gms | German Medical Science

50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie (dae)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie

12. bis 15.09.2005, Freiburg im Breisgau

MRSA (Methicillin resistenter Staphylococcus aureus) -Surveillance in Deutschland, Implementierung und erste Ergebnisse

Meeting Abstract

  • Michael Behnke - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • Iris Chaberny - Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Medizinischen Hochschule, Hannover
  • Henning Rüden - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • Petra Gastmeier - Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Medizinischen Hochschule, Hannover

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. Freiburg im Breisgau, 12.-15.09.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05gmds292

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2005/05gmds359.shtml

Veröffentlicht: 8. September 2005

© 2005 Behnke et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung

MRSA ist einer der weltweit wichtigsten resistenten Erreger. Zahlreiche Studien belegen die Relevanz dieses Erregers in Krankenhäusern. Eine aktuelle Studie weist eine signifikante Steigerung von MRSA-Fällen in europäischen Ländern, vor allem in Belgien, Deutschland und Holland in dem Zeitraum von 1999 bis 2002 auf [1]. Eine etablierte Methode, die Ausbreitung von multi-resistenten Erregern zu ermitteln und nosokomiale Infektionen zu verringern, ist die Surveillance [2]. Zwar wurden MRSA-Fälle in den meisten Krankenhäusern dokumentiert, aber bisher gab es keine Methode, die den Vergleich von einheitlich ermittelten MRSA-Raten zwischen Krankenhäusern und die Berechnung von Referenzdaten erlaubt.

Auch im Rahmen des Krankenhaus-Infektions-Surveillance-Systems des NRZ für Surveillance von nosokomialen Infektionen wurde das Auftreten von MRSA bisher nur im Bereich von Intensivstationen untersucht [3]. Ziel ist daher, eine krankenhausweite IT-basierte MRSA-Surveillance (MRSA-KISS) zu implementieren.

Material und Methoden

Es wurden ein Surveillance-Protokoll und ein standardisierter Erfassungsbogen (CaseReportForm - CRF) erstellt und allen interessierten Krankenhäusern zur Verfügung gestellt. Die Erfassung erfolgt jährlich und wird von dem Hygienepersonal des jeweiligen Krankenhauses durchgeführt. Die ausgefüllten CRF (CaseReportForms) werden an das NRZ gesendet. Hier werden diese in eine Excel-Datei übertragen. Ein VBA (VisualBasic For Applications) –Skript extrahiert die Rohdaten in eine Textdatei. Anschließend wird diese mittels DTS (Data Transformation Services) in eine relationale Datenbank auf Basis des Microsoft SQL Servers importiert.

Per StoredProcedures werden Rohdaten validiert. Die Validierungsergebnisse werden in einer Protokolltabelle vermerkt. Anschließend wird die Auswertung erstellt: es werden Summen berechnet und Raten kalkuliert. Spezielle Prozeduren erstellen die Referenzdaten.

Damit die Krankenhäuser ansprechende Auswertungen erhalten, werden krankenhausindividuelle Ergebnisse mithilfe des Report-Generators CrystalReports [4] erzeugt.

Ergebnisse

Bisher liegen die Ergebnisse der Pilotphase von MRSA-KISS aus dem Jahr 2003 vor. 59 Krankenhäuser (KRHs) aus ganz Deutschland haben an der Surveillance teilgenommen. In der Auswertung konnten die Daten von 32 KRHs berücksichtigt werden. Es sind Daten von 1.790 MRSA-Fällen mit 3.732.667 Patiententagen und 35.215 MRSA Patiententagen ausgewertet worden. Von allen MRSA-Fällen sind 1.004 (56,1%) Patienten mit MRSA kolonisiert und 786 (43,9%) Patienten infiziert. Die Inzidenzdichte der nosokomialen MRSA-Fälle beträgt im Median 0,17 bezogen auf 1000 Patiententage. Die mittlere tägliche MRSA-Prävalenz hat im Median den Wert 0,63 bezogen auf die Anzahl stationärer Patiententage pro 100 Patiententage.

Um eine Rate wiederzugeben, die die Beurteilung des MRSA-Managements des Krankenhauses repräsentiert, wurde die MRSA-Tage-assoziierte nosokomiale MRSA-Rate gebildet, die aus der Anzahl der nosokomialen MRSA-Fälle pro 1000 stationärer MRSA-Patiententage berechnet wird. Diese beträgt im Median 22,77.

Diskussion

Zu beachten ist die Tatsache, dass Krankenhäuser, die regelmäßig Screening durchführen, eine höhere Anzahl von MRSA-Fällen dokumentieren. Daher ist in der Auswertung eine Stratifizierung nach diesem Kriterium zu berücksichtigen. Die Einführung der MRSA-Tage-assoziierten nosokomialen MRSA-Rate ermöglicht eine Vergleichszahl, bei der die tatsächliche Belastung mit MRSA-Patienten mit einbezogen wird. Das Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System bietet die notwendige Infrastruktur im IT-Bereich und auch den Bekanntheitsgrad in den Krankenhäusern, um MRSA-KISS in einem Zeitraum von 2 Jahren zu etablieren [5]. Damit werden den Krankenhäusern Referenzdaten geboten und sie erhalten die Möglichkeit der strukturierten Vorgehensweise im Bemühen, die MRSA-Infektionen zu verringern.


Literatur

1.
Tiemersma EW, Bronzwaer SL, Lyytikainen O, Degener JE, Schrijnemakers P, Bruinsma N, et al. Methicillin-resistant Staphylococcus aureus in Europe, 1999-2002. Emerg Infect Dis 2004;10(9):1627-34.
2.
Haley RW. Surveillance by objective: a new priority-directed approach to the control of nosocomial infections. The National Foundation for Infectious Diseases lecture. Am J Infect Control 1985;13(2):78-89
3.
Gastmeier P, Sohr D, Geffers C, Nassauer A, Dettenkofer M, Ruden H. Occurrence of methicillin-resistant Staphylococcus aureus infections in German intensive care units. Infection 2002;30(4):198-202
4.
Peck G. Crystal Reports 9: The Complete Reference. New York: McGraw-Hill Professional; 2003
5.
Behnke M, Eckmanns T, Rüden H. Implementation of an IT System for the Support of a Hospital Infection Surveillance System. In: Medical Data Analysis, Third International Symposium, ISMDA 2002; 2002; Rom: Springer; 2002. p. 177-185