gms | German Medical Science

49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
19. Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI)
Jahrestagung 2004 des Arbeitskreises Medizinische Informatik (ÖAKMI)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI)

26. bis 30.09.2004, Innsbruck/Tirol

Auswirkung von Dyskinesien auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Patienten mit Parkinson-Erkrankung

Meeting Abstract (gmds2004)

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  • corresponding author presenting/speaker Bernhard Bornschein - Bayerische Forschungs- und Koordinierungsstelle Public Health, Universität München, München, Deutschland
  • Uwe Siebert - Institute for Technology Assessment and Department of Radiology, Massachusetts General Hospital, Harvard Medical School, Boston, USA
  • Richard D. Dodel - Universität Bonn, Klinik für Neurologie, Bonn, Deutschland
  • Kompetenznetz Parkinson-Syndrome - Deutschland

Kooperative Versorgung - Vernetzte Forschung - Ubiquitäre Information. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 19. Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI) und Jahrestagung 2004 des Arbeitskreises Medizinische Informatik (ÖAKMI) der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) und der Österreichischen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (ÖGBMT). Innsbruck, 26.-30.09.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04gmds164

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2004/04gmds164.shtml

Veröffentlicht: 14. September 2004

© 2004 Bornschein et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung

M. Parkinson (PD) ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen des Alters. Die Erkrankung ist chronisch fortschreitend [1]. Mit zunehmender Erkrankungs- und Behandlungsdauer manifestieren sich insbesondere motorische Komplikationen [2]. Hierzu zählt in erster Linie das Auftreten von Dyskinesien, worunter unwillkürliche, abnorme Bewegungen verstanden werden.

Wir hatten die Hypothese, dass sich das Vorliegen einer Dyskinesie auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität (QoL) auswirkt. Unser Ziel war es, zu untersuchen, ob zwei häufig verwendete QoL-Instrumente sensitiv genug sind, um den unkonfundierten Zusammenhang zwischen Dyskinesie und QoL messen zu können.

Methoden

Es wurden die Daten von zwei Beobachtungsstudien des Kompetenznetz Parkinson-Syndrome (KNP) analysiert (n=145, n=628) [3]. Vergleichbare klinische Variablen waren in beiden Datensätzen, Angaben zur QoL nur im Datenbestand der ökonomischen Studie (n=145) enthalten. Dyskinesie wurde in den Studien über die spezifischen Fragen der Unified Parkinson's Disease Rating Scale (UPDRS) auf einer Skala von 0 (keine Dyskinesien) bis 4 (maximale Ausprägung, UPDRS-Item Nr. 32-34) bzw. 0 und 1 (Item 35) erhoben. Der UPDRS ist eine standardisierte Skala klinischer Befunde und ist in mehrere Abschnitte unterteilt, u.a. Teil II (U2, Aktivitäten des täglichen Lebens), Teil III (U3, Einschränkungen der Motorik) und Teil IV (U4, Komplikationen). QoL wurde über das generische Instrument EuroQol (EQ-5D) [4] und den krankheitsspezifischen PDQ-39 (Parkinson's Disease Questionnaire 39) gemessen [5]. Der EQ-5D umfasst 5 Fragen, eine visuelle Analogskala (VAS) und einen Index, der PDQ-39 8 Dimensionen.

Ein Expertenpanel wurde um Nennung potentieller Confounder für den Zusammenhang zwischen QoL und Dyskinesie gebeten. Diese Variablen wurden zur statistischen Vorauswahl einer Korrelationsanalyse unterzogen (Rangkorrelation nach Spearman). Variablen mit einer statistisch signifikanten Assoziation (p<0,05) sowohl zu mindestens einer Dyskinesievariablen als auch zu mindestens einer QoL-Dimension wurden als Confounder betrachtet (double-testing-Methode) [6]. Aus der Liste potentieller Confounder des Expertenpanels wurden die Variablen gestrichen, die dem double-testing nicht genügten, oder Intermediärschritte zwischen Dyskinesie und QoL darstellten (z.B. Depression).

