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Die posthämorrhagische Immunsuppression ist durch die zeitlich unterschiedliche Aktivierung von lymphozytären Apoptosewegen gekennzeichnet
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Bei schwer verletzten Patienten kommt es oft zu einer systemischen Inflammationsreaktion mit nachfolgender Immunsuppression. Beides resultiert in Organschäden, welche zu Organfunktionsstörungen oder zum Organversagen prädisponieren. In der Pathogenese des schweren Gewebetraumas stellt die gestörte Zellhomöostase auf der Grundlage einer dysregulierten lymphozytären Apoptose eine wesentliche Ursache dafür dar. Der diesbezügliche Verlauf und die Regulation der lymphozytären Apoptose in der Milz wurden anhand des hämorrhagischen Schock(HS)-Modelles der Maus untersucht.
Methodik: Männliche, gesunde C57/BL-6(J-Strain)-Mäuse (8-12 Wochen, 25-30 g) wurden nach standardisierten Bedingungen gehalten und im HS-Modell untersucht. Für hämorrhagische Mäuse wurde unter arteriellem RR-Monitoring über einen A. femoralis-Katheter in Ketamin/Xylazin-Narkose ein HS bei 35mmHg±5 über 60 min induziert. Unmittelbar im Anschluß erfolgte eine Reinfusion des 3fachen des entnommenen Blutvolumens mit 0,9% NaCl-Lösung. Sham-Mäuse erhielten den A. femoralis-Katheter ohne Induktion eines HS bzw. Reinfusion. Kontrollmäuse wurden ohne jegliche Behandlung untersucht. Zu t=1h, 24h, 72h wurden entsprechende Tiere getötet und die Milz zur flowzytometrischen Untersuchung von Apoptoserezeptoren (CD120a, CD95) analysiert. Zusätzlich erfolgte über das TUNEL-Verfahren der Nachweis einer DNA-Fragmentation. Die Aktivität von Effektorkaspasen (Kaspase-3/7, -8, -9) wurde über in-vitro-Aktivitätsassays geführt, der Nachweis von pro- und anti-apoptotischen Proteinen (Bax, Bcl-2, Bcl-x) über Real-Time-PCR bzw. Western-Blot.
Ergebnisse: Der hämorrhagische Schock führte zu einer signifikanten Abnahme der Leukozyten über den gesamten Untersuchungszeitraum. Dabei zeigten die posthämorrhagischen Aktivitäten von rezeptor- sowie mitochondrial vermittelten Apoptose-Enzymen (Kas-3/7, -8, -9) in der Milz einen biphasischen Verlauf mit hohen Werten bei 0h und 72h sowie minimalen Werten bei 24h im Vergleich zu den entsprechenden Sham- bzw. Kontroll-Tieren. Diese Daten konnten gut mit den korrespondierenden TUNEL-Färbungen sowie der Expression des TNFR-1 (CD120a), jedoch nicht mit der des FasR (CD95) korreliert werden. Parallel dazu wiesen die mRNA und Protein-Expressionen der pro- bzw. anti-apoptotischen, mitochondrialen Proteine Bax und Bcl-2 über den gesamten Untersuchungszeitraum einen inversen Verlauf mit starker pro-apoptotischer Tendenz auf.
Schlussfolgerungen: Die nach einem hämorrhagischen Schock verstärkt auftretende lymphozytäre Apoptose in der Milz läuft sowohl unter Beteiligung kaspaseabhängiger Todesrezeptoren als auch mitochondrialer Proteine ab und weist einen biphasischen, differentiellen Verlauf auf. Insbesondere der frühe Anstieg der Kaspase-9-Aktivität kann nicht mit dem Expressionsmuster der mitochondrialen Proteine Bax und Bcl-2 korreliert werden, was auf die Beteiligung zusätzlicher Regulationsfaktoren in der lymphozytären Apoptosekaskade der Milz hindeutet.