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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Das Fehlbildungsrisiko durch Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) – eine systematische Bewertung der aktuellen Datenlage

Meeting Abstract

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  • Hilke Bertelsmann - Gemeinsamer Bundesausschuss, Siegburg

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds032

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds032.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Bertelsmann.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die ICSI ist derzeit die am häufigsten verwendete Methode der künstlichen Befruchtung in Deutschland. Ihre Einführung war von der Sorge begleitet, dass sie zu einer Erhöhung des Fehlbildungsrisikos führen könnte. Seit drei Jahren ist die ICSI als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung anerkannt. In diesem Beitrag wird die Möglichkeit einer erhöhten Fehlbildungsrate durch die ICSI-Zeugung auf der Basis wissenschaftlicher Studien untersucht. Eine besondere Herausforderung dieser Fragestellung zur Risikoeinschätzung einer Behandlungsmethode liegt in der Unmöglichkeit, zu diesem Thema randomisiert-kontrollierte Studien durchzuführen.

Methoden: Durch eine systematische Literaturrecherche und ein anschließendes zweistufiges Filterverfahren wurden thematisch relevante wissenschaftliche Veröffentlichungen identifiziert. Eingeschlossen wurden Studien, die die Rate von großen Fehlbildungen in einer Kohorte von ICSI-Kindern mit der einer Kohorte von IVF (In-Vitro-Fertilisation)- oder natürlich gezeugten Kindern verglichen. Das Odds Ratio der großen Fehlbildungen musste entweder angegeben oder nachträglich berechenbar sein.

Ergebnisse: 15 Kohortenstudien erfüllten die Einschlusskriterien. Die Aussagekraft aller Studien war eingeschränkt durch die überwiegend kleinen Studienkollektive, fehlende Angaben zur vorgeburtlichen Selektion und durch die Problematik des multiplen Testens. Insgesamt waren die Kohorten mit ICSI-gezeugten Kindern und die Kohorten mit IVF-gezeugten Kindern innerhalb der Studien relativ einheitlich aufgebaut, während sich die natürlich gezeugten Kohorten in mehreren Faktoren von ihnen unterschieden.

Alle neun Studien, die ICSI-Kinder mit IVF-Kindern verglichen, zeigten keinen signifikanten Unterschied in den großen Fehlbildungsraten. Drei der acht Studien, die ICSI- und natürlich gezeugte Kinder verglichen, beobachteten ein signifikant erhöhtes Risiko für große Fehlbildungen bei den ICSI-Kindern. Dazu gehörte die mit Abstand größte prospektive Kohortenstudie mit retrospektiver Kontrollgruppe ([1] OR=1,24, 95%CI=[1,02-1,50]).

Schlussfolgerung: Die aktuelle Datenlage zeigt für ICSI-Kinder kein höheres Risiko für große Fehlbildungen als für IVF-Kinder. Im Vergleich zu einer natürlichen Zeugung liegen Hinweise auf eine relevante Risikoerhöhung durch die ICSI vor. Eine endgültige Aussage ist aufgrund der eingeschränkten Studienqualität insbesondere für die zweite Fragestellung derzeit nicht möglich.


Literatur

1.
Katalinic A, Rosch C, Ludwig M. Pregnancy course and outcome after intracytoplasmatic sperm injection: a controlled, prospective cohort study. Fertil Steril 2004; 81 (6): 1604-16.