Anhand multipler linearer (PDQ-39, EQ-5D Index, VAS) und (ordinaler) logistischer Regression wurde der Zusammenhang zwischen Dyskinesie und QoL über die Regressionskoeffizienten quantifiziert. Dabei wurden zuerst die rohen Assoziationen bestimmt, anschließend für das Krankheitsstadium und schließlich über für sämtliche verbliebenen Confounder im Rahmen statistischer Modellbildung adjustiert (Vorwärts-Selektionstechnik, p < 0,05). Die Endmodelle wurden in einer Sensitivitätsanalyse zusätzlich auf nichtlineare Effekte untersucht.

Ergebnisse

Vom klinischen Expertenpanel wurden die Variablen Alter, Geschlecht, UPDRS Teile U2, U3, U4b (Wirkfluktuationen der Therapie), U4c (sonstige Behandlungskomplikationen), das Krankheitsstadium, das Vorliegen von Halluzinationen, Demenz oder Depression als potentielle Confounder genannt. Nicht als Confounder betrachtet wurden nach der Korrelationsanalyse Alter, Geschlecht und das Vorliegen einer Demenz. Depression und U2 wurden als Intermediärschritte betrachtet.

In der rohen Analyse zeigten sich unter den 68 Modellen (4 Dyskinesie-, 17 QoL- Parameter) 40 statistisch signifikante Assoziationen (p<0,05), nach Kontrolle für das Krankheitsstadium verblieben 10 dieser Assoziationen signifikant. Es zeigten sich Assoziationen mit allen Dyskinesieparametern und den Dimensionen Schmerz/körperliches Unwohlsein/ körperliche Beschwerden im PDQ-39 und EQ-5D, Kommunikation, emotionales Wohlbefinden (beide PDQ-39), sowie dem Index des EQ-5D. Eine Adjustierung für weitere Confounder führte zu keinen wesentlichen qualitativen und quantitativen Änderungen dieses Musters. Nichtlineare Effekte konnten nicht nachgewiesen werden.

Diskussion

Sowohl der PDQ-39 als auch der EQ-5D stellen sensitive Instrumente dar, mit denen der Einfluss von Dyskinesie auf die Lebensqualität bei Patienten mit M. Parkinson erfasst werden kann. Der Einfluss wird in erster Linie über die Dimensionen Schmerzen / körperliches Unwohlsein / körperliche Beschwerden in beiden QoL-Instrumenten vermittelt. Ein Differenzierung kann aufgrund der aggregierten Fragestellung nur mit zusätzlichen Skalen (z.B. Schmerzskalen) erfolgen. Insbesondere bei Studien, die auch gesundheitsökonomische Fragestellungen verfolgen, ist die Verwendung des EQ-5D zu empfehlen, da sich die Dyskinesie auch auf den EQ-5D Index auswirkt, der für die Berechnung von Qualitäts-adjustierten Lebensjahren (QALYs) verwendet werden kann.

Danksagung

Wir bedanken uns für freundliche Unterstützung durch das Kompetenznetzwerks Parkinson-Syndrome.


Literatur

1.
Rajput AH, Offord KP, Beard CM, Kurland LT. Epidemiology of Parkinsonism: Incidence, Classification, and Mortality. Ann Neurol 1984, 16(3): 278-82.
2.
Fahn S. Adverse Effects of Levodopa. In: Olanow CW, Lieberman AN, Hrsg. The Scientific Basis for the Treatment of Parkinson's Disease. Canforth: Parthenon Publishing Company; 1992: p. 89-112.
3.
Members of Kompetenznetz-Parkinson. Kompetenznetz-Parkinson. Movement Disorders 2000, 15(Suppl. 3): S177-8.
4.
EuroQol Group. Euroqol--a New Facility for the Measurement of Health-Related Quality of Life. Health Policy 1990, 16(3): 199-208.
5.
Peto V, Jenkinson C, Fitzpatrick R. Pdq-39: A Review of the Development, Validation and Application of a Parkinson's Disease Quality of Life Questionnaire and Its Associated Measures. J Neurol 1998, 245(Suppl 1): S10-S4.
6.
Maldonado G, Greenland S. Simulation Study of Confounder-Selection Strategies. American Journal of Epidemiology 1993, 138(11): 923-36.