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Untersuchungen zur Lebensqualität langzeitüberlebender jugendlicher Patienten mit malignen, kniegelenksnahen Knochentumoren
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Der zur Beurteilung der Krankheitsbewältigung nach orthopädisch-onkologischen Behandlungen entscheidende Lebensqualitätsbegriff gliedert sich in drei Bereiche: Erstens funktionelle Fähigkeiten, zweitens soziale Integration und drittens psychische Adaptation. Die paraklinischen Bereiche der Lebensqualität sind durch soziale und interpersonelle Aspekte determiniert. Sie beinhalteten somit unter anderem Rollenfunktionen, psychologische Symptome und Auffälligkeiten, Veränderungen des Selbst- und Körperempfindens sowie sexuelle Dysfunktionen. In verschiedenen Publikationen wurde die Frage nach einer Interaktion und Gewichtung der verschiedenen Bereiche bislang sehr uneinheitlich beantwortet.
Methodik: 63 Patienten mit Status nach kombiniert onkologisch/chirurgischer Behandlung von kniegelenksnahen Knochensarkomen wurden mit einem medianen Beobachtungszeitraum von 22 Jahren in einer nicht-randomisierten Studie nachuntersucht. Das Untersuchungsprotokoll orientierte sich an der Kategorisierung des Sickness-Impact-Profile und umfasste neben globalen klinischen und pyschologischen Tests standardisierte Interviews sowie eine Analyse von Persönlichkeitsfaktoren.
Ergebnisse: Gemessen am Bildungsgrad und sozioökonomischen Status war die Gesamtgruppe der Patienten voll in ihre Umgebung integriert. In der Mehrzahl der Fälle konnte ein konfrontativ verarbeitender Copingmodus mit entsprechender Umbewertung von Lebensinhalten beobachtet werden. Vermehrte Krankheitsgedanken sowie abweichende Einschätzungen des Selbstbildes konnten bei denjenigen Patienten festgestellt werden, die unabhängig vom angewandten Operationsverfahren ein persistierend schlechteres klinisches Behandlungs-ergebnis aufwiesen. Im Vergleich zwischen funktionellen und psychometrischen Tests ließ sich somit eine Korrelation zwischen klinischem und psychosozialem Outcome nachweisen. Bei Patienten mit mutilierendem Operationsverfahren wurde die äußere Gestalt der Extremität von etwa der Hälfte der ehemaligen Patienten kritisch beurteilt. Keiner dieser Patienten zeigte jedoch Anzeichen sozialer Desintegration oder depressiver Verstimmung.
Schlussfolgerung: Verbunden mit der erfolgreichen Etablierung neoadjuvanter Behandlungsprotokolle hat sich die Überlebensrate von Patienten mit Knochensarkomen so verbessert, dass Fragen der langfristigen Lebensqualität und der Krankheitsbewältigung in den Mittelpunkt des klinischen Interesses gerückt sind. Das kosmetische Ergebnis der Operation, dass über Jahre hinweg die Diskussion, insbesondere über die Differentialtherapie der unterschiedlichen Operationsverfahren bestimmt hat, spielt dabei jedoch im Vergleich zum funktionellen Ergebnis der Therapie keine übergeordnete Rolle. Bei der Bewertung von Langzeit-ergebnissen steht die Interpretation der unterschiedlichen Aspekte sowie möglicher systematischer Fehlerquellen erst am Anfang der Diskussion.