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Der Ersatz des vorderen Kreuzbandes bei offenen Wachstumsfugen: eine interdisziplinäre Studie im Schafmodell
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Fragestellung: Rupturen des vorderen Kreuzbandes im Kindesalter werden mit zunehmender Häufigkeit diagnostiziert. Unter konservativer Therapie kommt es bei bis zu 90° der Patienten zu einer konsekutiven Meniskusschädigung. Für die operative Therapie wurde wiederholt die Gefahr einer iatrogenen Schädigung der Wachstumsfugen mit konsekutiven Wachstumsstörungen postuliert. Ziel der Studie war die sequentielle, digitale Vermessung des Beinskelettes im Verlauf nach vorderem Kreuzbandersatz bei offenen Wachstumsfugen in einem Grosstiermodell.
Methodik: An 32 Schafen im Alter von vier Monaten (entsprechend der Entwicklungsstufe eines etwa achtjährigen Menschen) wurde ein Kreuzbandesatz mit einem ipsilateralen Achillessehensplit in einer transphysealen Technik durchgeführt. Die Bohrkanäle hatten femoral und tibial einen Durchmesser von 4,5mm. Die Transplantatfixierung erfolgte femoral über einen Endobutton®, tibial über einen Suture Washer® (beide: Smith and Nephew, Deutschland). Die Tiere wurden in vier Gruppen zu je acht Tieren nach 3, 6, 12 und 24 Wochen euthanasiert. Zur Bestimmung potentieller Wachstumsstörung wurden Röntgen Achsenaufnahmen der exartikulierten hinteren Extremitäten mit einer Referenzkugel angefertigt und mit einer entsprechenden Software (MEDICAD®, Messgenauigkeit 1mm bzw. 1°) vermessen. Bestimmt wurden im Seitenvergleich die Beinlängen sowie Achsenabweichungen in der frontalen (Varus/Valgus) sowie saggitalen (Ante-/Rekurvation) Ebene.
Ergebnisse: Es kam zu einer adäquaten Zunahme der Beinlänge im Rahmen des physiologischen Wachstums der Schafe. Die Vermessung der Längen und Achsen im Seitenvergleich ergab keinen Hinweis auf eine Wachstumsstörung in Folge des transphysealen Ersatzes des vorderen Kreuzbandes.
Schlussfolgerung: Eine transphyseale Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes führte in diesem Modell an Schafen mit offenen Wachstumsfugen zu keiner Wachstumsstörung. Dieses Tiermodell bestätigt somit klinische Ergebnisse, wonach ein Kreuzbandersatz mit klein gewählten Bohrkanaldurchmessern auch bei sehr jungen Individuen zu keinen Wachstumsstörungen führt. Die häufig in der Literatur geäußerte Befürchtung einer iatrogenen Wachstumsstörung bei Bohrungen durch die Wachstumsfugen im Rahmen eines Kreuzbandersatzes kann durch dieses Grosstiermodell nicht bestätigt werden.