gms | German Medical Science

49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
19. Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI)
Jahrestagung 2004 des Arbeitskreises Medizinische Informatik (ÖAKMI)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI)

26. bis 30.09.2004, Innsbruck/Tirol

Kooperative Versorgung, vernetzte Forschung, ubiquitäre Information: Bessere Gesundheitsversorgung durch intensive Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie?

Meeting Abstract (gmds2004)

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  • author presenting/speaker R. Haux - Institut für Informationssysteme des Gesundheitswesens, UMIT - Private Universität für Gesundheits­wissenschaften, Medizinische Informatik und Technik, Innsbruck, Österreich

Kooperative Versorgung - Vernetzte Forschung - Ubiquitäre Information. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 19. Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI) und Jahrestagung 2004 des Arbeitskreises Medizinische Informatik (ÖAKMI) der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) und der Österreichischen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (ÖGBMT). Innsbruck, 26.-30.09.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04gmds010

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2004/04gmds010.shtml

Veröffentlicht: 14. September 2004

© 2004 Haux.
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Gliederung

Text

Im Rahmen der Veränderung unserer Gesellschaften kommen der Informatik und der Medizin weltweit neue Aufgaben zu. Vielleicht in besonderer Weise hiervon betroffen und in die Verantwortung genommen ist die Medizinische Informatik. Bedingt durch den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt, aber auch durch sich ändernde Bevölkerungsstrukturen ('alternde Gesellschaft') ergeben sich neue Aufgaben und neue Möglichkeiten im Hinblick auf eine weitere Verbesserung von Diagnostik und Therapie, von Prävention und Nachsorge.

Dank einer beachtlichen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, durch die Erfolge der modernen Medizin, vor allem bei den akuten Krankheiten, und dank einer Gesundheitsversorgung, welche im historischen Vergleich wohl als die Beste betrachtet werden muss, ist in den letzten Jahrzehnten die Lebenserwartung stetig angestiegen. In einem Bericht der Abteilung für Bevölkerungsfragen der Vereinten Nationen zum Thema 'Alterung der Weltbevölkerung: 1950 - 2050' [1] steht hierzu: "Die Alterung der Bevölkerung ist in der Geschichte der Menschheit beispiellos. Der steigende Anteil der älteren Menschen (60 Jahre und älter) geht mit einem Rückgang des Anteils der jungen Menschen (jünger als 15 Jahre) einher. 2050 wird es erstmals in der Geschichte weltweit mehr ältere als junge Menschen geben. ... Die Alterung der Bevölkerung ist von Dauer. ... So betrug der Anteil der älteren Menschen im Jahr 1950 8 Prozent, lag im Jahr 2000 bei 10 Prozent und wird im Jahr 2050 voraussichtlich 21 Prozent erreichen ... Der Altenquotient, d.h. das Zahlenverhältnis der Menschen im Alter von 15 bis 64 Jahren und der älteren Menschen (65 Jahre und darüber), gibt Aufschluss über die Belastung, die der potenziell erwerbsfähigen Bevölkerung entsteht. Die Auswirkungen der Bevölkerungsalterung sind am Altenquotienten abzulesen, der bereits abgenommen hat und noch weiter fallen wird. Der Altenquotient fiel zwischen 1950 und 2000 von 12 Personen im Erwerbsalter pro 65-jähriger oder älterer Person auf 9:1. Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird der Altenquotient voraussichtlich auf 4:1 sinken." Ein letztendlich weltweiter akuter Handlungsbedarf bei der Organisation der Gesundheitsversorgung ist bei diesen Zahlen offensichtlich.

Durch weltweit verfügbare und nutzbare elektronische Krankenakten, eingebettet in einrichtungsübergreifend ausgerichtete, 'transinstitutionelle', rechnerbasierte Informationssystemarchitekturen oder durch chip-basierte Gesundheitskarten für jeden Bürger soll die integrierte Versorgung deutlich verbessert werden. Mittels pervasivem Rechnen, durch ubiquitär verfügbare Information, durch die Nutzung von Sensortechnologie, mittels rechnerbasierter aktiver Umgebungen oder mittels global verfügbarer Netzwerke soll eine Versorgung ermöglicht werden, welche erheblich über die klassische Krankenversorgung hinaus geht. Auch andere Lebenssituationen sollen mit einbezogen werden, sei es ein mit Hilfe von Computern längerfristig ermöglichtes (überwachtes?) Leben älterer Menschen in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung oder sei es das rechnerbasierte Coaching eines die persönliche Gesundheit bestmöglich fördernden Wellness-Urlaubs.

