gms | German Medical Science

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Gründe für eine lang dauernde Einnahme menopausaler Hormonpräparate

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Nicole Höfling-Engels - Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP), Universität Bremen, Bremen

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds162

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds162.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Höfling-Engels.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Hintergrund: Menopausale Hormonpräparate werden in Deutschland noch immer in erheblichem Maße verordnet. Die Studie fokussiert Gründe für eine lang dauernde Einnahme von Hormonen und die Beratung durch ÄrztInnen aus der Sicht von Frauen.

Methode: Grundlage des qualitativen Projekts waren 35 teilstrukturierte narrative Interviews mit Frauen im Alter von 46-75 Jahren, die über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr Hormonpräparate in den Wechseljahren eingenommen haben. Die Interviews wurden im Jahr 2005 in Bremen durchgeführt und in Anlehnung an das rekonstruktionslogische Auswertungsverfahren F. Schützes ausgewertet.

Ergebnisse: Neben klassischen Wechseljahrsbeschwerden führten viele Interviewpartnerinnen als Gründe für eine Hormontherapie (HT) den Erhalt ihrer Arbeits- und Leistungsfähigkeit an - ein Beweggrund, der bisher nicht systematisch untersucht wurde. Nicht selten gingen homöopathische Versuche einer allopathischen Behandlung voraus.

Die Haltung der behandelnden ÄrztInnen zur HT nahm einen hohen Stellenwert im Entscheidungsprozess der befragten Frauen ein. Viele Frauen bekundeten große Defizite bzgl. fachlicher Beratung und kontinuierlicher Begleitung seitens der MedizinerInnen und berichteten, dass ihnen Informationen vorenthalten oder Risiken bagatellisiert wurden.

Schlussfolgerungen: Aufgrund der Fokussierung der jeweiligen Lebenslagen von Frauen im mittleren Lebensalter konnten unterschiedliche Haltungen von Frauen zur HT ermittelt werden. Die wichtigsten Aspekte waren die versuchte psychische und physische Integritätswahrung der Frauen, der Erhalt von Arbeits- und Leistungsfähigkeit in Beruf und Familie und die Hoffnung auf verschiedene Prophylaxe- und Anti-Aging-Effekte einer HT. Bedeutsam sind des Weiteren Unsicherheiten und Ängste, die zu einer Suche nach einem ‚richtigen Behandlungsweg’ der Wechseljahre führten und teilweise unkritisches Vertrauen in ärztliche Therapieanweisungen.

Die ermittelten Haltungen von Frauen zur HT verweisen auf einen vielfältigen Bedarf an Informationen, Unterstützung und Begleitung von Frauen im mittleren Lebensalter, dem viele GynäkologInnen momentan nicht gerecht werden.


Literatur

1.
Höfling-Engels N, Kolip P, Schmacke N. Interviews mit Frauen unter lang dauernder Einnahme weiblicher Hormone in und nach den Wechseljahren. Bremen: Eigendruck; 2006. www.praevention.uni-bremen.de/projekte/motivhor.php. Externer Link
2.
Kluge S, Kelle U. Vom Einzelfall zum Typus. Fallvergleich und Fallkontrastierung in der qualitativen Sozialforschung. Opladen: Leske u. Budrich; 1999. S. 76.
3.
Schütze F. Narrative Repräsentationen kollektiver Schicksalsbetroffenheit. In: Lämmert E, Hrsg. Erzählforschung. Ein Symposium. Stuttgart: Metzler; 1982. S. 568-90.
4.
Schütze F. Biographieforschung und narratives Interview. Neue Praxis. 1983;13:283-93.