gms | German Medical Science

50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie (dae)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie

12. bis 15.09.2005, Freiburg im Breisgau

Kompetenznetz Angeborene Herzfehler - Erfahrungen aus der Aufbauphase

Meeting Abstract

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  • Siegfried Kropf - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
  • Brigitte Peters - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
  • Ulrike Bauer - Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. Freiburg im Breisgau, 12.-15.09.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05gmds589

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2005/05gmds273.shtml

Veröffentlicht: 8. September 2005

© 2005 Kropf et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Das Kompetenznetz Angeborene Herzfehler wurde im Ergebnis der zweiten Ausschreibungsrunde des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für medizinische Kompetenznetze gegründet. Im Gegensatz zu den beiden anderen Kompetenznetzen für Herz-Kreislauf-Krankheiten sind viele der Patienten Kinder und Jugendliche. Die Krankheitsbilder sind heterogen und zumeist nicht so häufig. Bei den Pädiatrischen Kardiologen haben große multizentrische Studien wesentlich weniger Traditionen als bei den Kardiologen für Erwachsene. Dies und ein von vornherein sehr komplex angelegtes Gefüge von miteinander verbundenen Studien stellen große Anforderungen an alle Beteiligten und geben dem Netzwerk ein charakteristisches Gepräge. Darüber und über die resultierenden biometrischen Anforderungen soll hier berichtet werden.

Vernetzung der Forschungsprojekte

Die Forschungsprojekte des Netzwerkes waren von Anfang an sehr komplex geplant. Abbildung 1 [Abb. 1] gibt einen Überblick über die vorgesehenen Themengebiete der klinischen Studien. Diese klinischen Studien werden durch epidemiologische Untersuchungen im Rahmen des Nationalen Registers für angeborene Herzfehler, durch die Entwicklung von Leitlinien, durch methodische Untersuchungen bei bildgebenden Verfahren und durch gesundheitsökonomische Zielstellungen ergänzt.

Das „Spinnennetz“ in Abb.1 [Abb. 1] zeigt die zwei verschachtelten Blickrichtungen bei den geplanten und teilweise begonnenen Studien. Zunächst werden bestimmte Krankheitsbilder betrachtet (die Speichen im Netz, welche die so genannten Hauptprojekte kennzeichnen), zu denen jeweils mehrere aufeinander aufbauende Studien geplant sind. So wird zum Beispiel in der Speiche „RV-Insuffizienz“ zunächst eine Querschnittsstudie durchgeführt, in der neurohumorale und laborchemische Parameter zwischen Patienten mit einer rechtsventrikulären Insuffizienz und einer Kontrollgruppe verglichen werden. Wenn sich dabei der Verdacht bestätigt, dass bestimmte Defizite in den Kontrollmechanismen vergleichbar sind mit denen bei der wesentlich häufigeren Linksherzinsuffizienz, dann soll sich eine randomisierte Therapiestudie für den Einsatz von Betablockern bei erwachsenen Patienten mit Rechtsherzinsuffizienz anschließen. Wenn dies erfolgreich verläuft, wird schließlich der Effekt dieser Therapie bei Kindern und Jugendlichen untersucht. Ähnlich verhält es sich in den anderen Hauptprojekten, wo Studien zu verschiedenen Teilkollektiven, verschiedenen alternativen Medikationen oder ähnlichem aneinander anschließen oder wo zunächst in Beobachtungsstudien Hypothesen generiert werden, die in späteren randomisierten kontrollierten Studien konfirmatorisch zu prüfen sind.

Trotz der Unterschiedlichkeit der betrachteten Krankheitsbilder sind die verwendeten diagnostischen Prozeduren doch weitgehend identisch. Diesem Aspekt widmen sich die Querschnittsprojekte, in der Grafik dargestellt durch die Querverbindungen zwischen den Speichen. In diesen Querschnittsprojekten werden nicht nur genaue Vorgaben für eine standardisierte Diagnostik in allen Projekten erarbeitet, sondern es erfolgen auch spezielle Untersuchungen, zumeist an gesunden Probanden, um altersabhängige Referenzwerte für die untersuchten Parameter aufzustellen, die Zuverlässigkeit der Methoden hinsichtlich Reproduzierbarkeit, Interobserver- und Intraobservervariabilität zu kennzeichnen und insbesondere bei den bildgebenden Verfahren noch effektivere diagnostische Maßzahlen aus den Rohdaten abzuleiten.

