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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Stillen und Säuglingsernährung in Bayern – Ergebnisse der Studie „Stillverhalten in Bayern“

Meeting Abstract

  • Martina Kohlhuber - Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
  • Barbara Rebhan - Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
  • Ursula Schwegler - Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
  • Berthold Koletzko - Dr. von Haunersches Kinderspital der LMU München, München
  • Hermann Fromme - Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds848

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds848.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Kohlhuber et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Um aktuelle Daten zur Stillprävalenz, Stilldauer und zum Stillverhalten bei bayerischen Müttern zu ermitteln, hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit eine prospektive Kohortenstudie durchgeführt. Aus den Ergebnissen werden Stillförderungsmaßnahmen und Präventionsziele abgeleitet.

Methoden: 3822 Teilnehmerinnen wurden im April 2005 in 141 bayerischen Geburtskliniken, Geburtshäusern und durch Hausgeburtshebammen rekrutiert und schriftlich befragt. Im zweiten, vierten, sechsten und neunten Monat nach der Geburt wurden vom LGL Folgebefragungen durchgeführt.

Ergebnisse: Die initiale Stillquote unter den Befragten beträgt 90%. Im zweiten Monat stillen noch 60,2% voll oder ausschließlich, im vierten Monat noch 51,6% und im sechsten Monat 25,5%. Der häufigste Grund, gar nicht zu stillen, ist die Einstellung, Flaschennahrung sei genauso gut wie Stillen oder bequemer. Weitere Gründe sind Stress im Haushalt und in der Familie, die Wiederaufnahme einer Erwerbstätigkeit und die Angst vor zu großer Abhängigkeit vom Kind. Wichtigster Einflussfaktor in der multivariaten Analyse ist die negative Einstellung des Partners gegenüber dem Stillen (Odds Ratio: 21,79; Konfidenzintervall: 13,46-35,27). Im zweiten und vierten Monat überwiegen Stillprobleme bei den Gründen für frühzeitiges Abstillen. Mütter, die in den vier Monaten nach der Geburt jemals Stillprobleme hatten, haben ein 7,56-fach höheres Risiko, nicht länger als 4 Monate zu stillen (KI: 6,21-9,19).

Beikost führen 8% der Mütter im 4. Monat ein, ein Drittel im 5. Monat und 17,6% im 6. Monat. Bis zum 9. Monat haben fast alle Kinder bereits Beikost erhalten. Die verschiedenen Beikostarten werden, verglichen mit den Empfehlungen des Forschungsinstituts für Kinderernährung, von vielen Müttern zu früh eingeführt. Zudem unterscheiden sich diese Empfehlungen von denen der Nationalen Stillkommission, die ausschließliches Stillen bis 6 Monate für die Mehrzahl der Säuglinge empfiehlt.

Schlussfolgerungen: Beide Elternteile müssen frühzeitig in der Schwangerschaft über die gesundheitlichen Vorteile des Stillens für Mutter und Kind informiert werden. Vorausschauende Beratung zu Stillproblemen und Beikosteinführung ist nötig.

ÖGD-Kongress, workshop Ernährung, workshop-Verantwortlicher: Christine Mitschek