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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Funktionelle Gesundheit und Teilhabestörung als Konzepte der sozialmedizinischen Begutachtung – eine empirische Untersuchung bei Reha-Anträgen

Meeting Abstract

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  • Heiner Vogel - Universität Würzburg, Würzburg
  • Peter Adami - Juliusspital, Würzburg
  • Hermann Faller - Universität Würzburg, Würzburg
  • Anton Holderied - Deutsche Rentenversicherung Unterfranken, Würzburg

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds934

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds934.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Vogel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Nach dem SGB IX stellt das Teilhabekonzept der ICF eine wesentliche Perspektive für die Rehabilitation bei allen Trägern dar - sowohl bei der Ausrichtung der Behandlungskonzepte als auch für die Prüfung des Reha-Bedarfs. Zu Beginn von verstärkten Bemühungen zur Umsetzung des ICF-Konzeptes in der sozialmedizinischen Begutachtung der Rentenversicherung sollte daher in einer ersten Statuserhebung geprüft werden, in welchem Ausmaß Begriffe und Konzepte der ICF bereits in den Alltag der sozialmedizinischen Begutachtung Einzug genommen haben.

Methodik: Im Jahr 2004 wurde eine konsekutive Zeitstichprobe von 60 sozialmedizinischen Gutachten zu einem Antrag auf medizinische Rehabilitation bei orthopädischer Hauptindikation untersucht. Mit Hilfe eines inhaltsanalytischen Kategorienschemas wurde jeweils erhoben, in welchem Ausmaß die Konzepte „Schädigung“, „Fähigkeitsstörungen“, „Beeinträchtigungen“ und „Kontextfaktoren“ verwendet worden sind. Ferner wurde erhoben, in welchem Ausmaß zur Prognose Stellung genommen wurde (jew. graduiert von 0 bis 5 Punkten).

Ergebnisse: Bei der inhaltsanalytischen Betrachtung der Gutachten ergab sich, dass die „Schädigungen“ in allen Fällen umfassend beschrieben waren. Die Fähigkeitsstörungen wurden bereits in 80% der Fälle, wenngleich mit leichten Lücken, dargestellt, also etwas ungenau oder unvollständig. Beeinträchtigungen werden von den Gutachtern heterogen herausgearbeitet: in 50% mit geringen Ausführungen oder ohne Berücksichtigung in der Epikrise; bei 21% bzw. 25% der Fälle wurden 1 bzw. 3 Punkte vergeben. Ähnlich war die Bewertung der Kontextfaktoren: Bei 38% wurde der Beruf erwähnt, aber in der Epikrise nicht näher Bezug darauf genommen. Die Prognose wurde in 42% der Fälle nicht dargestellt, bei 40% wurde die Prognose kurz erwähnt oder angesprochen.

Diskussion: Die Pilotstudie wurden noch vor der verstärkten ICF-Umsetzung in der Begutachtung durchgeführt. Immerhin hatten diese Konzepte zu jenem Zeitpunkt bereits teilweise Eingang in den Gutachteralltag gefunden. Nachdem zwischenzeitlich zahlreiche deutschsprachige Publikationen zur Nutzung der ICF in der Sozialmedizin erschienen sind, steht zu erwarten, dass sich bei einer Folgeuntersuchung eine bessere Repräsentanz der ICF-Konzepte/Begriffe in sozialmedizinischen Gutachten finden lassen.


Literatur

1.
Körner M. (2005). ICF und sozialmedizinische Beurteilung der Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben: Alles klar? Ein Diskussionsbeitrag. Rehabilitation, 44: 229-236.
2.
Körner M. (2005). ICF und sozialmedizinische Beurteilung der Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben: Alles klar? Ein Diskussionsbeitrag. Rehabilitation, 44: 229-236. Schuntermann, M. (2003). Grundsatzpapier der Rentenversicherung zur Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Deutsche Rentenversicherung, (1-2), 52-59.
3.
Schuntermann, M. F. (2005): Einführung in die ICF: Grundkurs, Übungen, offene Fragen. Landsberg. Ecomed-Verlag.