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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie
70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und
47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie

02. - 06.10.2006, Berlin

Das radikale Debridement bei infizierten Hüft-Totalprothesen - ein Element unseres Behandlungsalgorithmus für Hüft-Totalprotheseninfekte

Meeting Abstract

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  • T. Maurer - Orthopädische Klinik, Kantonsspital Liestal, Liestal, Switzerland
  • P. Ochsner - Orthopädische Klinik, Kantonsspital Liestal, Liestal, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 70. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 92. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und 47. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 02.-06.10.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. DocW.6.2-1610

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgu2006/06dgu0845.shtml

Veröffentlicht: 28. September 2006

© 2006 Maurer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Sind die Resultate eines chirurgischen radikalen Debridement in bestimmten Situationen vergleichbar mit den Ergebnissen einer einzeitigen oder zweizeitigen Wechseloperation? Der an unserer Klinik durch den Koautor entwickelte Behandlungsalgorithmus für infizierte Hüft-Totalprothesen beinhaltet bei einem akut aufgetretenen Infekt ein chirurgisches Debridement mit sorgfältiger Entfernung des entzündeten Gewebes. In der Regel wird eine Spül-Saugdrainage für 3 Tage installiert und für 3 Monate eine orale Antibiotikatherapie verordnet. Voraussetzung für dieses Verfahren ist, dass bei Behandlungsbeginn die Infektsymptome nicht länger als 3 Wochen bestehen, weitgehend intakte Weichteilverhältnisse vorliegen und die Prothese fest ist.

Methodik: In einer Fallserie wurden alle Debridements nach akutem Infekt einer Hüft-Totalprothese in der Zeit von Oktober 1984 bis Dezember 2004 an unserer Klinik erfasst und die Resultate unserer standardisierten prospektiven Nachkontrollen nach 1, 2, 5 und 10 Jahren ausgewertet. Es handelt sich in diesem Zeitraum um 26 Patienten, bei denen 24 Debridements und 2 isolierte Punktionen durchgeführt wurden. Bei Manifestation der Infektion hatten 9 Patienten die Kriterien einer Sepsis. Innerhalb von 3 Wochen nach der Behandlung sind 6 Patienten verstorben, 5 davon wegen einer Sepsis.

Ergebnisse: In 15 von 26 Fällen war nach einer Beobachtungszeit von mindestens 1 Jahr kein Rezidiv aufgetreten. Bei 4 Patienten trat ein Rezidiv auf. Ein Patient wollte sich trotz nachgewiesenem Keim im Punktat nicht operieren lassen und verstarb ohne Antibiotika nach 2,5 Jahren unabhängig von dem Protheseninfekt.

Schlussfolgerung: Auffallend ist ein hohes postoperatives Mortalitätsrisiko für diese Patientengruppe. Dieses erklärt sich dadurch, dass unser Algorithmus sowohl für akute Frühinfekte als auch für akute hämatogene Infekte innerhalb von 3 Wochen seit Beginn der Symptome ein Debridement vorsieht. Viele Patienten zeigen in dieser Situation Zeichen einer Sepsis. Eine Wechseloperation würde zu diesem Zeitpunkt ein noch größeres Risiko bedeuten. Unter Ausschluss der innerhalb der ersten 3 Wochen verstorbenen Patienten sind von 20 Patienten nach mindestens 1 Jahr Beobachtungszeit 15 (75 %) geheilt. Zu berücksichtigen ist, dass die erfolgreiche Infektbehandlung bei diesen Patienten ohne Zerstörung der Knochensubstanz erreicht wird und damit die Voraussetzungen für eventuell später notwendige Revisionseingriffe besser sind.