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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Kinder-Umwelt-Survey (KUS)–- erste Ergebnisse zur Umweltgerechtigkeit: Kinder mit niedrigem Sozialstatus sind nicht immer stärker belastet

Meeting Abstract

  • Margarete Seiwert - Umweltbundesamt, Berlin
  • Christine Schulz - Umweltbundesamt, Berlin
  • Kerstin Becker - Umweltbundesamt, Berlin
  • André Conrad - Umweltbundesamt, Berlin
  • Marike Kolossa-Gehring - Umweltbundesamt, Berlin

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds384

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds384.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Seiwert et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Mit dem Kinder-Umwelt-Survey (KUS) [1], dem Umweltmodul des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) [2], stehen erstmals repräsentative Daten zur Umweltbelastung der Kinder in Deutschland zur Verfügung. Erste Ergebnisse zum Zusammenhang von Umweltfaktoren und Sozialstatus werden vorgestellt.

Methoden: Zwischen 2003 und 2006 wurde der KUS an einer repräsentativen Teilstichprobe der 3- bis 14-jährigen Teilnehmer/innen des KiGGS in Kooperation mit dem Robert Koch-Institut (RKI) durchgeführt. Die korporale Schadstoffbelastung sowie Belastungen im häuslichen Bereich wurden untersucht und umweltrelevante Verhaltensweisen und Lebensbedingungen erfragt. Alle im KiGGS erhobenen Informationen liegen auch für die KUS-Teilnehmer/innen vor, z.B. der Winkler-Index des Sozialstatus [3].

Ergebnisse:

-- Korporale Belastung:

Das Blut von Kindern mit höherem Sozialstatus ist stärker mit chlororganischen Verbindungen (z.B. PCB, DDE) belastet. Dagegen weisen Blut bzw. Urin von Kindern mit niedrigem Sozialstatus höhere Blei- bzw. Nikotin- und Cotinin-Gehalte auf.

-- Schadstoffbelastung im häuslichen Bereich:

Der Hausstaub ist in Haushalten mit höherem Sozialstaus eher mit DDT und Chlorpyrifos kontaminiert als in Haushalten mit niedrigem Sozialstatus.

-- Umweltrelevante Verhaltensweisen:

Haushaltsreiniger und Biozide, deren Einsatz aus Umweltgesichtspunkten problematisch ist, werden in den Sozialstatusgruppen unterschiedlich häufig angewendet. In Familien mit niedrigem Sozialstatus werden häufiger Toilettensteine, Raumsprays, Desinfektionsmittel und Weichspüler benutzt, wohingegen in Familien mit höheren Sozialstatus häufiger Biozide zum Textilschutz und zum Vorratsschutz eingesetzt werden.

Diskussion: Es gibt Unterschiede in der Belastung der Kinder nach Sozialstatus, und nicht immer sind die sozial benachteiligten Kinder stärker belastet. Vertiefende Auswertungen in Kooperation mit dem RKI sind geplant, um zielgruppenspezifische Interventions- und Präventionsmaßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Kinder vorschlagen zu können.

Danksagung: Der KUS wurde mit Mitteln des BMU und BMBF gefördert. Die Feldarbeit für den KUS sowie die Aufnahme der Fragebogendaten wurden im Auftrag des UBA vom RKI durchgeführt. Die chemischen Analysen erfolgten durch die Universitäten Erlangen, Bochum und Rostock, durch die Firma AnBus e.V., Fürth/Nürnberg sowie durch das Umweltbundesamt.


Literatur

1.
Schulz, C., Babisch, W., Becker, K., Dürkop, J., Roßkamp, E., Seiwert, M., Steiner, M., Szewzyk, R., Ullrich, D., Englert, N., Seifert, B., Eis, D.: Kinder-Umwelt-Survey – das Umweltmodul im KiGGS. Teil 1: Konzeption und Untersuchungsprogramm. Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 47, 11 (2004) 1066 – 1072.
2.
Kurth, B.-M., Bergmann, K. E., Hölling, H., Kahl, H., Kamtsiuris, P., Thefeld, W.: Der bundesweite Kinder- und Jugendgesundheitssurvey. Das Gesamtkonzept. Gesundheitswesen, 64 Sonderheft 1 (2002) 3-11.
3.
Lampert, T., Schenk, L., Stolzenberg, H.: Konzeptualisierung und Operationalisierung sozialer Ungleichheit im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey. Gesundheitswesen 2002; 64 Sonderheft 1 (2002) 48-52.