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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Anspruch und Wirklichkeit des Qualitätsmanagements im Gesundheitswesen – dargestellt am Beispiel der medizinischen Rehabilitation

Meeting Abstract

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  • Olaf Iseringhausen - Universität Bielefeld, Bielefeld

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds175

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds175.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Iseringhausen.
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Gliederung

Text

Hintergrund/ Gegenstand/ Fragestellung: Der Gesetzgeber fordert auf allen Ebenen des Gesundheitswesens von den Leistungserbringern die Beteiligung an Qualitätssicherungsverfahren und den Nachweis über die Durchführung von Qualitätsmanagementprogrammen (§§ 135 SGB V). Damit soll langfristig die Qualität und die Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen sichergestellt werden [3] – dies allerdings ohne bisher einen empirisch überzeugenden Nachweis darüber, dass die hierzu eingesetzten Verfahren auch die tatsächlichen erwünschten Wirkungen erbringen [1], [6]. Vor diesem Hintergrund ergeben sich folgende Fragestellungen:

1.
Welche Vorstellungen zu Qualitätsstandards von Struktur- und Prozessaspekten gibt es?
2.
Gibt es gesicherte Zusammenhänge zwischen den Qualitätsstandards von Struktur- und Prozessaspekten einerseits und Ergebnissen/Outcomes andererseits?
3.
Welcher Nutzen entsteht durch Einführung qualitätssichernder und -verbesernder Verfahren?

Methodik: Ziel der Analyse ist es, ein realitätsnahes Verständnis von Prozessen organisatorischer Veränderung unter besonderer Berücksichtigung der Einführung qualitätsverbessernder Verfahren in Organisationen des Gesundheitswesens am Beispiel von fünf Rehabilitationseinrichtungen zu vermitteln. Entsprechend dieser Perspektive wird der qualitativen Methodik bzw. qualitativen Fallstudien der Vorzug gegeben, um das organisationale Geschehen aus der Sichtweise der handelnden Subjekte wiederzugeben [4].

Ergebnisse: Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung besteht darin, dass die Einführung qualitätsverbessernder Verfahren nur sehr bedingt organisationale Veränderungsprozesse in Gang setzt. Organisationen entkoppeln ihre tatsächliche Aktivitätsstruktur von dem, was sie symbolisch gegenüber ihrer Umwelt darlegen. Dieser Prozess der Entkopplung zeigt sich vor allem innerhalb der professionellen Organisationsstruktur von Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, die davon geprägt sind, dass auf der Ebene der Führung oder des Managements das allgemeine Vokabular des Qualitätsmanagements genutzt wird, dass aber gleichzeitig relativ unbeeindruckt davon auf der Ebene des operativen Kerns „business as usual“ stattfindet. Die Ergebnisse entsprechen zentralen Einsichten der Organisationsforschung, die vielfach deutlich gemacht hat, dass die Einführung qualitätsverbessernder Verfahren hauptsächlich der Erlangung von Legitimation dient und nicht ausschließlich im Zusammenhang mit tatsächlichen Steigerungen von Qualität und Wirtschaftlichkeit innerhalb der Versorgung angesehen werden kann [2], [5].


Literatur

1.
Geraedts M. Auswirkungen von Qualitätsregulierungen auf das Angebot von Krankenhausleistungen. In: Klauber J, Robra BP, Schellschmidt H. Krankenhausreport 2006. Stuttgart: Schattauer Verlag; 2007. S. 187-203.
2.
Kitchener M. ‘All fur coat and no knickers’: contemporary organizational change in United Kingdom hospitals. In: Brock DM, Powell MJ, Hinings CR, Hrsg. Restructuring the professional organization. Accounting, Health Care and Law. London, New York: Routledge; 1999. p. 183-99.
3.
Koch U. Zur Qualität der Qualitätssicherung. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2004; 47:101-2.
4.
Kühl S, Strodtholz P, Hrsg. Methoden der Organisationsforschung: ein Handbuch. Reinbek bei Hamburg; 2002.
5.
Scott WR. Evolving Professions: An Institutional Field Approach. In: Klatetzki T, Tacke V, Hrsg. Organisation und Profession. VS Verlag für Sozialwissenschaften; 2005. S. 119-41.
6.
Selbmann HK. Bewertung und Zertifizierung von Akut-Krankenhäusern in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz. 2004;47:103-10.
7.
Simon HA. Administrative Behavior: A Study of Decision-Making Processes in Administrative Organization. 3. Aufl. New York: Macmillan; 1976.