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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Medizinische Effektivität von HPV-DNA-Testverfahren in der Zervixkarzinomfrüherkennung. Ein systematischer Review

Meeting Abstract

  • Gaby Sroczynski - UMIT - Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technologie, Hall i. T, Österreich
  • Eva Esteban - UMIT - Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technologie, Hall i. T, Österreich
  • Nikolai Mühlberger - UMIT - Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technologie, Hall i. T, Österreich
  • Uwe Siebert - ITA-Institute for Technology Assessment, MGH, Harvard Medical School, Boston, USA

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds399

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds399.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Sroczynski et al.
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Gliederung

Text

Einleitung/Hintergrund: Der Einsatz von HPV-Screeningtestverfahren in der Zervixkarzinomfrüherkennung wird aktuell diskutiert. Ziel dieser Arbeit ist eine systematische Zusammenstellung und Bewertung der aktuell vorliegenden wissenschaftlichen Evidenz zur medizinischen Effektivität von HPV-DNA-Testverfahren in der Zervixkarzinomfrüherkennung.

Material/Methoden: Eine systematische Literaturrecherche wurde in relevanten Datenbanken (August 2006) durchgeführt. Eingeschlossen wurden systematische Reviews, HTA-Berichte, Metaanalysen und klinische Studien, die die HPV-DNA-Diagnostik als Primärscreeningverfahren in Routine-Screening-Populationen untersuchten, valide Referenzstandards einsetzten und Maßnahmen gegen einen Verification Bias durchführten. Die methodische Qualität der eingeschlossenen Studien wurde mittels standardisierter Checklisten [1] beurteilt. Studiendaten wurden standardisiert und systematisch extrahiert, dargestellt und bewertet.

Ergebnisse: Zwölf diagnostische Studien, eine Metaanalyse [2] und sechs HTA-Berichte [3], [4], [5], [6], [7], [8] wurden eingeschlossen. Der HPV-Test erzielte Sensitivitäten und Spezifitäten für die Entdeckung von hochgradigen Läsionen oder Krebs von 97.0-97.8% und 92.4-95.3% bei Frauen ab 30 Jahren bzw. 56.5-96% und 71.1-93.9% bei jüngeren Frauen. Für die Kombination von HPV-Test und Zytologie war die Sensitivität 100 % (Spezifität:91.9-94.0%). Eine Metaanalyse berichtete eine höhere Sensitivität (96.1% vs. 53.0%) aber niedrigere Spezifität (90.7% vs. 96.3%) gegenüber der Zytologie. In den HTA-Berichten streuten die Ergebnisse zur Testgüte der HPV-DNA-Testverfahren breit. Drei HTA-Berichte schlussfolgerten, eine Empfehlung für die Einführung des HPV-Primärscreenings könne auf Grund nicht ausreichender Evidenz zur medizinischen Effektivität nicht ausgesprochen werden. Die anderen HTA-Berichte empfahlen den Einsatz des HPV-DNA-Tests als Primärscreeningverfahren unter bestimmten Bedingungen (z.B für Frauen ab dem 30. Lebensjahr). Es wurden keine empirischen Studien identifiziert, die medizinische Langzeitkonsequenzen (Mortalitätsreduktion, Vermeidung von Krebsfällen etc.) des HPV-Primärscreenings in der Zervixkarzinomfrüherkennung untersuchten.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Die berücksichtigte Evidenz zur medizinischen Effektivität der HPV-DNA-Diagnostik als Primärscreeningverfahren in der Zervixkrebsfrüherkennung deutet auf eine Erhöhung der Entdeckungsrate von fortgeschrittenen Läsionen und Zervixkrebsfällen im Vergleich zur Zytologie hin, jedoch auch auf eine Erhöhung der Falsch-Positiven-Rate, welches zur Überversorgung und unnötigen Ängsten betroffener Frauen führen könnte. Eine entscheidungsanalytische Modellierung zur Einschätzung der gegenwärtig noch unbekannt medizinischen und gesundheitsökonomischen Langzeitkonsequenzen des HPV-Primärscreenings wird empfohlen.


Literatur

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Siebert U, Behrend C, Mühlberger N, Wasem J, Greiner W, v. d. Schulenburg JM, Welte R, Leidl R. Development of a Criteria Catalogue for the Description and Assessment of Economic Evaluations in Germany. [German; original title: Entwicklung eines Kriterienkataloges zur Beschreibung und Bewertung ökonomischer Evaluationsstudien in Deutschland]. In: Leidl R, v. d. Schulenburg JM and Wasem J, eds. Ansätze und Methoden der ökonomischen Evaluation - eine internationale Perspektive. Health Technology Assessment. Vol. 9. Baden-Baden: Nomos, 1999.
2.
Cuzick J, Clavel C, Petry KU, Meijer CJ, Hoyer H, Ratnam S, et al. Overview of the European and North American studies on HPV testing in primary cervical cancer screening. Int J Cancer. 2006.
3.
Cuzick J, Sasieni P, Davies P, Adams J, Normand C, Frater A, et al. A systematic review of the role of human papillomavirus testing within a cervical screening programme. Health-Technology-Assessment. 1999;3(14):iii-130.
4.
Hartmann KE, Hall SA, Nanda K, Boggess JF, Zolnoun D. Screening for cervical cancer. Rockville, MD: Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ); 2002.
5.
Institute for Clinical Systems Improvement. HPV DNA testing for cervical cancer. Bloomington, MN: Institute for Clinical Systems Improvement (ICSI); 2001.
6.
Institute for Clinical Systems Improvement. HPV DNA testing for the screening and monitoring of cervical cancer. Bloomington, MN: Institute for Clinical Systems Improvement (ICSI); 2005.
7.
Medical Services Advisory Committee. Human papillomavirus testing for cervical screening. Canberra: Medical Services Advisory Committee (MSAC); 2003.
8.
Noorani HZ, Brown A, Skidmore B, Stuart GCE. Liquid-based cytology and human papillomavirus testing in cervical cancer screening. Ottawa: Canadian Coordinating Office for Health Technology Assessment (CCOHTA); 2003.