Besonderheiten in der biometrischen Betreuung

Bei einzelnen Studien gab es durchaus gewisse Startprobleme. Die Projektleiter des Kompetenznetzes sind alle erfahrene und erfolgreiche Ärzte. Allerdings hatte nur ein kleiner Teil wirkliche Erfahrungen in größeren klinischen Studien. Die ersten Entwürfe der Protokolle waren daher teilweise eher eine Beschreibung der üblichen klinischen Abläufe und der Therapieziele als Studienprotokolle mit klar definierten Studienzielen. An dieser Stelle musste in enger Kooperation von Projektleiter, Biometrie und Studienzentrale viel aufgearbeitet werden. Einige Studienleiter waren dabei durchaus zunächst verblüfft darüber, dass die Biometriker sich in die Fragen der Studienziele und des Studiendesigns einmischen und nicht nur einfach ein Kapitel für die Fallzahlplanung und für die statistische Analyse einfügen.

Es zeigte sich weiter bei einigen Projekten, dass die Basis für randomisierte multizentrische Therapiestudien noch nicht gegeben ist. Daher werden an dieser Stelle zunächst Beobachtungsstudien mit standardisierter Diagnostik und abgestimmter Verlaufskontrolle durchgeführt. Es soll die momentane Unterschiedlichkeit der Therapiestrategien in den verschiedenen Einrichtungen ausgenutzt werden, um aus einer kritischen und vielschichtigen Sicht der erzielten Ergebnissen dann erste Hinweise für Therapieempfehlungen und auf wichtige Einflussfaktoren zu gewinnen. Insbesondere erwarten wir, dass sich daraus belastbare Hypothesen und ethisch vertretbare Fragestellungen für spätere randomisierte kontrollierte Studien ableiten lassen.

Die starke Vernetzung aller Studien des Kompetenznetzes ist jedoch eine besondere Herausforderung für alle beteiligten Partner, besonders in der Startphase. Es waren nicht nur die üblichen Abstimmungen zwischen den Zentren einer multizentrischen Studie vorzunehmen, sondern es mussten gleich verschiedene multizentrische Studien miteinander abgeglichen werden. Das verwendete diagnostische Instrumentarium musste zwischen allen Studienleitern genau abgestimmt werden, wobei es oft schwierig war, einen Kompromiss zwischen dem Wünschenswerten und dem in der Breite Machbaren zu finden. In der Folge ergaben sich nach den ersten Entwürfen viele Änderungen in den Plänen, die dann wieder zwischen den Partnern abzustimmen waren.

Die Umsetzung der Protokolle in Itemlisten und die Konzipierung des Datenkonzepts erfolgte in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe um Professor Rienhoff von der Universität Göttingen. Dabei war insbesondere zu bedenken, dass dieses gemeinsame Konzept der Studien auch für zukünftige Projekte offen sein muss.

Mittlerweilen sind die Protokolle für die ersten Studien in den jeweiligen Themengebieten abgestimmt, die Dokumentationsbögen sind weitgehend erstellt, die Programmierung der online-Datenerfassung hat begonnen und die ersten Patienten wurden rekrutiert. In zwei Studien haben sich auch schon weitere Studienzentren den Zentren der Projektleiter angeschlossen. Mitte des laufenden Jahres wird die erste Studie planmäßig abgeschlossen. Eine zügige Analyse soll die Basis für Folgestudien liefern.

Diskussion

Die komplizierten Ausgangsbedingungen und die Komplexität des Studienkonzepts haben das Kompetenznetz im Allgemeinen und die Biometrie im Besonderen stark gefordert. Für solche Anforderungen ist der Zeitraum von drei Jahren vom Start des Netzwerks bis zur Zwischenbewertung recht knapp bemessen.

Danksagung

Das Kompetenznetz Angeborene Herzfehler wird gefördert vom BMBF, Förderkennzeichen 01GI0210-01.