Die Kommunikation zwischen den an der Krankenversorgung beteiligten Personen und mit dem Patienten soll erheblich verbessern werden. Der Patient selbst und seine Angehörigen sollen in den Versorgungsprozeß weitergehend integriert werden, sei es bei der Aufzeichnung von Beobachtungen, bei dem Zugriff auf relevantes medizinisches Wissen oder bei Entscheidungen über den weiteren Behandlungsverlauf. Fehlentscheidungen, die teilweise gravierende Auswirkungen für den Patienten hätten, sollen mittels verbesserter rechnerbasierter Prozess-Unterstützung und mittels entscheidungsunterstützender Funktionalitäten vermieden werden.

Durch effizientere und besser abgestimmte Versorgungsprozesse sollen außerdem Kosten eingespart werden, sei es durch das Vermeiden von Mehrfachuntersuchungen, durch effizientere diagnostische und therapeutische Maßnahmen oder durch organisatorisch vereinfachte Abläufe.

Zusammengefasst: Veränderte Gesundheitssysteme sollen in einer sich ändernden Gesellschaft durch intensive Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologie zu einer effizienten, qualitativ hochwertigen, dem Menschen und der Gesellschaft gerecht werdenden Gesundheitsversorgung substantiell beitragen - zu einer Versorgung, die auch für möglichst viele und nicht nur für einige wenige bezahlbar bleiben soll.

Unter dem Leitthema

Kooperative Versorgung, vernetzte Forschung, ubiquitäre Information:

der Mensch im Mittelpunkt der Gesundheitssysteme des 21. Jahrhunderts; Chancen durch Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie.

möchte die gmds2004 versuchen, die Chancen und Potenziale von Medizinischer Informatik, Biometrie und Epidemiologie für eine Gesundheitsversorgung aufzuzeigen, bei der auch in der Zukunft der Mensch im Mittelpunkt stehen kann.

Auf dieser Podiumsdiskussion sollen namhafte Vertreter aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, der Schweiz und aus den U.S.A., die aus Gesundheitsversorgungseinrichtungen und Hochschulen, aus Politik, Selbstverwaltung und aus der Industrie kommen, Ihre Überlegungen zu dieser Thematik einbringen und mit den Tagungsteilnehmern diskutieren. Insbesondere sollen sie zu folgenden Fragen Stellung nehmen:

• Welche Fortschritte konnten wir in den letzten 5-10 Jahren durch eine intensivere Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologie erreichen?

• Welche Fortschritte können wir in den nächsten 5-10 Jahren hierdurch erwarten?

• Welche Risiken müssen berücksichtigt werden?

• Welche Maßnahmen sind durch Politik, durch die Selbstverwaltungsorgane unserer Gesundheitssysteme und durch Forschung und Entwicklung zu treffen, um auch zukünftig ein leistungsfähiges, den medizinischen Möglichkeiten entsprechendes und dennoch bezahlbares Gesundheitswesen zu haben?

Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion sind:

• Prof. Dr. Marion J. Ball,Vice President, Clinical Informatics Strategies Healthlink Incorporated, Baltimore, Präsidentin der Int. Medical Informatics Association (IMIA) von 1992-1995,

• Dr. Martin Denz, FMH - Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte, Bern, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI)

• DI Harald Gaugg, Sektionschef für Strukturpolitik im Gesundheitswesen, Österreichisches Ministerium für Gesundheit und Frauen, Wien,

• Prof. Dr. Bernhard Güntert, Vorstand des Instituts für Management und Ökonomie im Gesundheitswesen der UMIT, Innsbruck/Hall i. Tirol,

• Prof. Dr. Martin Krismer, Vorstand der Universitätsklinik für Orthopädie, Medizinische Universität Innsbruck,

• Prof. Dr. Dr.h.c. Erich Reinhardt, Vorstandsvorsitzender, Siemens Medical Solutions, Erlangen,

• Dr. Frank Warda, Direktor des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln und

• Prof. Dr. Jan H. van Bemmel, ehem. Rektor der Erasmus-Universität Rotterdam, Präsident der IMIA von 1998 - 2001, Vorsitzender des Hochschulrats der UMIT.


Literatur

1.
Vereinte Nationen, Abteilung für Bevölkerungsfragen (2001). Alterung der Weltbevölkerung: 1950 - 2050. Geladen am 29.12.2002 von http://www.un.org/esa/population/publications/worldageing19502050/pdf/german_execsum.pdf