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Das bundesdeutsche Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger – Ergebnisse der 2. Studienphase
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Einleitung: Die heroingestützte Behandlung gilt nach den Erfahrungen in der Schweiz [Ref. 1] und in den Niederlanden [Ref. 2] als effektive Behandlung für Patienten, die nicht ausreichend von der Methadonbehandlung profitieren. Nach Abschluss der 1 Jahr andauernden Studienphase des bundesdeutschen Modellprojekts zur heroingestützten Behandlung [Ref. 3], welche das Ziel der klinischen Prüfung (Zulassungsstudie) heroinhaltiger Medikamente hatte, konnten die Patienten in die zweite Studienphase wechseln. Patienten der Experimentalgruppe konnten ihre Heroinbehandlung weiterführen, für Patienten der Kontrollgruppe bestand die Möglichkeit von der Methadonbehandlung, auf frei gewordene Heroinplätze zu wechseln.
Methode: In der 2. Studienphase wurden die Patienten für ein Jahr weiterbeobachtet. Die Outcomeparameter wurden mit der OTI-Gesundheitsskala für den körperlichen Gesundheitszustand, sowie dem SCL-90 für den psychischen Zustand gemessen.
Ergebnisse: 434 Patienten (344 (79,3%) Heroingruppe, 90 (20,7%) Methadongruppe) wechselten in das 2. Studienjahr. Der Gesundheitszustand der 2-Jahres-Studienpatienten verbesserte sich zwischen T12 und T24 signifikant (t=2,12, df=306, p=0,035). Ebenso verbesserten sich die psychischen Beeinträchtigungen (t=21,03, df=302, p<0,05). In der Gruppe der Wechsler konnte ebenfalls eine eindrucksvolle Beobachtung gemacht werden, sowohl die gesundheitlichen (t=5,28, df=80, p<0,001) als auch die psychischen Beeinträchtigungen (t=1,87. df=80, p=0,065) reduzierten sich deutlich von T12 zu T24. In beiden Gruppen hat sich der Konsum von Straßenheroin, als auch das Risikoverhalten (z.B. Spritzenteilen) verringert, bzw. wird vollständig aufgegeben.
Werden die zwei Gruppen mittels aus der 1. Studienphase rekonstruierten kombinierten Hauptzielkriterien gegenüber gestellt, so verschwindet der anfängliche signifikante Unterschied zu T12 (OR=5,14, 95%-KI: 3,14-8,40, p<0,001) zu T24 (OR=1,27, 95%-KI:0,76-2,11, p=0,366).
Somit gelingt es der Gruppe der Wechsler innerhalb eines Jahres zu den 2-Jahres-Patienten aufzuholen.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der 2. Studienphase, insbesondere die der Wechsler untermauern die Erkenntnisse aus der Vergleichstudie der 1. Phase. Die Heroinbehandlung erweist sich als langfristig erfolgreiche Therapie schwerstabhängiger Heroinkonsumenten. Die Einführung der heroingestützten Behandlung für schwerstabhängige Drogenabhängige in die Regelversorgung sollte aufgrund der breiten wissenschaftlichen Evidenz zügig eingeleitet werden.
Literatur
- 1.
- Rehm J, Geschwend P, Steffen T, Gutzwiller F, Dobler-Mikola A & Uchtenhagen A. Feasibility, safety and efficacy of injectable heroin prescription for refractory opioid addicts: a follow-up study. The Lancet 2001; 358: 1417-1420
- 2.
- van den Brink W, Hendriks VM, Blanken P, Koeter MWJ, van Zwieten BJ & van Ree JM. Medical prescription of heroin treatment resistant heroin addicts: two randomised controlled trials. British Medical Journal 2003; 327: 310-315
- 3.
- Haasen C, Verthein U, Degwitz P, Berger J, Krausz M, Naber D. Heroin-assisted treatment for opioid dependence: a randomised, controlled trial. British Journal of Psychiatry; in press