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Vorbereitung von Krankenhausärzten auf einen MANV – Erste Ergebnisse einer andauernden Studie in Deutschland
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Das Ziel unserer Studie ist es, die Vorbereitung von Krankenhausärzten auf einen Massenanfall von Verletzten (MANV) zu beurteilen.
Methodik: Eine Online-Umfrage, die 16 Fragen enthielt, wurde dem Leiter der Abteilung für Chirurgie/Unfallchirurgie, Innere Medizin und Anästhesie per Email zugeschickt. Angeschrieben wurden Maximal-, Schwerpunkt- und Grundversorgungskrankenhäuser in Deutschland. Abgefragt wurden unter anderem: Kenntnis des Krankenhaus Notfall- und Katastrophenplanes, Aufgabengebiet des Arztes bei „interner“ (Feuer, Wasserrohrbruch, Stromausfall im Krankenhaus) sowie „externer“ Schadenslage (Katastrophe, Unfall, Terroranschlag), sowie Wissen über Verletzungsmuster und Behandlungsstrategien bei kontaminierten Patienten nach konventionellen, oder chemisch, nuklearen, biologischen Terroranschlag. Vorläufige Auswertung der ersten zwei Monate werden hier gezeigt. Die Ergebnisse wurden statistisch mit dem one-way Analysis of Variance (ANOVA) Test und dem Turkey-Kramer Multiple Comparisons Test evaluiert.
Ergebnisse: 65 Internisten, 126 Chirurgen und 190 Anästhesisten füllten den Fragebogen aus. 127 Ärzte (33%) waren sich der Details des Katastrophenplanes ihres Krankenhauses nicht bewusst, während 10% den Plan überhaupt nicht kannten (38 von 381).
48% der interviewten Ärzte kannte ihren Verantwortungsbereich im Falle eines internen Notfalls (Feuer, Wasserrohrbruch, Stromausfall) nicht. Chirurgische Assistenzärzte und Fachärzte zeigten signifikant weniger Wissen im Bereich der Behandlung von chemisch, nuklear, oder biologisch kontaminierten Patienten verglichen mit den anderen Disziplinen (p<0,01).
Schlussfolgerung: Die Vorbereitung von Ärzten in Krankenhäusern auf einen MANV ist unzulänglich. In chirurgischen Fachgebieten tätige Ärzte zeigten bedeutend weniger Wissen im Bereich der Behandlung von chemisch, nuklear oder biologisch kontaminierten Patienten. In einer Studie von Shapira et al. [Ref. 1] wurde dokumentiert, das 61,5% der Patienten nach einem Bombenanschlag Verletzungen in 2 oder mehr Körperregionen davongetragen haben. Verletzungen welche in ihrer Komplexität normalerweise nicht in der zivilen Notfallmedizin gesehen werden. Fakt ist, das der so genannte „multidimensional“ verletzte Patient dem eines Verletzten entspricht, welcher im Krieg verwundet wurde. Diese Fakten führen zu der Erkenntnis, dass Unfallchirurgische Zentren der Maximalversorgung und Unfallchirurgen / Chirurgen Führungspositionen im Bereich Planung und Management von Großschadensereignissen nach Bombenexplosion und Katastrophen übernehmen sollten. Die Notfallmedizinische Ausbildung von Ärzten muss an die Zunahme von Katastrophen und der Terroristischen Bedrohungen angepasst werden, daher muss die Ausbildung dementsprechend modifiziert werden.