gms | German Medical Science

50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie (dae)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie

12. bis 15.09.2005, Freiburg im Breisgau

Vergleich metaanalytischer Verfahren am Beispiel der Analyse von Nebenwirkungen von Pockenimpfung

Meeting Abstract

  • Mirjam Kretzschmar - RIVM - National Institute of Public Health and the Environment, Bilthoven
  • Jacco Wallinga - RIVM, Bilthoven
  • Peter Teunis - RIVM, Bilthoven
  • Shuqin Xing - Universität Bielefeld, Bielefeld
  • Rafael Mikolajczyk - Universität Bielefeld, Bielefeld

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. Freiburg im Breisgau, 12.-15.09.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05gmds473

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2005/05gmds187.shtml

Veröffentlicht: 8. September 2005

© 2005 Kretzschmar et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung

Die rapide Entwicklung statistischer Verfahren zur Metaanalyse führte dazu, dass neben den inhaltlichen Fragen zum Einschluss und Ausschluss von Studien und deren Bewertung auch die Wahl der Auswertungsmethode zur Diskussion steht. Wir beleuchten die Frage, inwieweit sich die Auswertungsmethode auf die Analyseergebnisse auswirkt anhand eines Vergleichs der klassischen Verfahren („fixed effects model“ und „random effects model“) mit einem Bayesianischen Ansatz in einer Metaanalyse von Studien über die Nebenwirkungen der Pockenimpfung.

Material und Methoden

Wir verwenden Daten aus historischen Beobachtungsstudien aus der Zeit vor der Eradikation von Pocken. Die Studien aus unterschiedlichen europäischen Ländern und den USA wurden durch eine systematische Literaturrecherche aus den Datenbanken Medline und SOMED und durch iterative Suche der Referenzen aus den identifizierten Texten zusammengestellt. Unter statistischen Gesichtspunkten wichtige Eigenschaften des Datensatzes sind eine sehr niedrige Inzidenz der Nebenwirkungen sowie eine ausgeprägte Heterogenität der Effekte zwischen den Studien. Dazu kommt das Problem der Vielzahl von den in der Literatur beschriebenen Einflussvariablen: unterschiedliche Alterseffekte und Unterschiede zwischen den Impfstämmen.

Die klassische Metaanalyse wurde mit der SAS-Prozedur PROC MIXED durchgeführt [1]. Für die Bayesianische Analyse verwendeten wir die Software WinBUGS [2]. Die Inzidenz der Nebenwirkungen (Postvakzinale Encephalitis (PVE) und Mortalität) wurde mittels einer Poissonverteilten Zufallsvariablen modelliert. Weiterhin nahmen wir an, dass die Alterseffekte durch eine Funktion mit drei Parametern beschrieben werden kann, die für jüngere Altersklassen einen flexiblen Verlauf hat und für höheres Alter gegen eine Konstante konvergiert. Unsere Analyse liefert Schätzungen für die Parameter dieser Funktion in Abhängigkeit vom Impfstamm.

Ergebnisse

Es bestand eine ausgeprägte Heterogenität zwischen den Studien in den beobachteten Effekten. Dies wurde durch eine deutlich bessere Anpassung des „random effects models“ gegenüber dem „fixed effects model“ bestätigt. Es zeigte sich ein Periodeneffekt, wobei die früheren Studien (Mittelpunkt des berichteten Zeitraums vor 1957) deutlich höhere Häufigkeiten von Nebenwirkungen berichteten. Daraufhin schränkten wir die Analyse auf die neueren Studien ein. Die Betrachtung der unterschiedlichen Stämme bestätigte die früheren Erkenntnisse, dass es deutliche Unterschiede in deren Pathogenität gab (Tab. 1 [Tab. 1]). Zusätzlich zeigten sich in der Bayesianischen Analyse unterschiedliche altersbezogene Effekte der einzelnen Stämme. Tab. 2 [Tab. 2] zeigt eine Gegenüberstellung der Eigenschaften von PROC MIXED und WinBUGS, die in der Analyse zum Tragen kamen.

Schlussfolgerungen

Die Auswertung zeigte deutliche Unterschiede in der Pathogenität der verschiedenen Impfstämme und bestätigt damit Beobachtungen aus der Zeit vor der Eradikation [3]. Diese Unterschiede konnten nun genauer quantifiziert werden. Beide Zugänge (Proc Mixed und WinBUGS) lieferten ähnliche Ergebnisse, der Unterschied bestand zunächst lediglich in der Bedienungsfreundlichkeit. Erst die Frage nach einem Zusammenhang der Nebenwirkungen mit dem Alter in einer funktionalen Form konnte mittels der klassischen Analyse nicht untersucht werden, also spezielle Fragestellungen können den Einsatz der Bayesianischen Verfahren in der Metaanalyse notwendig machen. Die Ergebnisse unserer Analysen können zur Abschätzung der Effekte einer Impfkampagne und damit zur Planung von Public Health Maßnahmen bei einem erneuten Ausbruch von Pocken beitragen.


Literatur

1.
Littell, R. C. (1996). SAS system for mixed models, Cary, NC: SAS Inst.
2.
WinBUGS. http://www.mrc-bsu.cam.ac.uk/bugs
3.
Fenner F, Henderson DA, Arita L, Jezek Z, Ladnyi ID. Smallpox and its eradication. World Health Organisation Geneva, 1988