 18.09.2008, Stuttgart

Umsetzungsbarrieren des einrichtungsübergreifenden Informationsmanagements in Gesundheitsnetzwerken

Meeting Abstract

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  • Nils Hellrung - TU Braunschweig, Braunschweig, Deutschland
  • Thomas Schabetsberger - UMIT, Hall in Tirol, Österreich
  • Reinhold Haux - TU Braunschweig, Braunschweig, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Stuttgart, 15.-19.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocMI14-6

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2008/08gmds177.shtml

Veröffentlicht: 10. September 2008

© 2008 Hellrung et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung

Angesichts systeminterner Herausforderungen des Gesundheitswesens, wie z.B. der zunehmenden fachlichen Spezialisierung, als auch systemexterner Entwicklungen wie dem demographischen Wandel , wird die Verbesserung der Koordination und Kooperation der Institutionen des Gesundheitswesens als wichtige Bedingung der Qualitätssicherung bzw. –steigerung betrachtet [1], [2], [3]. Eine Möglichkeit der verstärkten Zusammenarbeit ist die Bildung von Gesundheitsnetzwerken, in denen die teilnehmenden Organisation rechtlich selbständig bleiben und gleichzeitig, z. B. über integrierte Versorgungsverträge, kooperative Strukturen bilden [4], [5].

Aufgrund der umfangreichen Dokumentations- und Kommunikationsanforderungen werden einrichtungsübergreifende Informationssysteme als zentrale Instrumente der effizienten Gestaltung integrierter und bürgerzentrierter Versorgungsstrukturen aufgefasst [6]. Angesichts ihrer Komplexität auf organisatorischer und technischer Ebene sollten einrichtungsübergreifende Informationssysteme durch ein systematisches Informationsmanagement geplant, gesteuert und überwacht werden. Dazu gehört insbesondere die Abstimmung organisatorischer Ziele mit den Planungszielen des strategischen Informationsmanagements [7]. In Gesundheitsnetzwerken, die durch rechtliche Eigenständigkeit der Teilnehmer sowie komplexe und nicht-hierarchische Steuerungssysteme gekennzeichnet sind [4], [8], stellt die Abstimmung kollektiver Netzwerkziele und der Interesse der individuellen Teilnehmer im Rahmen des strategischen Informationsmanagements eine praktische und theoretische Lücke dar. Diese Problematik kann dabei auf den interdependenten Ebenen des Gesamtnetzwerkes, des einzelnen Netzwerkteilnehmers und aus externer Perspektive bearbeitet werden [8], [9]. Ziel dieses Beitrags ist in diesem Zusammenhang die Beantwortung folgender Fragestellung:

F1: Welche Umsetzungsbarrieren des einrichtungsübergreifenden Informationsmanagements ergeben sich bei der gemeinsamen Strategieplanung auf Ebene des gesamten Gesundheitsnetzwerkes?

F2: Welche Umsetzungsbarrieren des einrichtungsübergreifenden Informationsmanagements ergeben sich bei der gemeinsamen Strategieplanung auf Ebene der einzelnen Organisation?

F3: Welche Umsetzungsbarrieren des einrichtungsübergreifenden Informationsmanagements ergeben sich bei der gemeinsamen Strategieplanung aus externen Bedingungen?

Methoden

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde vom 20.2.2008 bis zum 14.3.2008 eine schriftliche Expertenbefragung durchgeführt. Die Experten wurden dabei über ihre Mitgliedschaft in relevanten Fachorganisationen bzw. –verbänden identifiziert. Die Anforderung an die Stichprobe war, dass mindestens jeweils 15 der befragten Personen den Gebieten Informationsmanagement im stationären Bereich, Informationsmanagement im ambulanten Bereich, Informationsmanagement in Gesundheitsnetzwerken und IT-Dienstleister zugeordnet werden konnten, um möglichst vielseitige Perspektiven zu berücksichtigen.

Als Befragungsinstrument wurde ein Fragebogen entwickelt, der papierbasiert oder online ausgefüllt werden konnte. Neben allgemeinen Fragen zum Expertenstatus und zur organisatorischen Zugehörigkeit fokussierte der Fragebogen die oben genannte Fragestellung. Dabei wurden zu jeder Frage einige Antworten vorgegeben und den Experten Platz für weitere Antworten gelassen. Nach Abschluss der Befragung wurden die Antworten durch zwei Wissenschaftler mit Hilfe der Mind-Map-Methode kategorisiert und in Tabellen zusammengefasst.

