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Patellafrakturen im Kindesalter
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Patellafrakturen im Kindesalter sind selten, die Inzidenz wird mit unter 1% aller kindlichen Frakturen angegeben. Ziel dieser Studie war eine systematische Erfassung von Epidemiologie, Risikofaktoren und Outcome dieser Verletzung.
Methodik: Retrospektiv wurden alle kindlichen Patellafrakturen (bis 16 Jahre), die zwischen den Jahren 1992 und 2006 behandelt wurden, erfasst (Evidence-Grad 3b). Neben der Erhebung der epidemiologischen Daten erfolgte die Outcome-Analyse mittels HMS-Score und durch Auswertung der bildgebenden Diagnostik.
Ergebnisse: Bei den 21 Fällen handelte es sich um 5 Mädchen und 16 Jungen, deren Durchschnittsalter bei 12,7 Jahren lag. Unfallursache waren hauptsächlich sportliche Freizeitaktivitäten, weniger auch direkte Anpralltraumen oder Verkehrsunfälle. Bei 2 Kindern lag zusätzlich eine Patellaluxation vor, einmal trat die Patellafraktur im Rahmen eines floating knee mit Tibiakopftrümmerfraktur auf. Regelhaft lag bei der Primäruntersuchung ein Kniegelenkserguss vor. Die überwiegende Frakturform des Kindesalters ist der Polabriss, zu dem auch die sogenannte „sleeve fracture“, eine Avulsionsfraktur des distalen Patellapols mit einem kleinen knöchernen und einem größeren Weichteilanteil, gerechnet wird. In 11 Fällen erfolgte eine konservative Therapie, bei der operativen Versorgung kamen die Techniken der transossären Naht, der Zuggurtung, der Polipin-Refixation und der Schraubenosteosynthese zur Anwendung. In 7 Fällen erfolgte begleitend eine arthroskopische Einschätzung des Kniebinnenschadens. 17 Kinder konnten nach einem Zeitraum von durchschnittlich 47 Monaten nachuntersucht werden, wobei in 12 Fällen das Ergebnis sehr gut, in den 5 übrigen Fällen gut war. Das Ergebnis nach Trümmerfraktur war durchschnittlich schlechter als bei allen anderen Frakturformen, das Outcome nach operativem oder konservativem Vorgehen war nicht different. Die Trümmerfraktur ist eine Frakturform des höheren Kindesalters (Mittel 15,5 Jahre), der Polabriss eine Frakturform des jüngeren Alters (Mittel 11,5 Jahre, p=0,04). Konventionell radiologisches Outcome und das Vorliegen funktioneller Defizite korrelierten nicht signifikant mit dem HMS-Score. Langfristig prognosebestimmend ist der begleitende retropatelläre Knorpelschaden, der häufig nur durch eine Kernspintomographie adäquat abgebildet wird. In einem Fall wurde eine ACT 2 Jahre nach Unfall vorgenommen, in einem weiteren Fall wurde dieses Vorgehen empfohlen.
Schlussfolgerungen: Patellafrakturen im Kindesalter sind selten und haben eine gute Prognose. Die Behandlungsrichtlinien entsprechen im wesentlichen denen des Erwachsenenalters, d.h. minimal dislozierte Frakturen können konservativ durch Ruhigstellung ausbehandelt werden, bei stärkerer Dehiszenz der Fragmente oder bei größeren osteochondralen Abscherungen sollte operativ vorgegangen werden, wobei langfristig bestimmend der gelegentlich auch behandlungsbedürftige retropatelläre Knorpelschaden ist.