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Ein Vergleich zweier vorderer Kreuzbandersatzplastiken mit Patellarsehne oder Semitendinosus- und Gracilis-Sehnen 8 Jahre nach Operation – eine prospektive, kontrollierte, randomisierte Studie
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Fragestellung: Ziel dieser Studie ist die Evaluation funktioneller und radiologischer Langzeitergebnisse nach implantatfreier vorderer Kreuzbandersatzplastik (VKB-P) unter Verwendung der Patellarsehne (PS) bzw. Hamstring-Sehnen (HS) 8 Jahre post-OP.
Methodik: 62 Patienten mit isolierter VKB-Insuffizienz nahmen an dieser prospektiven Studie teil. Die PS-Gruppe bestand aus 31 Patienten (18m,13w; Ø29,9 Jahre), die HS-Gruppe aus 31 Patienten (15m,16w; Ø34,2 Jahre). Alle Patienten wurden zwischen 10´1998 und 09`1999 vom Seniorautor operiert. Dabei wurden alle mit einer press-fit-Technik ohne Verwendung von Fixationsmaterialien versorgt und erhielten dieselbe beschleunigte postoperative Rehabilitation. 8,3 Jahre post-OP wurden 44 Patienten nachuntersucht, 21 (12m,9w) der PS-Gruppe und 23 (13m,10w) der HS-Gruppe. Alle Patienten wurden präoperativ, 1 und 8-9 Jahre post-OP mit Tegner-, Lysholm- und IKDC-Score, KT-1000, "One-Leg-Hop"(O-L-H), "Kneeling-" und "Knee-walking-Test", sowie isokinetischer Kraftmessung untersucht. Zusätzlich wurden bei dem 8-Jahre-Follow-up beidseits MRT-Aufnahmen angefertigt, um Knorpelveränderungen festzustellen. Für die statistische Auswertung wurde der Student´s t-Test verwendet, das Signifikanzniveau lag bei p0,05.
Ergebnisse: 8,3 Jahre post-OP ergab sich weder im Tegner-, noch im Lysholm-Score ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen (Tegner 4,6(PS) vs.5,3(HS)/p=0,17; Lysholm 85,9 vs.91,4 Punkte/p=0,32). Im IKDC-Score erreichten in der PS-Gruppe 73% der Patienten ein normales (A) bis fast normales (B) Ergebnis, in der HS-Gruppe 79%. Die KT-1000-Stabilitätsmessung unterschied sich nicht signifikant (1,4mm vs.1,3mm). Ein pivot-glide war bei 19,1% der PS-Gruppe und 17,4% der HS-Gruppe zu finden, ein positiver pivot-shift fand sich bei 9,5% der PS-Gruppe und 8,7% der HS-Gruppe. In keiner Gruppe zeigte sich ein signifikantes Defizit in der Extension oder Flexion. In der isokinetischen Kraftmessung zeigte sich kein signifikanter Unterschied bezüglich der Streckkraft (92,1% vs.89,5%/p=0,76), jedoch eine signifikant geringere Beugekraft in der HS-Gruppe (98,7% vs.88,1%/p=0,028). Beim "Kneeling-" und "Knee-walking-Test" bestand auch nach 8-9 Jahren ein signifikanter Unterschied (Kneeling 1,33 vs.1,03/p=0,035; knee-walking 1,66 vs.1,18/p=0,032). Der "O-L-H" war in beiden Gruppen nahezu seitengleich (91,6% vs.93,0%/p=0,89). Im MRT war im Follow-up keine femorale Tunnelerweiterung nachweisbar (105,9% vs.106,6%), in der HS-Gruppe war der tibiale Tunnel signifikant erweitert (+27,3%). In keiner Gruppe zeigte sich eine signifikante Verschlechterung des Knorpeldefekts.
Schlussfolgerung: Die VKB-Plastik in press-fit-Technik unter Verwendung der Patellar- oder Hamstringsehnen ist eine ausgezeichnete Methode die Stabilität und Funktionalität des Knies wiederherzustellen. Die Vorteile der Beuge-Sehnen-Transplantate hinsichtlich geringerer Morbidität werden mit einer dauerhaften, leichten Einbuße der Flexionskraft erkauft.