Ergebnisse

Die Studie wurde planmäßig vom 20.2.2008 bis zum 14.3.2008 durchgeführt. Im Rahmen der KIS-Tagung 2008 lag der Fragebogen der Konferenzsammelmappe bei. Gleichzeitig wurden die Mitglieder des BVMI sowie die Mitglieder der BMC-Arbeitsgruppe „Prozess- und IT-Management“ per E-Mail über den jeweiligen E-Mailverteiler informiert. Insgesamt haben 93 Personen an der Befragung teilgenommen. Die Stichprobenanforderung wurde dabei erfüllt.

In Tabelle 1 [Tab. 1] sind beispielhaft die kategorisierten Umsetzungsbarrieren auf Netzwerkebene dargestellt. Dabei wird deutlich, dass neben technischen insbesondere organisatorische Umsetzungsbarrieren des einrichtungsübergreifenden Informationsmanagements identifiziert werden konnten. Die Problematik der Koexistenz von Kooperation und Wettbewerb in Gesundheitsnetzwerken manifestiert sich in strategischen Aspekten, wie z.B. den fehlenden Kooperationszielen und setzt sich auf anderen Ebenen, wie der ökonomischen durch unklare Kosten-Nutzenverteilungen, auf der kulturellen durch das fehlende Vertrauen und der Frage der Machtverteilung fort.

Diskussion

Das systematische einrichtungsübergreifende Informationsmanagement ist eine wesentliche Voraussetzung für die effiziente Umsetzung von Informationssystemen für die kooperative Versorgung in Gesundheitsnetzwerken. Mittels einer schriftlichen Expertenbefragung haben wir Umsetzungsbarrieren des einrichtungsübergreifenden Informationsmanagements auf verschiedenen Ebenen identifiziert. Im Vordergrund scheinen dabei Barrieren zu stehen, die auf der Koexistenz von Kooperation und Wettbewerb in Gesundheitsnetzwerken basieren. Ausgehend von unseren Ergebnissen werden wir in einer weiteren Studie Hypothesen testen, die den Zusammenhang von organisatorischen Faktoren, z.B. der Netzwerkstruktur und adäquater Ansätze des einrichtungsübergreifenden Informationsmanagements beschreiben.

Danksagung

Wir möchten uns bei folgenden Personen für die Unterstützung während der schriftlichen Befragung bedanken: Herr Prof. Dr. Haas, Herr Prof. Dr. Schmücker, Herr Dr. Dujat, Herr Dr. Ellsässer sowie Herr Dr. Deimel.


Literatur

1.
Busse R, Riesberg R. Gesundheitssysteme im Wandel: Deutschland. Kopenhagen, Berlin: MWV Medzinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2005.
2.
Cook RI, Render M, Woods DD. Gaps in the continuity of care and progress on patient safety. Br Med J. 2000;320:791-4.
3.
Oberender P. Gesundheitspolitik in der Sozialen Marktwirtschaft: Analyse der Schwachstellen und Perspektiven einer Reform. In: Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft. ed. P. Oberender and J. Fleischmann. Vol. 3. Stuttgart: Lucius & Lucius; 2002.
4.
Alexander JA, Lee SY, Bazzoli GJ. Governance Forms in Health Systems and Health Networks. Health Care Manage Rev. 2003;28(3):228-42.
5.
Greß S, et al. Financial incentives for disease management programmes and integrated care in German social health insurance. Health Policy. 2006;78(2-3):295-305.
6.
Kuhn KA, et al. Expanding the Scope of Health Information Systems - From Hospitals to Regional Networks, to National Infrastructures, and Beyond. Methods Inf Med. 2007;46(4): 500-2.
7.
Winter A, et al. Strategic information management plans: the basis for systematic information management in hospitals. Int J Med Inform. 2001;64:99-109.
8.
Meijboom B, de Haan J, Verheyen P. Networks for integrated care provision: an economic approach based on opportunism and trust. Health Policy. 2004;69:33-43.
9.
Hellrung NGN, Willkomm M, Haux R. IT-based information management in health care networks: the MedoCom approach. 2008.