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Sind adipöse Patienten teurer? Ein Beispiel aus der Wirbelsäulenchirurgie
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Fragestellung: Übergewicht – gemessen am Body-Mass-Index (BMI) – wird intuitiv häufig als Risikofaktor für hohe Komplikationsraten, schlechte klinische Ergebnisse und höhere Behandlungskosten bei Fusionsoperationen an der LWS gesehen, weswegen solche elektiven Eingriffe adipösen Patienten oftmals nicht angeboten werden. Die Literatur hierzu zeigt sich kontroversiell.
Ziel dieser Studie war es zu prüfen, ob eine lineare Korrelation zwischen BMI und klinischem Ergebnis sowie den Behandlungskosten bei Patienten mit mono- und bisegmentaler Fusion an der LWS gefunden werden kann.
Methodik: Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine retrospektive Auswertung prospektiv erhobener Daten an einer konsekutiven Serie von Patienten.
Zwischen April 2002 und April 2006 wurden an insgesamt 241 Patienten mono- und bisegmentale Fusionen (PLIF) an der LWS durchgeführt, wobei Revisionsoperationen sowie Operationen wegen Entzündung, Trauma und Tumor ausgeschlossen waren. Präoperativ und 6 Wochen sowie 1 Jahr postoperativ wurden SF36 und Oswestry-Disability-Index erhoben. Bei 47 Patienten lagen keine ausreichenden Daten vor, sodaß insgesamt 194 Patienten in die Untersuchung aufgenommen werden konnten. Von diesen Patienten wurden aus den Krankengeschichten die Variablen Alter, BMI sowie das Vorliegen von Diabetes Mellitus ermittelt und die Korrelationskoeffizienten zwischen diesen Variablen und den relativen Verbesserungen der Ergebnisparameter zur Ermittlung eines linearen Zusammenhangs, getrennt nach der Anzahl der fusionierten Etagen, berechnet. Darüberhinaus wurden durch Auswertung der Kostenträgerrechnung alle entstehenden Kosten möglichst verursachergerecht den einzelnen Fällen zugeordnet und nach Zusammenhängen zwischen Behandlungskosten und BMI gesucht.
Ergebnisse: Zwischen allen unabhängigen Variablen, insbesondere dem BMI, und den klinischen Ergebnisparametern konnten nur sehr schwache lineare Korrelationen gefunden werden. Gleiches gilt für die Analyse der Kostenträgerrechnung.
Schlussfolgerungen: Die vorliegende Arbeit legt den Schluss nahe, dass zwischen einem erhöhten BMI und dem klinischen Ergebnis von mono- und bisegmentalen LWS-Fusionen kein nennenswerter linearer Zusammenhang zu bestehen scheint. Ebenso findet sich nur ein sehr schwach positiver Zusammenhang zwischen Übergewicht und Behandlungskosten. Die alleinige Tatsache eines erhöhten BMI sollte daher nicht zum Anlass genommen werden, bei gegebener Indikation eine die Lebensqualität potentiell verbessernde Fusionsoperation abzulehnen.