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Vorteile des minimalinvasiven Zugangs bei winkelstabiler Osteosynthese von Oberarmkopffrakturen – Ergebnisse einer prospektiv randomisierten Studie
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Fragestellung: Durchgeschobene Plattenosteosynthesen werden als minimalivasive Behandlungsstrategie bisher erfolgreich im Bereich der unteren Extremität angewendet. Für den Oberarmkopf wurde eine vergleichbare Strategie mittels polydirektional winkelstabiler Platte und Zielbügel entwickelt (NCB-System). Im Rahmen dieser prospektiv randomisierten Studie (Ethikkomm.-Nr.AZ05-2881) wird die „minimal-invasive“ Plattenosteosynthese (3 cm Deltasplit mit perkutaner Verschraubung; MIPO) der offenen Plattenosteosynthese (deltoideopectoraler Zugang; OPO) bei Patienten mit isolierten Oberarmkopffrakturen gegenübergestellt. Dabei wird jeweils das gleiche Implantat verwendet.
Methodik: Bei der Randomisierung wird der Schweregrad der Fraktur (2-Fragmente bzw. 3-4 Fragmente) berücksichtigt. Die Datenerfassung erfolgt mittels eines standardisierten Erfassungsbogens über 6 Monate.
Ergebnisse: Von 1/06 bis 01/08 wurden bisher 34 (16 OPO, 18 MIPO) Patienten in die Studie aufgenommen (n=14 2-Fragment- und n=20 3–4-Fragmentfrakturen mit Gleichverteilung in beiden Gruppen). Die OP-Dauer und der Blutverlust waren tendenziell geringer in der MIPO-Gruppe (87 min. vs. 101 min. bzw. 128 ml vs. 154 ml). Es traten 3 revisionsbedürftige Frühkomplikationen auf (MIPO: Blutung aus V.axillaris; OPO: Hämatom, Dislokation Tub. majus). Eine postoperative Osteitis bei einem immunsupprimierten Patienten (OPO) mußte operativ saniert werden und machte eine Prothesenimplantation nötig. Die Patienten der MIPO-Gruppe konnten bei geringeren pop. Schmerzen (Visuelle Analog Scala 3,3 vs. 4,2 am Entlassungstag) signifikant früher entlassen werden (nach 6,0 vs. 11,2 Tagen). Läsionen des N. axillaris wurden nicht beobachtet. Über den Beobachtungszeitraum zeigte sich klinisch und radiologisch kein Unterschied im Hinblick auf die Geschwindigkeit der knöchernen Konsolidierung. Eine partielle Oberarmkopfnekrose mit Durchschneiden von Kalottenschrauben wurde in 2 Fällen beobachtet (1x OPO, 1x MIPO). Nach knöcherner Konsolidierung wurde bei 4 Patienten (3x MIPO, 1x OPO) bei mechanischem Impingement eine Metallentfernung durchgeführt. 6 Wochen postoperativ zeigte sich in der MIPO-Gruppe tendentiell ein Vorteil bzgl. Beweglickeit (Abduktion 46° vs 37°; Anteversion 55° vs 44°; Außenrotation 24° vs 19°) und Schmerz (VAS 3,4 vs 4,3), der sich nach 6 Monaten nicht mehr nachweisen ließ.
Schlussfolgerung: Gegenüber dem klassischen deltoideopektoralen Zugang kann die minimal-invasive Plattenosteosynthese vergleichbar sicher (hinsichtlich der Komplikationen) mit etwas geringerem Aufwand (OP-Dauer) durchgeführt werden. Der minimal-invasive Zugang begründet die geringeren pop. Schmerzen und damit einen deutlich verkürzten Krankenhausaufenthalt. Der funktionelle Vorteil (Beweglichkeit, Schmerz) gleicht sich aber über die Beobachtungszeit in beiden Gruppen an. Ob durch den Delta-Split-Zugang eine Senkung des Kopfnekroserisikos errreicht werden kann soll durch Einschluss weiterer Fälle in die fortgesetzte Studie gezeigt werden.