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Ergebnisse und Folgen eines transparenten, abteilungsinternen Komplikationsmanagements 2005 und 2006
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Einleitung: Die Erfassung und öffentliche Diskussion von Komplikationen nach therapeutischen Maßnahmen und operativen Eingriffen ist ein sensibles Thema und wird oftmals selbst im abteilungsinternen Rahmen gemieden. Es ist jedoch nachvollziehbar, dass die breite Diskussion und damit das Einbringen verschiedener Meinungen und Aspekte wertvolle Informationen zur stetigen Verbesserung liefern. Daher haben wir für unsere Abteilung eine Komplikationserfassung angepasst.
Methode: Seit Anfang 2005 erfassen wir operative und nicht operative Komplikationen unserer Abteilung systematisch, werten sie aus und ziehen daraus therapeutische Konsequenzen. Alle Komplikationen werden im Rahmen einer wöchentlichen Fortbildungsveranstaltung vorgestellt, diskutiert und bewertet. Die Informationen werden zusätzlich systematisch zur Mitarbeiterfortbildung benutzt. Desweiteren nutzen wir die Komplikationserfassung zur Erhebung sogenannter Tracer-Diagnosen und prüfen so in Zusammenarbeit mit unserem hygienischen Institut die Asepsis unserer OP-Räume.
Ergebnisse: 2005 und 2006 wurden bei einer Gesamtzahl von 2730 bzw. 3124 Operationen, 102 (3,7%) bzw. 71 (2,3%) Komplikationen erfasst und nach verschiedenen Kriterien (Lokalisation, Art der Komplikation, Osteosyntheseverfahren) analysiert. Die Unterteilung der Komplikationen in Fälle mit operativen und nicht-operativen Therapiefolgen zeigte eine deutlich höhere Anzahl an operativen Komplikationen (133) gegenüber 40 Komplikationen ohne operative Folgeeingriffe (2005 und 2006). Die meisten operativen Komplikationen (21) fanden wir 2005 bei Wirbelsäuleneingriffen. Eine gesonderte Analyse der Wirbelsäuleneingriffe zeigte, dass es sich hierbei zum Großteil um Wundheilungsstörungen bei dorsalen Eingriffen im Bereich der BWS und LWS insbesondere bei älteren Patienten handelte.
Die Diskussion der Komplikationen in einer wöchentlichen Besprechung brachte den Fokus auf die Klammernaht als mögliche Ursache der Wundheilungsstörungen. Auf diese Weise konnte die Komplikationshäufigkeit durch einen Technikwechsel (Hautnähte) beim Wundverschluß drastisch reduziert werden (12 Komplikationen 2006).
Bei den Komplikationen ohne Folgeeingriffe zeigten sich am häufigsten Nervenläsionen (11), Tiefe Beinvenenthrombosen (6) sowie iatrogene Verbrennungen (4).
Die hohe Zahl an Verbrennungskomplikationen wurde ebenfalls aufgearbeitet und konnte im Jahr 2006 durch Fortbildungsmaßnahmen quasi eliminiert werden.
Zusammenfassung: Durch die dargestellte Form der Komplikationserfassung hat sich eine neue Transparenz für Fehler und Komplikationen entwickelt, da jeder Mitarbeiter alle Komplikationen und deren Verlauf erfährt und in den Lösungsprozess mit eingebunden wird. Darüber hinaus soll in Zukunft durch Erhebung von Risikofaktoren wie Diabetes, Alter, Dialysepflichtigkeit, pAVK, Hämophilie, HIV- und HCV-Erkrankungen deren Auswirkung auf das OP-Risiko untersucht werden und so eine bessere Risiko-Abwägung ermöglicht werden.