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Kniegelenkdistorsion: Wann ist die Arthroskopie des Kniegelenkes indiziert?
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Einführung: Kniegelenkdistorsionen gehören zu den häufigsten Verletzungsmustern und können mit einem Kniebinnenschaden vergesellschaftet sein. Häufig kommt es im klinischen Alltag zu diskrepanten Befunden zwischen klinischer Untersuchung, MRT und Arthroskopie. Ziel unserer Untersuchung ist die Initiierung eines Algorithmus zur Indikationsstellung zur Arthroskopie, um diagnostische Arthroskopien zu reduzieren.
Material und Methoden: Retrospektiv wurden die Unterlagen von 120 konsekutiven Patienten ausgewertet, die zwischen 2005 und 2007 ambulant oder stationär nach Kniedistorsion arthroskopiert wurden. Erhoben wurden die Parameter Unfallmechanismus, Beschwerden, klinischer Untersuchungsbefund, kernspintomographischer Befund und arthroskopischer Befund. Für jeden Parameter wurde eine retrospektive Wichtung bezüglich Sensitivität und Spezifität vorgenommen und ein Scoring-System zur Verbesserung der Indikationsstellung zur Arthroskopie erstellt.
Ergebnisse: Retrospektiv bei 120 Patienten und prospektiv bei inzwischen 30 Patienten wurde das Scoring-System erprobt. Hierbei zeigte sich neben der einfachen Anwendbarkeit bei der Anwendung des Scoring-Systems eine Reduktion der diagnostischen Athroskopien auf 2%. Bei 32% der Patienten bestand eine deutliche Diskrepanz zwischen dem kernspintomographischen – auch bei auswärtig durchgeführtem MRT – und arthroskopischen Befund. Insbesondere die Diagnose einer Meniskusläsion war im MRT mit 60% häufig falsch positiv. Im MRT diagnostizierte vordere Kreuzbandrupturen, Seitenbandrupturen und Knorpelläsionen zeigten eine hohe Übereinstimmung mit dem arthroskopischen Befund (90%). Die sichersten Parameter für einen vorliegenden Kniebinnenschaden waren ein praller Kniegelenkerguss, gefolgt von Einklemmungserscheinungen und positivem Lachmann-Test.
Diskussion: Aus ethischen Gründen konnte keine Datenerhebung bezüglich einer falsch negativen Aussage unseres Scoringsystemes durchgeführt werden, da dies die Arthroskopie aller Patienten mit Kniedistorsionstrauma bedeutet hätte. Trotzdem hat sich dieses Scoring-System in unserer Klinik bewährt und kann im Verlauf bei verbesserten Untersuchungsbedingungen nach Abklingen der akuten Beschwerden oder bei Beschwerdepersistenz erneut erhoben werden. In unserer Serie liegt die Sensitivität und Spezifität der MRT unter den Ergebnissen anderer Arbeitsgruppen insbesondere bei Meniskusschäden: die Differenzierung zwischen intrameniskalen degenerativen Veränderungen und Meniskusrissen ist problematisch. Ein Erklärungsansatz ist, dass die meisten Studien MRT Geräte mit 3,0 Tesla verwenden und sich die Auswertung auf wenige spezialisierte Radiologen beschränkt. Dies entspricht aber unseres Erachtens nicht dem klinischen Alltag.
Schlussfolgerung: Zur Indikationsstellung der Knie-Arthroskopie ist die MRT alleine nicht hilfreich sondern muss im Kontext mit den klinischen Befunden und dem Beschwerdebild stehen. Der hier vorgestellte Score kann die Entscheidungsfindung erleichtern.