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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Rauchen während der Schwangerschaft: Risikogruppen und perinatale Gesundheit – Sonderauswertung der 662.624 Krankenhausgeburten umfassenden "Deutschen Perinatalerhebung 2005"

Meeting Abstract

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  • Sven Schneider - Deutsches Krebsforschungszentrum DKFZ, Heidelberg

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds365

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds365.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Schneider.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Rauchen während der Schwangerschaft ist das präventiv bedeutsamste Gesundheitsrisiko für das Ungeborene. Dieses noch laufende, interdisziplinäre Forschungsprojekt verfolgt drei Ziele:

I. Das Ausmaß des Tabakkonsums während der Schwangerschaft zu quantifizieren

II. Soziale und verhaltensspezifische Faktoren zu identifizieren, in denen sich rauchende Schwangere von nicht rauchenden Schwangeren unterscheiden

III. Schwangere auf Basis von Two-Step-Clusteranalysen zu typisieren und Hochrisikogruppen zu benennen

IV. Die gesundheitlichen Folgen für das Neugeborene unter Kontrolle wichtiger Konfounder zu untersuchen.

Material und Methoden: Diese Studie basiert auf einem wegen institutioneller und datenschutzrechtlicher Hürden bis dato in Epidemiologie, Sozialmedizin und Präventionsforschung ungenutzten bundesweiten Datensatz: Die „Deutsche Perinatalerhebung 2005“ ist eine Vollerhebung aller (!) Krankenhausgeburten eines Kalenderjahres. Die Nettostichprobe umfasst Prä- und Perinatal-Daten zu insgesamt 674.524 Neugeborenen und 662.624 Müttern aus insgesamt 917 Geburtskliniken. Im Rahmen einer vom Gemeinsamen Bundesausschuss für Qualitätssicherung beauftragten Sonderauswertung war einer interdisziplinären Arbeitsgruppe des Deutschen Krebsforschungszentrums ein vollständiger Datenzugang möglich.

Ergebnisse: In Deutschland geben 12,6% aller Schwangeren an zu rauchen (Median: 9 Zigaretten/Tag). Schwangere mit niedrigem Status (Rauchprävalenz un- oder angelernter Arbeiterinnen: 20,3%) rauchen deutlich häufiger als Angehörige mit höherem Sozialstatus (Rauchprävalenz mittlerer bis leitender Angestellte: 3,8%, Effektstärke: .15). Rauchende Schwangere wiesen auch hinsichtlich der pränatalen Schwangerschaftsvorsorge deutliche Defizite auf: So stellten sich diese deutlich später zur Erstuntersuchung beim Gynäkologen vor und nahmen Vorsorgeuntersuchungen seltener wahr. Auch fehlte häufiger ein Mutterpass. Rauchen während der Schwangerschaft steht in einem deutlichen Dosis-Wirkungs-Zusammenhang mit dem Risiko perinataler Mortalität, einer Frühgeburt, geringem Geburtsgewicht und defizitären Vitalfunktionen beim Neugeborenen (APGAR-Werte).

Diskussion: Unsere Daten belegen für das Rauchen während der Schwangerschaft nicht nur gravierende gesundheitliche Folgen für das Neugeborene, sondern auch eine problematische Risikokumulation unter rauchenden Schwangeren. Für die Konzeption zielgruppengerechter Interventionen ist die Kenntnis der demographischen und psychosozialen Struktur rauchender Schwangerer Voraussetzung: Demnach stellen jüngere, alleinstehende Schwangere aus der unteren Sozialschicht die wichtigste Zielgruppe künftiger präventiver Maßnahmen dar.


Literatur

1.
Schneider S, Schütz J: Welche Schwangere rauchen? - Systematischer verblindeter Literaturreview bevölkerungsbasierter Befragungsstudien westlicher Industrienationen aus den Jahren 1997 bis 2007. Manuskript
2.
BQS Bundesgeschäftstelle Qualitätssicherung gGmbH (2006) BQS-Qualitätsreport 2005. Online verfügbar unter: http://www.bqs-qualitaetsindikatoren.de [Recherchedatum: 28.3.2007] Externer Link