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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Sind Impfungen mit einem erhöhten Risiko für einen Typ 1-Diabetes assoziiert ?

Meeting Abstract

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  • Joachim Rosenbauer - Institut für Biometrie und Epidemiologie, Deutsches Diabetes-Zentrum, Düsseldorf
  • J.B. du Prel - Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universität Mainz, Mainz
  • R.W. Holl - Institut für Epidemiologie, Universität Ulm, Ulm
  • Guido Giani - Institut für Biometrie und Epidemiologie, Deutsches Diabetes-Zentrum, Düsseldorf
  • ESPED
  • DPV-Wiss

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds331

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds331.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Rosenbauer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Vor dem Hintergrund einer weltweit ansteigenden Neuerkrankungsrate des Typ 1-Diabetes bei Kindern werden Impfungen immer wieder mit einer möglichen Erhöhung des Diabetesrisikos in Verbindung gebracht. Ziel der Untersuchung war es, in einer ökologischen Studie Assoziationen zwischen der Inzidenz des Typ 1-Diabetes und den Durchimpfungsquoten von Schulanfängern zu analysieren.

Material und Methoden: Die ökologische Studie nutzt auf Kreisebene aggregierten Daten aus Nordrhein-Westfalen. Daten zur Neuerkrankungsrate des Typ 1-Diabetes bei Kindern unter 5 Jahren für 1996-2002 entstammen dem Diabetes-Inzidenzregister in Nordrhein-Westfalen (Erfassungsvollständigkeit: 98%). Daten zu Durchimpfungsquoten von Schulanfängern wurden vom Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst bzw. ergänzend von den Kreisgesundheitsämtern in Nordrhein-Westfalen bereitgestellt. Für die Polio-, Diphtherie-, Tetanus-, Masern-, Mumps- und Rötelnimpfung lagen Daten aus den Einschulungsuntersuchungen 1995-2000 für 52 von 54 Kreisen vor, für die Pertussisimpfung für 49 Kreise. Daten zur BCG-Impfung standen aus den Einschulungsuntersuchungen 1996-1998 für 51 Kreise zur Verfügung. Assoziationen zwischen Diabetesinzidenz und Impfquoten wurden mittels Spearman's Rangkorrelation sowie Poissonscher Regressionsanalysen untersucht.

Ergebnisse: Die kreisspezifische Inzidenz des Typ 1-Diabetes variierte zwischen 4,6 und 24,3 pro 100.000 Personenjahre. Die Streubreite Durchimpfungsquoten in den Kreisen reichte von 5% für die Polio-, Diphtherie- und Tetanusimpfung bis zu 75% für die BCG-Impfung. Die Korrelationen zwischen den einzelnen Impfungen und der Diabetesinzidenz lagen zwischen -0.13 (Polio) und 0,20 (Pertussis, BCG), für keine der Impfungen erwiesen sich die Korrelationen als signifikant. Auch in der sensitiveren Poisson-Regressionsanalyse zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen Impfquoten und Diabetesinzidenz (p > 0,1). Die relativen Risiken pro 5-Prozentzunahme geimpfter Kinder lagen für die einzelnen Impfungen zwischen 0,74 (95%-KI: 0.51-1.09) für Polio und 1,03 (95%-KI: 0.92-1.14 ) für Masern.

Diskussion: Die räumliche Variation der Diabetesinzidenz konnte nicht durch Unterschiede der Durchimpfungsquoten von Schulanfängern erklärt werden. Die Ergebnisse unterstützen daher nicht die Hypothese einer Erhöhung des Diabetesrisikos durch Impfungen. Ökologische Verzerrungen sind in dieser Studie natürlich nicht auszuschließen.