gms | German Medical Science

50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie (dae)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie

12. bis 15.09.2005, Freiburg im Breisgau

Qualitätsmessung in der medizinischen Dokumentation am Beispiel des Deutschen Registers für Stammzelltransplantationen (DRST)

Meeting Abstract

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  • Sandra Allgaier - Zentrales Knochenmarkspender-Register für Deutschland (ZKRD), Ulm
  • H. Ottinger - Essen
  • C. Müller - Ulm

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. Freiburg im Breisgau, 12.-15.09.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05gmds194

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2005/05gmds324.shtml

Veröffentlicht: 8. September 2005

© 2005 Allgaier et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung

Das Deutsche Register für Stammzelltransplantationen (DRST) wurde mit dem Ziel gegründet, ab 1998 die wesentlichen Parameter und Ergebnisse der in Deutschland durchgeführten Transplantationen von Blutstammzellen zu dokumentieren, unabhängig von der verwendeten Stammzellquelle (Knochenmark, periphere Blutstammzellen oder Nabelschnurblut) und dem Spendertyp (Eigenspender, verwanderter oder nicht verwandter Spender). Diese Daten werden im Rahmen von Kooperationen auch an die internationalen Register der European Group for Blood and Marrow Transplantation (EBMT) sowie das Centre for International Blood and Marrow Transplant Research (CIBMTR) weitergegeben. Damit unterstützt das DRST aktiv nationale und internationale wissenschaftliche Studien und leistet einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung in diesem Bereich. Das DRST wird als Kooperation eines am Universitätsklinikum Essen angesiedelten Sekretariats und einer in den Räumlichkeiten des Zentralen Knochenmarkspender-Registers für Deutschland (ZKRD) untergebrachten Datenzentrale geführt.

Material und Methoden

Das DRST arbeitet mit über 100 Transplantationseinheiten zusammen, die in der Zeit von 1998 bis 2003 insgesamt 8176 allogene Ersttransplantationen und 13522 autologe Ersttransplantationen durchgeführt haben.

Die Daten, die zu diesen Transplantationen anfallen, können seit 2001 auf verschiedene Art und Weise an das DRST gemeldet werden. Entweder können die Datenmanager Papierformulare ausfüllen, die sie dann zur Dateneingabe an das DRST-Sekretariat in Essen weiterleiten, oder sie können die Daten direkt in das von der EBMT übernommene internetbasierte Remote-Data-Entry-System ProMISe (Project Manager's Internet Server) eingeben, was bei rund drei Viertel der Patienten heute schon geschieht. Daten, die bereits vor der Einführung von ProMISe im Jahr 2001 vorlagen, wurden aus verschiedenen Formaten (z. B. Excel, Access) in die SQL-Datenbank übernommen.

Bei der Dateneingabe mit ProMISe 1 gab es in den Anfangszeiten des DRST nur wenige Plausibilitätsprüfungen. Aus diesem Grund wurde ein Programm entwickelt, das umfangreiche Plausibilitätsprüfungen durchführt, die über ein Regelwerk leicht definiert und erweitert werden können. Das Ergebnis dieser Prüfungen wird in einer eigenen Datenbanktabelle mitprotokolliert und in Reports dargestellt, die den Zentren zur Bearbeitung zugeschickt werden. Dieses Programm wurde in Perl entwickelt, wobei die Grammatik zur Beschreibung der Regeln mit Hilfe eines Recursive-Descent Parsers (Perl-Modul Parse::RecDescent) realisiert wurde. Um die Vollständigkeit der Dokumentation zu sichern, werden von allen Zentren jeweils am Jahresanfang kumulierte Daten des Vorjahres abgefragt (DRST-Survey).

Ergebnisse

Die Plausibilitätsverletzungen wurden in vier Schweregrade eingeteilt: (1) vorhandene, aber widersprüchliche Daten, (2) fehlende, obligate Datenfelder, (3) fehlende, wichtige Datenfelder und ausstehende Aktualisierungen des klinischen Verlaufs und (4) fehlende, selten verwendete Datenfelder. Durch die Interaktion mit den beitragenden Zentren konnten von November 2002 bis April 2004 die Fehler der Kategorie 1 zu 74% und die der Kategorie 2 zu 86% eliminiert werden. Der Anteil der Transplantationen ohne aktuelle Verlaufsdaten (d. h. letzter Bericht älter als 12 Monate) ist gleichzeitig von 80% auf 40% zurückgegangen. Weniger gut war die Rückmeldung auf die Probleme mit fehlenden weniger wichtigen bzw. weniger häufig verwendeten Datenfeldern. Hier wurden nur 34% der Fehler behoben.

Wesentliche Ursachen für die schweren Plausibilitätsverletzungen waren Mängel im Design der Datenbank von ProMISe sowie bei der sofortigen Prüfung von neu eingegebenen oder importierten Daten. Als Beispiel hierfür sei die Dokumentation des Verlaufs in einer Tabelle mit dem Ereignisdatum als Primärschlüssel genannt. Damit konnte es sogar passieren, dass Patienten laut Dokumentation mehrfach verstarben!

Die Vollständigkeit der Dokumentation lässt sich durch einen Vergleich der Daten des kumulativen DRST-Survey mit den tatsächlichen Einträgen in der ProMISe-Datenbank abschätzen. Erfahrungsgemäß dauert die Vervollständigung der Daten für das abgelaufene Jahr immer relativ lange. So lag die Rate der dokumentierten Transplantationen für 1998 bis 2002 zwischen 82% und 98%, fällt aber 2003 auf 65% ab. Durch Konfrontation mit diesen Diskrepanzen lassen sich einzelne Zentren durchaus zur Vervollständigung ihrer Daten bewegen. Diese erhält inzwischen zunehmende Bedeutung, da die Qualität der Dokumentation ein wesentliches Kriterium für die seit Januar 2005 im Internet einsehbare Akkreditierung ist.

Diskussion

Das Beispiel des DRST belegt, dass intelligente Programme und geeignete Erfassungsstrategien die Korrektheit und Vollständigkeit der Daten erheblich verbessern können. Mindestens ebenso wichtig bleibt in einer solchen multizentrischen Situation dennoch der enge persönliche Kontakt mit den Datenmanagern vor Ort und deren kontinuierliche gute Betreuung.

Danksagung

Wir danken der Stiftung "Kampf dem Krebs" und der Deutschen Krebshilfe für ihre Unterstützung beim Aufbau des DRST sowie der Deutschen José Carreras Leukämie Stiftung für die Unterstützung des laufenden Betriebs des DRST.


Literatur

1.
Jahresbericht des ZKRD 2004/2002
2.
Jahresbericht des DRST 1999/2000
3.
Jahresbericht des DRST 2000/2001
4.
Jahresbericht des DRST 2002/2003
5.
http://www.zkrd.de (Stand 14.03.2005)
6.
http://www.drst.de (Stand 14.03.2005)
7.
http://www.ebmt.org (Stand 14.03.2005)