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51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (gmds)

10. - 14.09.2006, Leipzig

Interviewqualität der RIFA Fall-Kontroll-Studie: Determinanten schlechter Interviewqualität

Meeting Abstract

  • Andrea Schmidt-Pokrzywniak - Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg, Halle
  • Karl-Heinz Jöckel - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum, Universität Duisburg-Essen, Deutschland
  • Anja Marr - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum, Universität Duisburg-Essen, Deutschland
  • Norbert Bornfeld - Augenklinik, Universitätsklinikum, Universität Duisburg-Essen, Deutschland
  • Andreas Stang - Augenklinik, Universitätsklinikum, Universität Duisburg-Essen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (gmds). 51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Leipzig, 10.-14.09.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06gmds138

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2006/06gmds008.shtml

Veröffentlicht: 1. September 2006

© 2006 Schmidt-Pokrzywniak et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung

Zur Erfassung von umweltbedingten Risikofaktoren des Uvealmelanoms wurden im Rahmen der RIFA Fall-Kontroll-Studie 1655 computerunterstützte Telefoninterviews durchgeführt. Nach Beendigung des Interviews wurde jeder Interviewer aufgefordert ein standardisiertes Protokoll über den Verlauf und eventuelle Schwierigkeiten, die sich während des Interviews ergaben, auszufüllen. Die folgende Auswertung soll Aufschluss über die subjektiv durch den Interviewer bestimmte Qualität des Interviews und mögliche beeinflussende und/oder störende Determinanten geben.

Material und Methoden

Im Interviewerprotokoll wurden Dauer des Interviews, Unterbrechungen, Anwesenheit weiterer Personen während des Interviews sowie Fragebogenabschnitte, die besondere Schwierigkeiten im Verlauf des Interviews bereiteten, festgehalten. Zudem beurteilten die Interviewer die „Güte der Zusammenarbeit“ mit den Probanden und die „Zuverlässigkeit der Angaben“. Wurden Antworten in den Interviews als wenig beziehungsweise nur teilweise zuverlässig eingestuft, so mussten die Interviewer den möglichen Grund hierfür angeben. Des Weiteren wurden mögliche Einflussfaktoren wie Alter, Fall-Kontroll Status, Geschlecht und Bildung der Probanden in einer logistischen Regressionsanalyse mit 95% Konfindenzintervallen untersucht.

Ergebnisse

Es wurden insgesamt 1655 Interviews durchgeführt. Die Dauer betrug im Median 33 Minuten. Insgesamt wurden 214 Interviews (Fälle 17%, Kontrollen 12%) von den Interviewern als teilweise/nicht zuverlässig (im Folgenden: Qualität schlecht) eingestuft. Der Anteil der als schlecht eingestuften Interviews variiert zwischen den verschiedenen Interviewern zwischen 1% und 22%. Die Anzahl der Interviews, bei denen die Zusammenarbeit mit den Probanden als befriedigend oder schlecht beurteilt wurden, betrug 120 (Fälle 9%, Kontrollen 7%). Zwischen den Items „Qualität des Interviews“ und „Güte der Zusammenarbeit“ zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang: Bei Probanden, bei denen die Zusammenarbeit als befriedigend oder schlecht beurteilt wurde, wurde auch die Qualität häufiger als teilweise bzw. nicht zuverlässig bewertet. Bei Anwesenheit weiterer aktiv beteiligten Personen während des Interviews wurde die Qualität häufiger als schlecht eingestuft. Die Berufsbiographie sowie die Fragebogenabschnitte zur Erfassung des Handy- und schnurlosen Telefongebrauchs bereiteten den Interviewern im Interview die meisten Schwierigkeiten (Tab. 1 [Tab. 1]). Als Hauptgrund für wenig/nicht zuverlässige Angaben im Interview nannten die Interviewer das Alter der Probanden. Tabelle 2 [Tab. 2] zeigt die Items Geschlecht, Alter, Status und die Odds schlechter Interviewqualität. In der multiplen Regression zeigt sich, dass mit steigendem Alter und sinkender Schulbildung das Risiko schlechte Interviewqualität zu erlangen, steigt.

Diskussion

Unter der Voraussetzung, dass die subjektive Einschätzung der Interviewer richtig ist, ist die Zahl der Fehl- oder Falschinformationen in den als qualitativ schlecht eingestuften Interviews möglicherweise größer als in den restlichen Interviews. Mögliche Konsequenzen wären mehr Fehlklassifikationen. Aus diesem Grund sollten separate Analysen für die als „schlecht“ eingestuften Interviews durchgeführt werden, um zu sehen, ob die Effektschätzer sich ändern.

Um den Anteil der als qualitativ schlecht eingestuften Interviews so gering wie möglich zu halten, sollten folgende Maßnahmen zur Qualitätssicherung immer durchgeführt werden:

  • Zwischenauswertungen der Interviewerprotokolle, z.B. nach Beendigung der Pilotphase und dann in regelmäßigen Zeit-Abständen. So können mögliche Fehlerquellen und Schwierigkeiten frühzeitig beseitigt werden.
  • Fragebogenmodule, die Schwierigkeiten bereiten, früh genug überarbeiten
  • Aufzeichnungen der Interviews, um Interviewerfehler rechtzeitig erkennen zu können und, daraus folgend, punktuelle Schulungen durchzuführen.

Förderung: DFG (Förderkennzeichen: KFO 109/1-1), BfS (Förderkennzeichen M8811)